Unerwartete Helfer
Wie Nervenzellen Wunden heilen
In Wunden findet ein komplexes Wechselspiel zwischen verschiedenen Zellen statt. Wissenschaftler fanden nun heraus, dass Gliazellen dabei gar ihre Identität verändern.
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Schematische Darstellung aktiver Nervenzellen: Schweizer Forscher wiesen nach, dass Gliazellen in Wunden einen "Cocktail verschiedenster Faktoren ausschütten".
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ZÜRICH. Forscher der Universität Zürich und der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich haben entdeckt, dass Nervenzellen eine größere Rolle bei der Wundreparatur spielen, als bisher gedacht. Sie publizierten im Fachmagazin "Nature Comminications" (DOI: 10.1038/s41467-017-01488-2).
Ein Team um den Anatomie-Professor Lukas Sommer fand heraus, dass Gliazellen bei der Bildung von Wunden umprogrammiert werden: Sie lösen sich von den Nervenbahnen und schwärmen in das Wundbett aus. "Dort schütten sie einen Cocktail verschiedenster Faktoren aus, welche die Wundheilung unterstützen", erklärt Sommer in einer Mitteilung.
Durch genetische Versuche in Tierexperimenten wiesen die Forscher nach, dass die Gliazellen beispielsweise eine Rolle bei dem Verschließen von Wunden spielen. Sie tragen zu dem dafür notwendigen Umbau der Lederhaut bei. Die reprogrammierten Zellen entdeckten die Wissenschaftler auch in den Wunden von Menschen.
Hoffnung für Patienten mit chronischen Wunden?
Bisher hatten Forscher Gliazellen eher mit Schutz-und Stützfunktionen der Neuronen in Verbindung gebracht, da sie ja Myelinscheiden bilden und zum Stoffwechselaustausch beitragen.
Die Schweizer hoffen mit den neuen Erkenntnissen auch zur Heilung von chronischen Wunden, wie etwa im Alter und bei Diabetes, beizutragen. "Nun wollen wir zusammen mit Klinikern des Universitätsspitals Zürich die Wundheilungsfaktoren besser charakterisieren, die von Nervenzellen ausgeschüttet werden", sagt Sommer" in der Mitteilung zu den nächsten Forschungsschritten. (ajo)