Männer im mittleren Alter
Sport kann Krebs verhindern
Dass Sport Herz und Kreislauf bis ins hohe Alter fit halten kann, ist bekannt. Dass Männer im mittleren Lebensalter durch Fitness aber auch ihr Krebsrisiko deutlich senken können, zeigt jetzt eine aktuelle Studie. Zumindest gilt das für zwei häufige Krebsarten.
Veröffentlicht:BURLINGTON/USA. Körperlich fit bis ins hohe Alter - für Herz und Kreislauf ist dies eindeutig von Vorteil.
Ob sich auch die Krebsinzidenz und die Krebssterblichkeit durch Joggen, Radfahren oder andere Formen der körperlichen Betätigung senken lassen, ist jedoch weit weniger klar.
Retrospektive Analysen sind für solche Fragestellungen ebenso ungeeignet wie Studien, in denen die Teilnehmer lediglich nach ihren körperlichen Aktivitäten befragt werden, die tatsächliche Fitness aber nicht bestimmt wird.
Solche Studien bergen ein großes Risiko für Fehler und Verzerrungen.
Um etwas genauere Aussagen treffen zu können, haben Onkologen um Dr. Susan Lakoski von der Universität in Burlington geschaut, was aus knapp 14.000 Männern im Alter über 65 Jahren geworden ist, die in der Mitte ihres Lebens an der Cooper Center Longitudinal Study (CCLS) teilgenommen hatten (JAMA Oncol, online 26. März 2015).
Ausführlicher Fitnesstest auf dem Laufband
In dieser Studie wurde der Gesundheitsstatus von tausenden US-Bürgern in einer Klinik in Dallas über viele Jahre hinweg zu Präventionszwecken untersucht. Dazu zählte auch ein ausführlicher Fitnesstest per Laufband.
Das Team um Lakoski beschränkte sich in seiner Analyse auf Männer, die sich bei diesem Test in einem mittleren Lebensalter (im Schnitt knapp 50 Jahre) befunden und zwischen 1971 und 2009 an der Studie teilgenommen hatten.
In Medicare-Daten schauen sie, wie viele dieser Männer später im Alter von über 65 Jahren an Lungen-, Darm- und Prostatakarzinomen erkrankten.
Hohe Fitness, geringes Krebsrisiko
Die Männer wurden dabei in drei Gruppen eingeteilt: Solche mit einer niedrigen (20 Prozent aller Teilnehmer), moderaten (40 Prozent) und hohen (40 Prozent) kardiorespiratorischen Fitness.
Bei denjenigen mit niedriger Fitness lag die Maximalleistung im Laufbandtest im Schnitt bei 8,4 metabolischen Einheiten (MET) und in der Gruppe mit moderater Fitness bei 10,4 MET.
Die mit der höchsten Fitness erreichten im Schnitt 13,0 MET und damit das 13-Fache ihres Grundumsatzes.
Im Durchschnitt waren die Männer bei der Analyse knapp 72 Jahre alt.
In den etwa sechseinhalb Jahren, in denen sie bei Medicare seither versichert waren - beginnend also im Alter von 65 Jahren - traten 1310 Prostatakarzinome auf, 181 Kolorektalkarzinome sowie 200 Lungentumoren.
Wurde eine Reihe von Faktoren wie Alter, Körpergewicht, Cholesterinspiegel und Nikotinkonsum berücksichtigt, dann zeigte sich ein dosisabhängiger Effekt der Fitness auf die Lungen- und Darmkrebsinzidenz, nicht aber auf die Häufigkeit von Prostatatumoren.
So war in der Gruppe mit der höchsten Fitness die Lungenkrebsrate um 55 Prozent und die Darmkrebsrate um 44 Prozent geringer als in der Gruppe mit der niedrigsten Fitness. Dagegen lag bei den Fittesten die Rate von Prostatatumoren um 22 Prozent höher.
Krebsmortalität um ein Drittel geringer
Deutlich im Vorteil waren die fitten Männer bei der Krebssterblichkeit: Wer auf dem Laufbandtest im mittleren Lebensalter gut abschnitt, hatte bessere Chancen, eine Tumorerkrankung zu überleben.
Auf alle Krebsarten bezogen war bei diesen Männern die Krebsmortalität um 32 Prozent geringer, und die Sterberate infolge kardiovaskulärer Erkrankungen lag bei fitten Krebskranken sogar um 68 Prozent unter der von trägen Teilnehmern.
Weniger überraschend: Auch Männer ohne Krebsleiden zeigten eine deutlich erniedrigte kardiovaskuläre Mortalität (minus 62 Prozent), wenn sie im mittleren Lebensalter auf dem Laufband eine gute Figur machten.
Ein Rätsel bleibt jedoch die erhöhte Prostatakrebs-Inzidenz bei den körperlich fitten Männern.
Die Studienautoren um Lakoski halten hier eine simple Erklärung für wahrscheinlich: Wer seinen Körper mit Sport in Schuss hält, achtet insgesamt mehr auf die Gesundheit und nimmt auch eher am Prostatakrebs-Screening teil.
Aus diesem Grund seien in dieser Gruppe auch mehr Tumordiagnosen zu erwarten.
Insgesamt sehen die US-Onkologen einen überaus positiven Effekt der kardiorespiratorischen Fitness auf die Inzidenz der häufigsten Tumoren bei Männern und vor allem auf die Tumormortalität sowie die kardiovaskuläre Sterblichkeit.
Da Krebs und Herzkreislauferkrankungen bei älteren Personen die häufigsten schweren Gesundheitsprobleme darstellten, sollte die körperliche Fitness nach Ansicht der Studienautoren stärker in den Blickpunkt der Präventionsmedizin rücken.