Kampf gegen Mers
Südkorea setzt auf Knoblauch, Joghurt & Co.
Der Mers-Ausbruch in Südkorea könnte einen Wendepunkt erreicht haben. Die Regierung setzt bei ihrem Krisenmanagement auf spezielle Krankenhäuser, in denen Patienten keiner Infektionsgefahr ausgesetzt sind. Zudem gibt es Präventionstipps für Medizintouristen.
Veröffentlicht:NEU-ISENBURG. Südkorea forciert den Kampf gegen das Middle East Respiratory Syndrome (Mers) - unter anderem mittels der Einrichtung sogenannter "National Safe Hospitals".
In diesen sollen nach Angaben der Korea Tourism Organization Patienten mit Verdacht auf Mers in getrennten Räumen behandelt werden. Nach bisherigen Erkenntnissen wurde das Virus fast ausschließlich innerhalb von Kliniken übertragen.
Wie der Website des offiziellen Programms "Visit Medical Korea" zu entnehmen ist, hat das Gesundheitsministerium in Seoul Stand 12. Juni Anträge von landesweit 87 Krankenhäusern vorliegen, die zu den National Safe Hospitals zählen wollen.
Die Einrichtungen versprechen demnach, dass Patienten mit Verdacht auf Atemwegserkrankungen isoliert von anderen behandelt würden, um so einer potenziellen Ausbreitung in der Klinik vorzubeugen.
Für betroffene Patienten sei die Unterbringung in Einbettzimmern vorgesehen. Pneumonie-Patienten müssten sich einer obligatorischen Untersuchung unterziehen, um nachzuweisen, dass sie nicht mit Mers infiziert sind. Andernfalls könnten sie nicht auf der Intensivstation behandelt werden.
Bisher waren in Südkorea bereits fast 3500 Menschen unter Quarantäne gestellt und rund 3000 Schulen geschlossen worden. WHO-Experten, die den Ausbruch in Südkorea untersuchen, haben der Regierung empfohlen, die Schulen wieder zu öffnen.
Hoffnungsträger Medizintourismus
Diese Maßnahme kann unmittelbar im Zusammenhang mit dem aufblühenden Medizintourismus in Südkorea gesehen werden. Unter dem Motto: Visit Medical Korea wirbt die Korea Tourism Organization im Auftrag der Regierung um Medizintouristen.
Inhaltlich geht es um hochwertige medizinische Eingriffe sowie Behandlungen mit Traditioneller Koreanischer Medizin. Seit dem offiziellen Start des Programms im Jahre 2009 seien binnen fünf Jahren 634.969 Touristen für eine medizinische Behandlung in Korea gewonnen worden, davon allein 211.218 im Jahre 2013, wie aus der Statistik hervorgeht.
Die jährliche Steigerungsrate wird mit 36,9 Prozent ausgewiesen. Hauptzielländer der Kampagne sind China, die USA, Russland und Japan.
Würden ausländische Medizintouristen durch die Gefahr einer drohenden Mers-Infektion verunsichert, so stünde den drei Hauptzielen der Medizintouristen, Seoul, Busan und Jeju, zumindest ein großer Imageschaden bevor - flankiert von finanziellen Einbußen.
Potenziellen Auslandspatienten empfiehlt das Medizintourismusprogramm zudem zur Stärkung des Immunsystems - und damit zur Prävention von Infektionskrankheiten wie Mers - den Verzehr von neun Lebensmitteln, darunter Knoblauch, Brokkoli, Champignons, Joghurt, Schwarztee, Süßkartoffeln und Kaktusfrüchte.
Daraus geht hervor, dass im Samsung Medical Center in der Hauptstadt Seoul und im Pyeongtaek St. Mary's Hospital in der Provinz Gyeonggi sich mit jeweils 37 Patienten landesweit die meisten Mers-Patienten infiziert haben.
Das Samsung Medical Center musste, wie die Tageszeitung "The Korea Herald" in ihrer Online-Ausgabe berichtet, am Sonntag teilweise geschlossen, nachdem die Zahl der Patienten mit einer nachgewiesen Mers-Infektionen gestiegen sei.
Nach Angaben der Nachrichtenagentur dpa war am Montag das renommierte Seoul Boramae Hospital teilweise geschlossen, das zum Seoul National University Hospital zählt. Bis Montag gab es offiziellen Angaben zufolge in Südkorea nun 150 Patienten mit einer bestätigten Mers-Infektion.
Optimierungsbedarf in der Seuchenbekämpfung
Wie Koreas Gesundheitsministerium am Montag mitteilte, erscheint der Korea-WHO Joint Mission on Mers die Kurve der Neuerkrankungen rückläufig. Dieser Rückgang gehe einher mit einer stärkeren Kontaktverfolgung, Monitoring und Quarantäne.
Dies lege nahe, dass die Krankheitskontrollmechanismen wirken. Dennoch werde es noch einige Wochen dauern, bis klar sei, ob der Mers-Ausbruch unter voller Kontrolle ist. Der Regierung sei nahegelegt worden, sich besser auf künftige Ausbrüche vorzubereiten.
Insbesondere sollten die medizinischen Einrichtungen besser im Umgang mit schweren Infektionen vorbereitet werden. Auch solle die Rolle der Seuchenbehörde Korea Centers for Disease Control and Prevention gestärkt werden.