Leitartikel
Selbstmordgefahr durch Schmerzen?
Unerträgliche Schmerzen - schon das Adjektiv legt nahe, dass derjenige, den sie quälen, unbedingt ein Ende seiner Leiden wünscht. Oft wird vermutet, dass Schmerzen Menschen in den Suizid treiben. Doch harte Daten dazu sind rar.
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Eine Schmerzpumpe wird angelegt.
© Ernert, Uniklinikum, Schmerzambulanz, Heidelberg
Mit "SPAS 2013" war der berufspolitische Kongress des Berufsverbandes der Ärzte und Psychologischen Psychotherapeuten in der Schmerz- und Palliativmedizin in Deutschland (BVSD) überschrieben, der am Freitag und Samstag in Berlin getagt hat. Gewiss nicht spaßig war sein Thema: die Schmerzmedizin in Deutschland.
In vielen KV-Bereichen verschlechtere sich die Versorgung von Patienten mit chronischen Schmerzen, klagte der BVSD-Vorsitzende Professor Joachim Nadstawek in seinem Grußwort.
Schlecht ist aber nicht nur vielerorts die Versorgung, schlecht ist auch die Datenlage zur Schmerzmedizin. Die Deutsche Schmerzgesellschaft hat deshalb bereits einen "Schmerz-Appell" formuliert, mit dem ein Ausbau der Versorgungsforschung im Bereich Schmerz erreicht werden soll.
"Vernichtungsschmerz" und "Selbstmordschmerz"
"Wir brauchen solide Daten als Voraussetzung für eine gute und verbesserte Patientenversorgung", so die Initiatoren.
Solide Daten fehlen sogar, wo es um die schlimmste Form von Schmerzen geht, unerträgliche Schmerzen, die auch mit den Begriffen "Vernichtungsschmerz" oder "Selbstmordschmerz" belegt werden. Dass Patienten, die solche Qualen leiden, mitunter an Suizid denken, liegt nahe und gilt als wissenschaftlich gesichert. Aber setzen sie diese Gedanken auch um?
Forscher um Paul Nilges vom DRK-Schmerzzentrum Mainz haben diese Frage vor fünf Jahren untersucht und ihre Ergebnisse damals auf dem deutschen Schmerzkongress vorgestellt...