"Vater" von Dolly erhält Paul-Ehrlich-Preis
Von Peter Leiner
Meilensteine des Klonens
1914
Hans Spemann überträgt erstmals Zellkern von Molch-Embryonen
1962
John Gurdon klont fortpflanzungsfähige Frösche aus bereits differenzierten Zellen
1979
Steen Willadsen klont Schafe durch Teilen früher Embryonen
1981
Karl Illmensee und Peter Hoppe behaupten, drei Mäuse durch Kerntransfer geklont zu haben. Versuche wurde nie wiederholt
1983
James McGrath und Davor Solter machen einen Kerntransfer zwischen zwei befruchteten Eizellen
1986
Willadsen klont Schafe mit Kernen aus Embryozellen
1993
Jerry Hall teilt menschliche Embryonen (Embryo-splitting), aber setzt sie nicht in den Uterus ein
1996
Ian Wilmut klont das Schaf Dolly mit dem Kern einer adulten Zelle
1997
Li Meng und Don Wolf klonen Affen aus Embryo-Zellkernen
1998
Teruhiko Wakayama klont 50 Mäuse aus Kernen adulter Zellen, der Beweis, daß Dolly kein Zufall war
1999
Ziegen und Kühe geklont
2003
US-Forscher von Advanced Cell Technology klonen menschlichen Embryo bis zum 16-Zell-Stadium
2004
Am Montag wird in der Frankfurter Pauls-Kirche ein Mann mit dem Paul-Ehrlich-Preis 2005 geehrt, der die Welt der Embryologie revolutioniert hat - und möglicherweise nicht nur das.
Denn weil er 1997 mit der Geburt des Schafes Dolly bewiesen hatte, daß sich nicht nur Amphibien erfolgreich klonen lassen, sondern auch Säugetiere, ist der Versuch, erstmals Menschen zu klonen, wohl nicht mehr in weiter Ferne.
Tatsächlich haben nach weiteren geklonten Tieren - Katzen, Rinder, Ziegen, Maultiere, Affen - südkoreanische Forscher 2004 erstmals die Dolly-Methode erfolgreich angewendet, um menschliche Klon-Embryonen zu schaffen.
Aus diesen isolierten sie dann Stammzellen. Zur Erinnerung: Bei der Dolly-Methode wird - vereinfacht gesprochen - der Nukleus einer adulten Zelle in eine Eizelle verpflanzt, deren Kern entfernt wurde.
Aus Sorge darüber, daß versucht wird, auch Menschen zu klonen, mehren sich inzwischen die Stimmen gegen das Klonen. Allerdings gibt es hier zwei Fraktionen. Die einen wollen nur das reproduktive Klonen verbieten und das Forschungsklonen zu therapeutischen Zwecken weiterhin erlaubt sehen. Die anderen wollen ein totales Verbot.
Nachdem sich die Mehrheit des UN-Rechtsausschusses für ein totales Klonverbot ausgesprochen hatte, entschied sich in dieser Woche auch die UN-Vollversammlung für ein totales Verbot.
Weltweit werden Regierungen aufgefordert, ein Verbot für alle Formen des Klonens von Menschen in ihrer Gesetzgebung zu verankern. Diese Empfehlung ist aber unverbindlich (wir berichteten).
Was er vom Menschenklonen hält, hat Wilmut von Anfang an der Öffentlichkeit gesagt. Bereits in seinem Buch "The Second Creation" von 2000, das in Deutschland unter dem Titel "Dolly" erschienen ist, betont er mit seinem Kollegen Keith Campbell, daß sie das Klonen von Menschen "für eine ziemlich unerfreuliche Zukunftsaussicht, medizinisch überflüssig und prinzipiell abstoßend" halten. Sie lehnen das Klonen von Menschen ab.
Diese Haltung wiederholt hat Wilmut gemeinsam mit dem Stammzellforscher Rudolf Jaenisch im Aufruf "Don‘t Clone Humans!" in "Science" (291, 2001, 2552). Daran hat sich bis heute nichts geändert.
Allerdings wird Wilmut in Großbritannien, wo das Forschen mit menschlichen Embryonen erlaubt ist, schon bald mit Hilfe der Dolly-Methode versuchen, eine Methode zu entwickeln, menschliche Stammzellen für die Therapie zu gewinnen.
Wilmut plant, Hautzellen von Patienten mit einer Motorneuronen-Erkrankung für das Klonen zu verwenden. Deren Zellkern wird er dann in zuvor entkernte Eizellen schleusen, die Frauen speziell für diese Forschung gespendet haben.
So entstandene Eizellen werden dann aktiviert. Nach fünf bis sechs Tagen wird der entstandene Embryo zerstört, und die embryonalen Stammzellen für die weitere Forschung werden entnommen.
Die britische Behörde HFEA (Human Fertilization & Embryology Authority), die vor kurzem Wilmuts Antrag bewilligt hat, betont, daß die in den Versuchen gewonnenen Zellen nicht für die Therapie verwendet werden.
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