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Weniger Rezidive dank Bisphosphonate

Bei Brustkrebs im Frühstadium können Bisphosphonate das Risiko senken, Rezidive zu erleiden und an den Folgen des Tumors zu sterben. Der Nutzen beschränkt sich jedoch auf Frauen nach der Menopause.

Von Beate Schumacher Veröffentlicht:
Kontrolle nach Brustkrebs: Bisphosphonate können die Prognose günstig beeinflussen.

Kontrolle nach Brustkrebs: Bisphosphonate können die Prognose günstig beeinflussen.

© zilli / iStock.com

OXFORD. Üblicherweise werden Bisphosphonate bei Brustkrebspatientinnen mit ER-positiven Tumoren eingesetzt, um dem Knochenverlust durch eine adjuvante Aromatase-Hemmer-Therapie entgegenzuwirken.

Nach einer Metaanalyse der Early Breast Cancer Trialists' Collaborative Group (EBCTG) scheint der Nutzen für die Patientinnen aber über den knochenstabilisierenden Effekt hinauszugehen: Zumindest bei einem Therapiebeginn nach Eintritt der Menopause wird auch das krebsspezifische Überleben hochsignifikant verbessert.

Die EBCTG rät daher, den Einsatz von Bisphosphonaten "bei einem breiteren Spektrum von postmenopausalen Brustkrebspatientinnen in Erwägung zu ziehen".

Nachbeobachtet wurde 5,6 Jahre

In die Metaanalyse waren 26 Studien aus den vergangenen 20 Jahren eingegangen (Lancet 2015; online 24. Juli). Die 18.766 Patientinnen waren randomisiert für zwei bis fünf Jahre mit einem Bisphosphonat oder Placebo behandelt worden.

Während der Nachbeobachtungszeit von 5,6 Jahren war es bei 3453 Frauen zu einem ersten Rezidiv gekommen, das bei 2106 Frauen zum Tode führte.

Betrachtete man alle Patientinnen gemeinsam, war nur ein grenzwertig signifikanter Vorteil durch eine Bisphosphonat-Therapie festzustellen: Das Zehn-Jahres-Risiko für Fernmetastasen betrug 20,4 statt 21,8 Prozent, (RR 0,92; 95%-Konfidenzintervall 0,85-0,99) das für die brustkrebsspezifische Mortalität 16,8 statt 18,4 Prozent (RR 0,91; 95%-Konfidenzintervall 0,83-0,99) und das für die Gesamtmortalität 20,8 statt 22,3 Prozent(RR 0,92; 95%-Konfidenzintervall 0,85-1,00).

Dabei war der Rückgang von Fernmetastasen hauptsächlich auf eine geringere Rate an Knochenmetastasen zurückzuführen. Auf Lokalrezidive oder den Befall der kontralateralen Brust hatten Bisphosphonate keinen Einfluss.

Entscheidend für den Nutzen der Bisphosphonate waren Alter und Hormonstatus der Patientinnen: Bei Frauen vor der Menopause waren die Medikamente in allen untersuchten Endpunkten nutzlos, bei Frauen in der Postmenopause gingen sie dagegen mit hochsignifikanten Verbesserungen einher.

Das Zehn-Jahres-Risiko für ein Rezidiv wurde bei Letzteren um 14 Prozent reduziert(RR 0,86; 95%-Konfidenzintervall 0,78-0,94), das für Fernmetastasen und einen brustkrebsbedingten Tod war jeweils um 18 Prozent niedriger(RR 0,82; 95%-Konfindezintervall 0,74-0,92 bzw. RR 0,82; 95%-Konfindezintervall 0,73-0,93).

Absolut konnte das Risiko für Knochenmetastasen um 2,2 Prozent (6,6 versus 8,8 Prozent) und die Brustkrebsmortalität um 3,3 Prozent (14,7 versus 18,0 Prozent) reduziert werden.

Tumorstadium ohne Einfluss

Andere Patientinnen- oder Tumoreigenschaften wie ER-Status, Lymphknotenbefall, Tumorstadium und Chemotherapie hatten keinen Einfluss auf die Wirkung der Bisphosphonate.

Das nicht stickstoffhaltige Aminobisphosphonat Clodronat und die Aminobisphosphonate Zoledronsäure und Ibandronat waren gleich wirksam, nur Pamidronat hatte keinen erkennbaren Nutzen.

Mit Alendronat und Risedronat waren zu wenige Frauen behandelt worden, um die Wirksamkeit zu beurteilen.

Bisphosphonate hemmen Reifung und Funktion der Osteoklasten.

Ihr onkologischer Nutzen rührt möglicherweise daher, dass eine erhöhte Osteoklastenaktivität zu einer vermehrten Produktion von Wachstumsfaktoren führt, die das Überleben von Mikrometastasen im Knochen erleichtern.

Durch Sexualhormone könnte die Wirkung der Bisphosphonate behindert werden.

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