Tipps für die praktische Therapie von Patienten mit Vorhofflimmern
Das Antiarrhythmikum Dronedaron hat bei Vorhof- flimmern verglichen mit anderen Arzneien Vorteile. Es enhält kein Jod, unerwünschte neurologische Wirkungen und Fotosensibilisierungen kommen nicht vor.
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Kontrolle des Herzschlags mit einem EKG.
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BADEN-BADEN. Für Patienten mit paroxysmalem oder persistierendem Vorhofflimmern und kardialer Grunderkrankung empfiehlt der Düsseldorfer Kardiologe Professor Ernst Vester den Therapieversuch mit Dronedaron. Die Morbidität und das Risiko plötzlicher Herztode werden damit signifikant reduziert.
In Studien war bei der Therapie mit Dronedaron (Multaq®) eine etwa um 25 Prozent reduzierte Wahrscheinlichkeit für das Wiederauftreten von Vorhofflimmern nachgewiesen worden. Allerdings müsse nach einem Jahr bei mehr als der Hälfte der behandelten Patienten wieder mit Vorhofflimmern gerechnet werden, sagte Vester beim MedCongress in Baden-Baden. Des Weiteren sei das Medikament nicht für Patienten mit schwerer Herzinsuffizienz geeignet. Allerdings habe es im Vergleich zu anderen Medikamenten einige Vorteile. So enthält es kein Jod, neurologische Nebenwirkungen oder Fotosensibilisierungen treten nicht auf.
In der ATHENA-Studie mit 4600 Teilnehmern war nachgewiesen worden, dass Patienten mit Vorhofflimmern und Bluthochdruck, schlechter Pumpfunktion, Diabetes oder anderen kardiovaskulären Risikofaktoren unter der Dronedaron-Behandlung signifikant seltener ins Krankenhaus mussten oder starben. Die Effekte des Medikaments beschränkten sich also nicht nur darauf, dass das Vorhofflimmern reduziert werde, betonte Vester. Er empfahl das Medikament als Option noch vor Amiodaron. Dronedaron wirkt Herzfrequenz-verlangsamend. "Sie müssen deshalb die Dosis des Betablockers immer reduzieren oder können ihn unter Umständen ganz weglassen", so ein Tipp des Kardiologen. Beachtet werden sollten wegen der starken Eiweißbindung darüber hinaus potenzielle Interaktionen mit anderen Medikamenten wie Statinen, deren Dosierungen ebenfalls oft reduziert werden könnten.
Vester wies darauf hin, dass in Kürze die Zulassung eines neuen Medikaments für die schnelle Konversion eines akut einsetzenden Vorhofflimmerns erwartet wird. Vernakalant (Brinavess™) wird voraussichtlich 2011 auf den Markt kommen. Der Vorhof-selektive Kaliumkanal- und Natriumkanalblocker wird intravenös verabreicht und verlängert die atriale Refraktärzeit. In Zulassungsstudien konnten damit mehr als die Hälfte der Patienten innerhalb von durchschnittlich zehn Minuten wieder in den Sinusrhythmus gebracht werden.