Kopf-Hals-Tumoren
Warum gelingt der Rauchstopp häufig nicht?
Für Patienten mit Kopf-Hals-Karzinomen ist ein Rauchstopp eigentlich unverzichtbar. Doch viele schaffen den Ausstieg nicht. Welche Begleiterscheinungen des Verzichts dafür in erster Linie verantwortlich sind, haben US-Forscher untersucht.
Veröffentlicht:MINNEAPOLIS. Patienten mit Plattenepithelkarzinomen des Kopfes und Halses (SCCHN) profitieren davon, wenn sie im Vorfeld der Behandlung das Rauchen einstellen. Damit verbessern sich nicht nur die Chancen für den Therapieerfolg, sondern auch das Gesamtüberleben.
Doch gerade einmal 54 bis 69 Prozent der SCCHN-Patienten schaffen es nach der Krebsdiagnose, wenigstens eine Weile mit dem Rauchen aufzuhören, die anderen rauchen weiter.
Würde man die Probleme besser verstehen, mit denen sich Raucher in den Phasen ihrer Verzichtsversuche herumschlagen, könnte man darauf möglicherweise gezielt eingehen und so die Zahl derer vergrößern, die den Verzicht endgültig schaffen.
Studie mit 123 aktiven Rauchern
In einer Querschnittstudie haben Samir Khariwala von der University of Minnesota in Minneapolis und Kollegen die Gründe eruiert, warum der Rauchstopp immer wieder misslingt (JAMA Otolaryngol Head Neck Surg 2018, online 12. April).
Sie schlossen 123 aktive Raucher mit SCCHN von Februar 2014 bis Mai 2017 in die Studie ein. Das durchschnittliche Alter der im Mittel seit 29 Jahren rauchenden Studienteilnehmer lag bei 59,4 Jahren, sie rauchten durchschnittlich 15,6 Zigaretten pro Tag.
88 Prozent der befragten Patienten hatten mindestens einen Rauchstopp-Versuch hinter sich. Insgesamt kamen sie in ihrem Leben auf 6,6 Versuche. Die meisten Abstinenten fingen bald wieder an zu rauchen. Zwölf von ihnen hielten länger als ein Jahr durch, ein Patient verfiel seiner Sucht nach zehn Jahren erneut.
Insgesamt hatten Raucher mit mehreren Ausstiegsversuchen höhere Chancen für nikotinfreie Zeiten. In den Zeiten des Rauchverzichts litten die Studienteilnehmer nach eigenen Angaben am häufigsten unter dem Suchtdruck (Craving, 83,7 Prozent), unter Unruhezuständen (52 Prozent), Reizbarkeit (47,2 Prozent) und Angst (47,2 Prozent).
Bei der Analyse wurde deutlich, dass sich die Symptome, die oft gemeinsam auftraten, in zwei Gruppen zusammenfassen ließen: Gruppe 1: gesteigerter Appetit, Craving, Depression; Gruppe 2: Unruhezustände, Reizbarkeit, Angst, Schlaf- und Konzentrationsprobleme. Der stärkste Zusammenhang zwischen den Einzelsymptomen bestand in Gruppe 1.
Mehrere Symptome gleichzeitig
Ihre Analyse zeige, so Khariwala und Kollegen, dass während eines Rauchstoppversuchs mehrere Symptome gleichzeitig auftreten und die meisten Patienten mindestens einen Versuch unternehmen, sich von ihrer Sucht zu befreien. Doch nach einem erfolgreichen Rauchstopp fingen viele erneut an zu rauchen.
Ihre Daten wiesen darauf hin, so die Autoren, dass Patienten mit Symptomen der Gruppe 2 mehr Rauchstopps versuchen. Sie gehen davon aus, dass Symptome der Gruppe 1 wie gesteigerter Appetit, Craving oder Depression für die Patienten möglicherweise schwerer zu ertragen sind als die Begleiterscheinungen der Gruppe 2, da sich für Gruppe 1 kein Zusammenhang mit der Zahl der Rauchstopp-Versuche oder den maximal erzielten rauchfreien Tagen ergab.
Um die Patienten mit SCCHN bei ihrer Rauchentwöhnung besser unterstützen zu können, so Khariwala und Kollegen, müssten sich künftige Studien damit befassen, wie den belastenden Begleiterscheinungen des Nikotinverzichts entgegengewirkt werden könne.