Ebola-Krise

WHO korrigiert Zahl der Toten drastisch nach oben

Der sprunghafte Anstieg der Ebola-Toten gehe auf bislang nicht erfasste Fälle zurück, so die WHO. "Ärzte ohne Grenzen" beklagt einen mangelnden Einsatz der Bundesregierung im Kampf gegen die Infektionswelle.

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GENF. An der Ebola-Epidemie in Westafrika sind laut einer neuen Zählung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) inzwischen fast 7000 Menschen gestorben.

Der drastische Anstieg um rund 1200 Tote binnen weniger Tage basiere aber weniger auf neuen Todesfällen als vielmehr auf der rückwirkenden Erfassung nicht berichteter Fälle, betonte WHO-Sprecherin Fadéla Chaib.

Die Hilfsorganisation "Ärzte ohne Grenzen" kritisierte mangelndes Engagement der Bundesregierung. Diagnosen sollen dank eines neuen Tests künftig viel schneller möglich sein.

Den neuen Zahlen zufolge starben bislang 6928 Menschen an dem Virus, 16 169 erkrankten.

Die Dunkelziffer dürfte nach Ansicht von Experten deutlich höher liegen. Die Zahlen bestätigen, dass Liberia mit 4181 Todesfällen das mit Abstand am schlimmsten betroffene Land ist. In Guinea kamen demnach 1284, in Sierra Leone 1463 Menschen ums Leben. Weitere 15 Menschen starben in anderen Ländern.

Deutsche Hilfe zu spät und zu unkoordiniert

Der Vorstandsvorsitzende von "Ärzte ohne Grenzen Deutschland", Tankred Stöbe, beklagte in der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung", die deutsche Hilfe komme zu spät und zu unkoordiniert.

"Nach dem Erdbeben auf Haiti oder dem Sturm auf den Philippinen dauerte es nur Stunden oder Tage, ehe internationale Hilfe massiv mobilisiert war.

Bei Ebola sind Monate vergangen." In Deutschland habe seine Organisation lange den Eindruck gehabt, man "füttere Informationen in einen Apparat, der dann nichts daraus macht".

"Ärzte ohne Grenzen" betreibt nach eigenen Angaben sechs Ebola-Behandlungszentren. Bislang wird der Zeitung zufolge - trotz vieler Versprechen - kein Zentrum zur Behandlung Ebola-Kranker in deutscher Regie betrieben.

Nach Angaben der "Ebola Task Force" im Auswärtigen Amt sind derzeit in Guinea, Sierra Leone und Liberia insgesamt 16 deutsche Helfer im Auftrag der Bundesregierung, vier vom Technischen Hilfswerk, elf Soldaten der Bundeswehr und eine Laborkraft vom Robert Koch-Institut.

Ebola-Rettungsflugzeug am Start

Das neue Ebola-Rettungsflugzeug steht von Mittwoch an in Frankfurt zum Einsatz bereit. "Ich befürchte, dass wir ihn einsetzen werden, aber ich hoffe, dass wir ihn nicht einsetzen werden", sagte der Ebola-Sonderbeauftragte der Bundesregierung, Walter Lindner, am Montag bei einem Fachgespräch mit Hilfsorganisationen in Berlin.

Die Lufthansa entwickelte den Flieger mit Sonder-Isolationseinheit zusammen mit dem Robert Koch-Institut und der Bundesregierung.

Der umgebaute Airbus sei "das beste Evakuierungsflugzeug, das sie haben weltweit für einen schweren Ebola-Fall." Patienten könnten wissen, dass selbst bei Turbulenzen oder anderen Komplikationen die Lebensrettung möglich sei. Aber: "Die Anwendung dieser deutschen Technik soll hoffentlich nie erfolgen."

Korruption gefährdet Wiederaufbau

Die Korruption in Westafrika gefährdet nach Ansicht des Ebola-Beauftragten der Bundesregierung den Kampf gegen die Seuche und den Wiederaufbau der betroffenen Länder.

Die internationale Gemeinschaft müsse schnell helfen, aber nicht so schnell, dass Kontrollmechanismen nicht mehr funktionierten, sagte Walter Lindner am Montag bei einem Fachgespräch mit Hilfsorganisationen in Berlin. Bei internationaler Hilfe bestehe "eine Riesengefahr, dass das in falsche Hände gerät".

Es brauche richtige Regierungsstrukturen für den Wiederaufbau der Gesundheitssysteme, der Energieversorgung oder der Landwirtschaft in den betroffenen Ländern. "Es darf nicht einfach hier so ohne System weitergehen", sagte Lindner. Man müsse darauf bestehen, dass diese Strukturen geschaffen werden.

Gleichzeitig warnte Lindner vor einer Vernachlässigung der Vorsichtsmaßnahmen in den Seuchengebieten, unter anderem vor dem Hintergrund der anstehenden Wahlen in Nigeria oder des grenzüberschreitenden Reiseverkehrs an Weihnachten. 

Ebola-Schnelltest wird in Guinea getestet

Vor der Eröffnung stehe ein Behandlungszentrum, das in Regie des Roten Kreuzes in Monrovia errichtet wurde. Entwicklungshilfeminister Gerd Müller (CSU) sagte der Zeitung: "Dass wir schneller auf Krisen wie Ebola reagieren müssen, ist keine Frage. Das stellt niemand in Abrede.";;

Ein Schnelltest zur Ebola-Diagnose soll demnächst in Conakry, der Hauptstadt Guineas, geprüft werden. Das tragbare Labor soll die Virusinfektion in Blut oder Speichel binnen 15 Minuten anzeigen, teilte die britische Stiftung Wellcome Trust mit.

Dies würde die Diagnosedauer auf ein Sechstel der bislang nötigen Zeitspanne von etwa 1,5 Stunden reduzieren. Das tragbare Labor, das Solarzellen und einen Monitor umfasst, benötigt weder Kühlmöglichkeit noch externen Stromanschluss und soll so den Anforderungen in entlegenen Regionen genügen.

"Ein zuverlässiger 15-Minuten-Test, der Ebola-Fälle bestätigen kann, wäre ein Schlüsselwerkzeug für eine wirksame Kontrolle der Ebola-Epidemie und würde es ermöglichen, Patienten zu ermitteln und möglichst schnell zu behandeln", erklärte der Wellcome Trust.

"Das erhöht nicht nur die Überlebenschancen der Patienten, sondern verhindert auch die Übertragung des Virus auf andere Menschen." (dpa)

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