Schilddrüsenwoche
Wie ist es um die Lebensqualität nach Schilddrüsen-Op bestellt?
Häufig ist die Lebensqualität von Patienten, bei denen eine Schilddrüsen-Op angezeigt ist, nicht die beste. Wie aber sieht es nach dem Eingriff aus? Ein Chirurg aus Frankfurt/Main versucht eine Einordnung.
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Schilddrüse: Eine Operation kann die Lebensqualität von Patienten mit Schilddrüsen-Erkrankungen nachhaltig verbessern.
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Frankfurt /Main. „Wenn wir über die Lebensqualität nach einer Schilddrüsen-Op nachdenken, denken wir ja zunächst auch an Risiken, die damit verbunden sein können. Etwa eine Rekurrensparese, Hypoparathyreoidismus, eine Narbe,“ sagte Professor Wolf Bechstein, Universitätsklinikum Frankfurt/Main.
Am schlimmsten sei hier der permanente Hypoparathyreoidismus, er führe zu einer erheblichen Beeinträchtigung der Lebensqualität (LQ), erläuterte der Chirurg bei einem Schilddrüsen-Update von Sanofi-Aventis. Er belegte dies unter anderem anhand einer französischen LQ-Studie mit Patienten nach kompletter Thyreoidektomie (n=349).
75 Patienten mit Verdacht auf Hypoparathyreoidismus hatten mehr als ein halbes Jahr nach dem Eingriff einen Parathormon (PTH)-Wert von unter 15 pg/ml, von ihnen entwickelten 45 Patienten einen permanenten Hypoparathyreoidismus. Als Kontrollgruppe dienten 96 Patienten mit normaler Schilddrüsenfunktion (Calcium-Wert >2 mmol/l, innerhalb von zwei Tagen nach Op) (Ann Surg 2021; 274(5): 851-858).
Op kann Lebensqualität nachhaltig verbessern
Beim Vergleich der beiden Gruppen zeigten sich bei Patienten mit permanentem Hypoparathyreoidismus erhebliche Beeinträchtigungen, so hatten sie unter anderem signifikant häufiger Myalgien, Knochenschmerzen, Parästhesien, Konzentrationsschwierigkeiten, depressive Episoden, Panikattacken, Übelkeit, Tinnitus und Nierensteine sowie eine geringere Stimmqualität. „Es ist schon erschreckend, wenn man dieses ganze Spektrum sieht“, so Bechstein.
Eine Op kann die Lebensqualität bei Patienten mit Schilddrüsen-Erkrankungen aber auch nachhaltig verbessern. Hierzu präsentierte Bechstein mehrere Studien, darunter eine mit 150 euthyreoten Patienten mit Hashimoto-Thyreoiditis (anti-TPO-Antikörper >1000 IU/ml), die trotz medikamentöser Behandlung immer noch Symptome zeigten. Sie hatten randomisiert entweder eine weitere Hormon-Therapie oder eine Thyreoidektomie erhalten.
Das Ergebnis: Nur in der Gruppe der operierten Patienten verbesserte sich die Lebensqualität. Es kam zu einer Steigerung des Gesundheitsscores (SF-36, 38 auf 64 Punkte), einer Abnahme des Fatigue-Scores (23 auf 14 Punkte) und der chronischen Erschöpfbarkeit (82 auf 35 Prozent) sowie der medianen anti-TPO-Antikörper (2232 auf 152 IU/ml).
Verbesserung der LQ
Bestätigt wurde dies auch in einer australischen Untersuchung, bei der es nach Schilddrüsen-Op zu einer messbaren Verbesserung der LQ kam (etwa bei Augenproblemen, Müdigkeit, Angstsymptomen, et cetera).
Besonders von einer Operation profitieren wohl auch übergewichtige und adipöse Patienten mit Knotenstruma (BMI 30,1 bis 74,2), wie US-amerikanische Forscher aus Germantown, Tennessee zeigen konnten. Im Vergleich zu normalgewichtigen Patienten kam es bei ihnen postoperativ zu einer signifikanten Verbesserung der LQ, besonders bei Aspekten wie Müdigkeit, Vitalität, Konzentrationsfähigkeit, Nervosität, Sexualleben, et cetera.
Auch bei Patienten mit Morbus Basedow verbesserte sich in einer Studie die Lebensqualität nach einer Operation. So kam es zu einer deutlichen Verbesserung von Symptomen wie Erschöpfbarkeit, Hitzegefühl und Tachykardie.
Vom 2. bis 6. Mai findet die Schilddrüsenwoche 2022 statt. Kostenloses Servicepaket und weitere Informationen unter: www.infoline-schilddruese.de