Wenn sich die Aortendissektion als Schlaganfall tarnt
WIESBADEN (gvg). Wer bei Patienten mit Schlaganfallsymptomen nur an die Neurologie denkt, kann ganz falsch liegen. Die lebensgefährliche thorakale Aortendissektion wird oft durch neurologische Symptome verschleiert und dann viel zu spät operiert.
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Bei Aortendissektion wird oft zu spät operiert.
© Stiftung dt. Schlaganfall-Hilfe
Bis zu vierzig Prozent der Patienten mit einer Dissektion in der proximalen Aorta haben neurologische Symptome durch die Beeinträchtigung der Blutzirkulation, berichtete Professor Christoph Nienaber von der Universität Rostock.
Sie wirkten dann, als hätten sie einen Schlaganfall gehabt. Bei manchen komme es auch zum Horner-Syndrom.
Die Überlagerung der Aortendissektion durch neurologische Symptome sei der wichtigste Grund, warum bei jedem dritten Patienten nicht sofort die richtige Diagnose gestellt werde.
Kompetenzzentren empfohlen
Die Akutmortalität liegt mit 30 Prozent deshalb hoch. "Entscheidend ist, daran zu denken", sagte Nienaber beim Internistenkongress in Wiesbaden.
Pulsunterschiede zwischen oberer und unterer Körperhälfte sowie zwischen rechtem und linkem Arm bedeuteten Alarm, ebenso eine Hypotension mit Thoraxschmerzen.
Zur Therapie wird ein Interponat oder kompletter Gefäßbogen eingesetzt. Sehr alte Patienten etwa werden in Rostock in einer Hybrid-Op von Kardiologen und Chirurgen versorgt.
"Wir haben das jetzt zwölfmal gemacht und nur einen Todesfall gehabt", so Nienaber. Er plädierte für Kompetenzzentren, die beide Techniken beherrschen.