Typ-2-Diabetes
Übergewicht verändert Darmflora
Wie wirkt sich eine Diabetes-Erkrankung auf das Darmmikrobiom aus? Dieser Frage sind Kieler Forscher nachgegangen.
Veröffentlicht:KIEL. Veränderungen in der Zusammensetzung der Darmbakterien bei Typ-2-Diabetikern hängen wohl vor allem mit dem Übergewicht und der Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln und Medikamenten zusammen, und weniger mit der Diabetes-Erkrankung an sich. Das berichten Forscher der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) (Cell Host & Microbe 2019; 26: 252-264).
Dazu bestimmten die Forscher um Louise Thingholm das Darmmikrobiom in 1280 Stuhlproben. Diese stammen aus Kohortenstudien, in denen von den Teilnehmern über längere Zeiträume regelmäßig Bioproben, etwa aus Stuhl, Urin und Blut, sowie Informationen über ihren Lebensstil, Krankheiten und Medikamenteneinnahme gesammelt wurden.
Das Team teilte die Teilnehmer in drei Gruppen ein: Normalgewichtige, Übergewichtige und übergewichtige Typ-2-Diabetiker.
Die Untersuchungen ergaben, dass das Mikrobiom bei den Übergewichtigen – sowohl mit als auch ohne Typ-2-Diabetes – gegenüber den Normalgewichtigen deutlich verändert ist, vor allem die Zusammensetzung der Bakteriengattungen Akkermansia, Faecalibacterium, Oscillibacter und Alistipes.
Marginaler Unterschied
Der Unterschied zwischen Menschen mit und ohne Typ-2-Diabetes war dabei marginal, hier stellten die Forscher einen geringen Anstieg der Bakterienarten Escherichia und Shigella fest.
„Die bisher beobachtete deutliche Verringerung der Artenvielfalt der Darmbakterien hängt bei diesen Menschen also vor allem mit dem Übergewicht und weniger mit dem Diabetes zusammen,“ wird Studienautorin Thingholm in einer Mitteilung der CAU zitiert.
Zudem untersuchten die Forscher, welchen Einfluss regelmäßig eingenommene Medikamente und Nahrungsergänzungsmittel auf das Darmmikrobiom haben. Ihr Ergebnis: Sowohl Medikamente wie Blutdrucksenker, Schmerzmittel, Antidepressiva und Antidiabetika, als auch Nahrungsergänzungsmittel wie Magnesium, Vitamine, Kalzium und vor allem Eisen verändern das Darmmikrobiom merklich.
„Wenn wir genauer verstehen, was diese Veränderungen im Mikrobiom konkret bewirken und welche Bakterien hier die wichtigen Akteure sind, dann können wir da in Zukunft gezielt angreifen und so die jeweilige Krankheit oder vielleicht auch ihre Entstehung beeinflussen“, fügt Mitautor Professor Andre Franke hinzu. (eb/bae)