Kollegen-Tipps
Sechs Fragen erleichtern Kopfschmerz-Diagnostik
Für die Differenzialdiagnose von Kopfschmerz hilft es, zunächst sechs Fragen zu klären, so der Rat eines Experten beim diesjährigen Schmerz- und Palliativtag.
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Für alle Kopfschmerzsyndrome gilt: am wichtigsten ist die Anamnese.
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FRANKFURT / MAIN. 220 Kopfschmerzformen unterscheidet die Internationale Kopfschmerzgesellschaft IHS in ihrem 2018 aktualisierten Klassifizierungssystem mit 14 Kapiteln. Für alle Kopfschmerzsyndrome gilt: am wichtigsten ist die Anamnese.
Für die Differenzialdiagnose helfe es, zunächst sechs Fragen zu klären, so Dr. Mark Obermann, Asklepios Kliniken Schildautal Seesen beim Schmerz- und Palliativtag in Frankfurt am Main
Das sind die sechs wichtigsten Fragen in der Kopfschmerzanamnese
- Sind die Kopfschmerzen attackenartig oder chronisch?
- Mit welcher Frequenz treten die Schmerzen auf?
- Wo sind sie lokalisiert: einseitig, holokraniell oder spezifisch?
- Gibt es Begleiterscheinungen wie Übelkeit, Erbrechen oder fokale Symptome?
- Wie verhalten sich die Patienten bei Kopfschmerzen: Sind sie zum Beispiel unruhig oder müssen sie sich hinlegen?
- Wie lange dauert die Schmerzphase an?
Die Kopfschmerzdauer kann die Diagnose wesentlich erleichtern. So dauert eine Trigeminus-Neuralgie nur wenige Sekunden – hier muss allenfalls genauer zum SUNCT-Syndrom (short-lasting unilateral neuralgiform headache with conjunctival injection and tearing) oder zur paroxysmalen Hemikranie abgegrenzt werden.
Clusterkopfschmerzen halten dagegen 15-45 Minuten an, Migräneanfälle mehrere Stunden. Wer seit einem bestimmten Zeitpunkt täglich Kopfschmerzen hat, könnte einen „new daily persistant headache“ haben. Jahrelange Kopfschmerzen sprechen zum Beispiel für einen Medikamentenübergebrauch.
Die Klassifikation ist hierarchisch aufgebaut, wobei die Detailtiefe der Diagnostik einerseits abhängt vom Zweck, andererseits von der Spezialisierung der Arztpraxis oder des Schmerzzentrums.
Die Kopfschmerzerkrankungen werden in Hauptgruppen klassifiziert, die dann in Kopfschmerztypen, -subtypen und deren Unterformen untergliedert werden. Die diagnostischen Kriterien werden nach einem ABCDE-Schema sortiert. Obermann: „Der Wiedererkennungseffekt ist hoch.“