Folgen der Corona-Pandemie
Wie Homeoffice auf die Augen geht
Am Bildschirm blinzeln wir weniger und die Augen müssen permanent in die Nähe akkommodieren. Die Folgen: Trockene, schmerzende Augen, Ziliarmuskelkrämpfe und Kurzsichtigkeit. Was Augenärzte präventiv raten.
Veröffentlicht:München. In Pandemiezeiten ist das Zuhause für viele Erwachsene zum Büro und für Schüler zum Klassenzimmer geworden. Arbeit und Unterricht finden fast ausschließlich am Bildschirm statt. Dafür sind unsere Augen von Natur aus nicht gemacht. Es strengt sie an. Homeoffice und Homeschooling verstärken bekannte Augenprobleme durch Computerarbeit dramatisch, zumal der heimische Arbeitsplatz oft weniger gut ausgestattet ist.
Gute Beleuchtung ist wichtig, „aber man muss sich einfach auch dazu zwingen, immer wieder in die Ferne zu schauen, den Blick schweifen zu lassen, sich zu bewegen“, empfahl Professor Norbert Pfeiffer, Vorstandsmitglied der Stiftung Auge der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG) und Direktor der Universitäts-Augenklinik, Mainz.
Mit einer Auflösung von 100 Megapixeln pro Auge und aufgrund der Erzeugung eines ständigen Films konkurrierten unsere Augen mit den technisch „allerhochstehendsten“ Kameras, so der Augenarzt bei einer Pressekonferenz der DOG. „Dauergebrauch ist möglich, aber normalerweise war das menschliche Auge eigentlich konstruiert für einen Gebrauch im Freien bei sehr viel Licht.“
Blinzelfrequenz um die Hälfte reduziert
Verbringen wir nun viele Stunden in Innenräumen vor Bildschirmen, nutzen wir unsere Augen nicht bestimmungsgemäß. „Da hat sich unsere Welt sehr geändert.“ Zunächst durch die Einführung des Computerarbeitsplatzes per se, und dann noch einmal durch Homeschooling und Homeoffice im vergangenen Jahr. Bei der Heimarbeit starrt man mangels Ablenkung oft noch viel länger am Stück auf den Bildschirm.
Die Blinzelfrequenz, die nötig ist, um das Auge konstant mit dem schützenden Tränenfilm zu benetzen und so auch klare Sicht zu gewährleisten, wird dabei auf die Hälfte des Normalen reduziert. „Wir bewegen auch die Augen viel weniger.“ Trockene, müde, schmerzende Augen sind die Folge. „Diese Effekte, die wir ohnehin schon kennen, sind dramatisch verstärkt.“
Häufig kleinere Bildschirme als im Büro und eine insgesamt schlechtere Beleuchtung am häuslichen Arbeitsplatz verstärken die Probleme. So betrage die Mindestleuchtdichte an einem gut ausgeleuchteten Arbeitsplatz 400–500 Lux, „und dann hat man diffuses Licht, das alles gleichmäßig ausleuchtet.“ Die heimische Deckenbeleuchtung, eventuell noch eine Schreibtischlampe, die punktuell ein helles Licht, daneben aber einen deutlichen Schlagschatten erzeugt, gibt das nicht her.
Kurzsichtigkeit wird begünstigt
Auf diese starken Übergänge, unzureichende Lichtverhältnisse und die stetige Notwendigkeit, auf den Nahbereich zu akkommodieren, kann das Auge mit Verkrampfungen des Ziliarmuskels reagieren. Lesen am Smartphone ist, vor allem wegen des noch kleineren Bildschirms, noch anstrengender. Ein anderes Problem ist die Begünstigung der Kurzsichtigkeit, besonders bei Kindern und Jugendlichen. Der noch wachsende Augapfel erhält durch die ständige Naharbeit einen Wachstumsreiz. Er wird länger, und für die Ferne wird eine Brille nötig.
Pfeiffers Fazit: „Gehen Sie raus, gehen Sie ins Licht, bewegen Sie die Augen, sehen Sie ins Ferne und ins Nahe, und wenn alles das nicht hilft, dann gehen Sie auch zum Augenarzt!“