Themenheft des RKI zu Depressionen erschienen

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BERLIN (eb). Tabuisiert, verbreitet, behandelbar - ein neues Themenheft der Gesundheitsberichterstattung ist zum Thema Depressionen erschienen. Depressionen haben aufgrund ihrer Häufigkeit, ihrer Komplikationen und Folgen eine herausragende Bedeutung. Das neue Heft der Gesundheitsberichterstattung "Depressive Erkrankungen" gibt auf gut 40 Seiten einen Überblick über das Thema. Dargestellt werden etwa Krankheitsformen, Diagnostik, Ursachen und Risikofaktoren, Verbreitung, Folgen, Versorgung, Prävention und Perspektiven. In der Öffentlichkeit sind die Begriffe "depressiv" und "Depression" (sofern sie sich nicht explizit auf moderne Depressionskriterien beziehen) kein verlässlicher Ausdruck für eine behandlungsbedürftige psychische Störung. Gemeint ist meist eine negative Befindlichkeit, sei es im Zusammenhang mit sozialen Stressereignissen und Belastungssituationen, Konflikten oder medizinischen Leiden. Depressionen lassen sich zuverlässig von normalen Stimmungsschwankungen abgrenzen. Zu den Hauptsymptomen werden Niedergeschlagenheit, Traurigkeit und der Verlust von Interesse und Freude über einen Zeitraum von mindestens zwei Wochen gezählt. Daneben sind weitere Symptome erforderlich, um eine depressive Episode (nach ICD, oder Major Depression nach DSM) zu diagnostizieren. Hierzu gehören Störungen von Appetit und Gewicht, Schlafstörungen, Verlust des Selbstwertgefühls, Konzentrationsstörungen oder Suizidgedanken (drei bis vier Prozent aller depressiv Kranken stirbt durch Suizid). In den akuten depressiven Phasen ist definitionsgemäß die Leistungsfähigkeit massiv eingeschränkt, bis hin zur Arbeitsunfähigkeit. Depressive Erkrankungen sind meist episodenhafte Störungen, die unterschiedlich lange dauern können. Die Dauer einer Episode liegt bei der Hälfte der Betroffenen unter zwölf Wochen. Viele Patienten erleben mehrere depressive Episoden. Die Zahl derjenigen, die irgendwann im Laufe ihres Lebens an einer Depression erkranken, liegt bei 19 Prozent (25 Prozent der Frauen, 12 Prozent der Männer). Diese Zahlen wurden im Modul Psychische Störungen des Bundes-Gesundheitssurveys 1998 erhoben. Die Häufigkeit ist ähnlich hoch wie in den meisten anderen vergleichbaren Studien im EU-Raum aus den letzten Jahren. Bei der Entstehung einer Depression wird von einem Zusammenwirken von Veranlagung (genetische Prädisposition) und psychosozialen Faktoren ausgegangen. Zu den psychosozialen Faktoren zählen zum Beispiel Verlusterlebnisse und Traumatisierungen in der frühen Kindheit, kritische Lebensereignisse und fehlende soziale Unterstützung. Möglichkeiten zur Prävention bestehen im Vermeiden von Risikofaktoren und in der Stärkung und Förderung von "Resilienzfaktoren". Resilienz (von lateinisch resilire für "zurückspringen, abprallen", deutsch etwa Widerstandsfähigkeit) bezeichnet die Fähigkeit, erfolgreich mit belastenden Lebensumständen und Stress umzugehen, vor allem durch soziale Kompetenz, stabile Beziehungen und körperliche Gesundheit. Zur Therapie der depressiven Störungen gibt es medikamentöse und psychotherapeutische Verfahren sowie unterstützende Maßnahmen.

E-Mail: gbe@rki.de; www.rki.de/gbe

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Kommentare
Dr. Nabil Deeb 23.09.201021:16 Uhr

Die psychiatrische Patientin in der Schwangerschaft. Unipolare Depressionen prä- und postnatal . !




The psychiatric patient in the pregnancy. Unipolar depression, antenatal and postnatal.!


Nabil DEEB
Arzt – Physician – Doctor
PMI-Registered Doctors''Association
53140 Bonn / GERMANY


Depression in der Schwangerschaft :-

Schon in der Frühschwangerschaft weist jede fünfte Frau Zeichen der Depression auf, jedoch bleiben diese Symptome zumeist unerkannt und daher unbehandelt. Diese Frauen leiden aber nicht nur während der Schwangerschaft unter depressiven Zustandsbildern, sondern auch in der schwierigen Phase nach der Geburt sind viele Betroffenen überfordert. Eine Sensibilisierung für das Thema Depression in der Schwangerschaft kann die Situation dieser Frauen deutlich verbessern.

Die Schwangerschaft ist nicht für alle Frauen die Zeit der guten Hoffnung. Jede fünfte Frau hegt ambivalente Gefühle gegenüber ihrer Schwangerschaft, die sich sowohl auf ihre Gesundheit, Zukunftsperspektiven oder die Frage nach der neuen Verantwortung beziehen. Ganz unbegründet sind diese Befürchtungen nicht, denn eine Schwangerschaft kann verschiedene Krisensituationen bergen. Dies gilt vor allem dann, wenn eine Frau ungewollt schwanger wurde und sie die Schwangerschaft in Folge grundsätzlich ablehnt.

Depressionen, Alkohol- und Drogenprobleme führen ebenfalls in den meisten Fällen zu schwierigen und belastenden Schwangerschaftsverläufen. Aber auch akute Verlusterlebnisse durch Abort oder intrauterinen Fruchttod stellen, ebenso wie der Tod des Partners oder naher Angehöriger, eine ernsthafte Krisensituation dar. Nicht selten haben Schwangere auch bei unauffälligen Schwangerschaftsverläufen Angst um sich und ihr ungeborenes Kind sowie vor den Schmerzen während der Geburt. „Nur 30 Prozent der Frauen geben an, keine Angst vor der Geburt zu haben“, erklärte die Frauenbeauftragte in Österreich.


Depressionen frühzeitig erkennen :-

Psychiatrische Krankheitsbilder in der postpartalen Phase sind allgemein bekannt. Der Baby Blues ist ein häufiges Phänomen, das 20 bis 40 Prozent, manche Autoren sprechen von bis zu 80 Prozent, der Frauen betrifft. Weniger beachtet wird jedoch, dass jede fünfte Mutter auch unter einer manifesten postpartalen Depression leidet, die meist erst nach Tagen oder Wochen auftritt und einer Intervention bedarf. Selbst ohne anamnestische Vorbelastung folgt nach Geburten eine Phase der Erschöpfung und persönlichen Krise. Erst sechs Monate nach diesem Life Event ist im Normalfall mit einer Gewöhnungsphase und Stabilisierung der Familiensituation und Mutter-Kind-Beziehung zu rechnen, erwähnte Prof. Wimmer-Puchinger.
Für psychiatrische Störungen postpartal gibt es aber durchaus Prädiktoren, welche die betreuenden Personen, sowohl Arzt als auch Hebammen, hellhörig machen sollten. Eine Depression in der Anamnese, pränatale Angst oder Baby Blues zählen zu solchen Warnzeichen. Besonders gefährdet sind aber auch Frauen mit geringer Zufriedenheit in ihrer Partnerbeziehung oder fehlendem Partner, vor allem wenn sie wenig soziale Unterstützung erfahren und mit der Versorgung des Kindes unzureichend zurecht kommen beziehungsweise unter allgemeinem Stress stehen.


Geschlechtersensible PsychiatrieI: Unipolare Depressionen prä- und postnatal :-
Psychische Erkrankungen in der Schwangerschaft und im Wochenbett zeigen für Frauen eine bedeutsame Vulnerabilität an, die eine erstrangige Herausforderung für eine differenzierte psychiatrische Betreuung bilden.

Gender Medicine ist eine wissenschaftliche Perspektive, die systematisch auf geschlechtsdifferenzielle Aspekte in Epidemiologie, Ätiopathogenese, klinischer Phänomenologie, Verlauf und Therapie von Erkrankungen fokussiert. Innerhalb der Psychiatrie findet diese Zugangsweise in Women’s Mental Health Research ihre spezielle wissenschaftliche Akzentuierung (Blehar 2006). Einseitige psychosoziale oder neurobiologische Modelle würden zu kurz greifen, um diese bedeutsame

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