KHK-Patienten
Weniger Infarkte nach Grippe-Impfung
Lassen sich KHK-Patienten gegen Grippe impfen, sinkt die Gefahr für einen Herzinfarkt. Das haben kanadische Forscher jetzt herausgefunden.
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Kleiner Piks mit Mehrfach-Wirkung: Grippe-Impfung.
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TORONTO. Was sich in epidemiologischen Studien bereits abzeichnete, hat jetzt eine aktuelle Metaanalyse aus Kanada bestätigt: Mit der Grippe-Impfung sinkt das Risiko für schwere kardiovaskuläre Ereignisse.
Wobei der Zusammenhang zwischen Impfung und sinkender Ereignisrate bei Hochrisiko-Patienten am deutlichsten ausfiel, wie die Forscher Jacob A. Udell von der Universität in Toronto und seine Kollegen betonen (JAMA 2013; 310: 1711).
Die Wissenschaftler berücksichtigten in ihrer Metaanalyse sechs randomisierte klinische Studien mit insgesamt 6735 Probanden, in denen die Häufigkeit kardiovaskulärer Ereignisse bei KHK-Patienten mit und ohne Grippe-Impfung gegenübergestellt worden waren.
Die Patienten waren im Durchschnitt 67 Jahre alt und jeder Dritte hatte eine positive kardiale Anamnese. Je fortgeschrittener die KHK, desto größer der Effekt.
Absolutes Risiko um 1,8 Prozentpunkte gesunken
Während 2,9 Prozent der 3238 gegen Grippe geimpften Probanden innerhalb eines Jahres ein kardiovaskuläres Ereignis erlitten hatten, waren es 4,7 Prozent der 3231 Teilnehmer aus der Placebo- bzw. Kontrollgruppe.
Das absolute Risiko, einen Herzinfarkt oder Ähnliches zu erleiden, war bei Geimpften fast 1,8 Prozentpunkte geringer als bei Nicht-Geimpften. Und: Um ein kardiovaskuläres Ereignis zu verhindern, müssen sich 58 KHK-Patienten gegen Grippe impfen lassen.
Noch deutlicher fiel der Unterschied bei den Hochrisiko-Patienten aus, also solchen mit einem erst kurz zurückliegenden akuten Koronarsyndrom.
Mussten von den Geimpften 10,25 Prozent innerhalb eines Jahres wegen eines kardiovaskulären Ereignisses behandelt werden, waren es 23,1 Prozent bei den Nicht-Geimpften (p ‹ 0,001). In dieser Hochrisiko-Gruppe sank die Number-needed-to-treat auf 8.
Kein Unterschied beim Sterberisiko
Keinen Unterschied machte der Impfstatus jedoch im Hinblick auf das Risiko, aufgrund eines kardiovaskulären Ereignisses zu sterben (p = 0,61). Binnen Jahresfrist starben 1,3 Prozent der Geimpften und 1,7 Prozent der Nicht-Geimpften.
Für Udell und seine Ko-Autoren steht mit den Ergebnissen dieser weltweit angelegten Metaanalyse außer Frage: Die Grippeimpfung ist bei KHK-Patienten mit einem geringeren Risiko kardiovaskulärer Ereignisse assoziiert.
Der größte Effekt war bei Patienten mit sehr fortgeschrittener KHK zu beobachten. Die Studienautoren fordern, in groß angelegten Multicenter-Studien diese Ergebnisse zu überprüfen und individuelle kardiale Endpunkte festzulegen.
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