Tiefe Hirnstimulation gegen Alzheimer?
Für Patienten mit Morbus Alzheimer könnte womöglich bald die tiefe Hirnstimulation eine Option werden. In einer klinischen Phase-I-Studie wurde der geistige Abbau gebremst - und zwar besser als nur mit Arzneimitteln.
Veröffentlicht:BALTIMORE (rb). Forscher um Dr. Gwenn Smith von der Johns Hopkins University School of Medicine in Baltimore haben fünf Alzheimerkranke ein Jahr lang mit tiefer Hirnstimulation behandelt (Arch Neurol 2012; online 7. Mai).
Die Patienten hatten mäßige Demenz-Symptome und wurden zusätzlich mit Cholinesterasehemmern therapiert. Die Elektroden wurden bilateral 2 mm anterior und parallel zum ventralen Anteil des Fornix im Hypothalamus platziert.
Jeweils nach einem, sechs und zwölf Monaten wurden die Patienten untersucht, und zwar mit dem ADAS-cog-Test (Variante der Alzheimer's Disease Assessment Scale) und dem QOL-AD-Instrument zur Abschätzung der Lebensqualität.
Ergebnis: Zu Beginn der Studie betrug der mittlere ADAS-cog-Wert 19,2; er stieg dann auf 23,9. Die Skala verläuft von 0 bis 70 (= schwere Demenz).
Besseres Outcome nach einem Jahr
Leicht verschlechtert hatte sich auch die Lebensqualität: Der QoL-Wert lag zu Beginn bei 36,2 und sank auf 35,4 (die Skala reicht von 13 bis 52; je niedriger der Wert, desto schlechter die Lebensqualität).
Die Ergebnisse sind nach Einschätzung der Forscher besser, als sie unter alleiniger Pharmakotherapie erzielt worden wären. Die Hirnstimulation regte dabei den zerebralen Glukosemetabolismus an, was mit Positronen-Emissions-Tomografie belegt wurde.
Je höher der Metabolismus zu Beginn der Studie war, desto besser schnitten die Patienten bei den Tests zu Kognition und Lebensqualität ab. Aber auch ein gesteigerter Umsatz durch die Stimulation wirkte sich positiv auf die kognitiven Prüfungen aus.
Fazit der Forscher: "Der dauerhafte Zuwachs im kortikalen Metabolismus nach einjähriger tiefer Hirnstimulation schlägt sich positiv im klinischen Ergebnis für die Patienten nieder".
Die Zunahme sei größer und reiche in den Effekten weiter als jene, die mit der Pharmakotherapie erzielt würden.