Forschung
Warum Krebszellen trotz Sauerstoffmangel wachsen
FRANKFURT/GIEßEN. PHD-Proteine (Prolyl-Hydroxylase-Domänen-Proteine) spielen eine Schlüsselrolle bei der Regulation der Hypoxie. Nun haben Forscher aus Frankfurt und Gießen ermittelt, dass PHD3 auch den epidermalen Wachstumsfaktorrezeptor den EGF-Rezeptor kontrolliert (Nature communications 2014; online 25.November).
In gesunden Zellen antwortet PHD3 auf Stress wie O2-Mangel, indem es die EGFR-Aufnahme ins Zellinnere steuert. So wird das Wachstum herabreguliert. "Wir haben herausgefunden, dass PHD3 als Gerüstprotein dient, an dem zentrale Adapterproteine wie Eps15 und Epsin1 binden, um die Aufnahme von EGFR in die Zelle zu fördern", wird einer der Forscher in einer Mitteilung der Uni Frankfurt zitiert.
In Tumorzellen ist dieser Prozess aufgrund des Verlusts von PHD3 gestört. Infolgedessen wird die Internalisierung von EGFR unterdrückt, was zu einer übermäßigen Aktivität der EGFR-Signale und damit dem unkontrollierten Wachstum der Zelle führt. Die Forschergruppe konnte zeigen, dass der Verlust von PHD3 ein entscheidender Schritt beim Wachstum humaner maligner Hirntumore (Glioblastome) ist.
Die Tumorzellen werden dadurch unabhängig von den wachstumshemmenden Signalen unter Sauerstoffmangel. "Klinisch ist diese Entdeckung hochrelevant, weil sie einen alternativen Mechanismus der Hyperaktivierung des EGF-Rezeptors zeigt, der unabhängig von seiner genetischen Amplifikation ist.
Therapeutisch kann er durch EGFR-Inhibitoren unterdrückt werden", erklärt Professor Till Acker, Neuropathologe an der Universität Gießen. (eb)