Schulter schnell und schmerzarm eingerenkt
Eine neue Repositionstechnik bei vorderer Schulterluxation, die ohne Analgetika, Sedativa oder Assistenten auskommt, haben griechische Orthopäden vorgestellt - samt prospektivem Vergleich mit klassischen Methoden.
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Eine Luxation tut weh, die Reposition gelingt schmerzarm.
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NEU-ISENBURG. Ein neues Verfahren zur Reposition bei Schulterluxation ist offenbar schneller und weniger schmerzhaft als die klassischen Methoden nach Hippokrates und nach Kocher. Und so geht's: Der Arzt zieht den Patienten leicht an der Hand des Arms und abduziert langsam (Orthopädie & Rheuma 2010; 6: 30). Der Unterarm befindet sich dabei in neutraler Rotationsstellung.
Um die Muskulatur zu entspannen, werden während dieser allmählichen Abduktion unter permanent leichtem Zug gleichzeitig kurze (zwei- bis dreimal pro Sekunde) und niedrigamplitudige (etwa 5 cm nach oben oder unten) vertikal oszillierende Bewegungen gemacht, schlägt Dr. Fares E. Sayegh vom Papageorgiou General Hospital in Thessaloniki vor (J Bone Joint Surg 2009; 91: 2775).
Sind 90 Grad Abduktion erreicht, rotiert der Arzt den Arm des Patienten vorsichtig nach außen, wobei er die Abduktion und die Oszillationen fortsetzt. Bei etwa 120 Grad kommt es in der Regel zu einer Reposition. Danach wird der Arm nach innen rotiert und auf dem Brustkorb platziert.
Ob dieses als FARES (Fast, Reliable and Safe) bezeichnete Verfahren tatsächlich neu ist, bezweifeln einige Kommentatoren, da es nur in Details von früher publizierten Methoden abweicht. Interessant ist dennoch der prospektive Vergleich mit klassischen Repositionsmethoden bei 154 Patienten mit vorderer Schulterluxation. Niemand hatte ein Schmerzmittel erhalten.
Den Assistenzärzten im ersten und zweiten Ausbildungsjahr gelang die Reposition mit FARES bei knapp 89 Prozent der Patienten und damit signifikant häufiger als mit den Manövern nach Hippokrates (73 Prozent) und nach Kocher (68 Prozent). Außerdem befand sich der Humeruskopf mit durchschnittlich zweieinhalb Minuten deutlich schneller wieder am richtigen Ort.
Die Schmerzen bezifferten die FARES-Patienten auf der zehnstufigen visuellen Analogskala mit durchschnittlich 1,6, mit den klassischen Methoden dagegen mit 4,8 bis 5,4 - auch dies ein signifikanter Unterschied. Komplikationen traten in keiner der drei Gruppen auf.