Wie läßt sich die Überlebensrate bei operiertem Magen-Ca erhöhen?

Anders als beim Kolonkarzinom tun sich Onkologen beim Magenkarzinom schwer mit der adjuvanten Chemotherapie. Gute Studiendaten, die belegen würden, daß sich die hohe Rezidivrate nach Operation durch eine postoperative Chemotherapie senken ließe, fehlen. Besser sieht es aus bei perioperativen Strategien und bei der kombinierten Radio-Chemotherapie. Mit diesen Therapien überleben die Patienten länger.

Veröffentlicht:

Philipp Grätzel von Grätz

Die verschiedenen Stadien des Magenkarzinoms

Stadienübersicht

Stadium 0
Stadium 1
Stadium 2
Stadium 3
Stadium 4

Nur ein Drittel der Patienten mit Magen-Ca im Stadium III und Op leben noch nach zehn Jahren.

Patienten mit Magenkarzinom gehören zu den Problemfällen der Gastroenterologie. Zwar läßt sich beim Magenkarzinom häufig mit dem Ziel einer Heilung operieren. Aber auch wenn optimal operiert und scheinbar alles Tumorgewebe entfernt wurde, sind Rezidive und Spätmetastasen häufig.

Die Zehn-Jahres-Überlebensrate bei Patienten mit Magenkarzinomen im Stadium 0 (Carcinoma in situ) liegt bei 82 Prozent, wie in Berlin Professor Eric van Cutsem von der Universität Leuven / Belgien berichtete. Bei fortgeschrittenem Tumor ist die Überlebenszeit deutlich geringer.

Im Stadium I beträgt die Zehn-Jahres-Überlebensrate zwei Drittel. Im Stadium II lebt nach zehn Jahren auch bei erfolgreicher Operation nur noch ein Drittel.

Kein Wunder also, daß versucht wird, diese Quoten durch eine unterstützende, adjuvante Therapie zu verbessern. Vorbild ist das Kolonkarzinom, bei dem die adjuvante Chemotherapie zumindest im Tumorstadium III (fortgeschrittener Tumor mit Befall der Lymphknoten) heute zum Standard gehört.

Leider lasse sich diese Erfolgsgeschichte nicht eins zu eins auf den Magen übertragen, bedauerte van Cutsem. In der einzigen großen Phase-III-Studie sei kein statistisch signifikanter Nutzen der adjuvanten Therapie nachgewiesen worden. Andere Studien haben einen Nutzen ergeben, doch waren die Patientenzahlen durchweg gering.

"In den meisten Metaanalysen wird heute ein kleiner Überlebensvorteil zugunsten der adjuvanten Behandlung angegeben, doch reicht die Datenlage nicht für eine generelle Empfehlung", so das Fazit von van Cutsem.

Etwas besser sehe es für die deutlich aggressivere Strategie einer postoperativen, kombinierten Radio-Chemotherapie aus, betonte van Cutsem. In einer randomisierten, kontrollierten Studie mit 556 Patienten gab es statistisch signifikante Vorteile für die adjuvant behandelte Gruppe im Vergleich zu der Gruppe, in der nur operiert wurde. Die adjuvante Therapie bestand aus einer fünftägigen Behandlung mit 5-Fluorouracil (5-FU) und Folinsäure (FA, Leukovorin).

Danach folgten eine fünfwöchige Strahlentherapie sowie erneut zwei Chemotherapiezyklen. Das mediane Überleben lag in der 5-FU / FA-Gruppe bei 36 Monaten, in der Kontrollgruppe bei 27 Monaten (p = 0,005). Die Drei-Jahres-Überlebensrate betrug 50 Prozent unter adjuvanter 5-FU / FA-Therapie, in der Gruppe, in der nur operiert wurde, 41 Prozent (NEJM 345, 2001, 725).

Offenbar Vorteile für perioperative Chemotherapie

Einen Meilenstein könnte die erst kürzlich beim Kongreß der American Society of Clinical Oncology (ASCO) vorgestellte MAGIC-Studie darstellen. Hier ergab sich ein deutlicher Überlebensvorteil für ein reines Chemotherapieschema. Allerdings wurde die Chemotherapie nicht nur nach der Operation, sondern zusätzlich bereits vorher appliziert (perioperative Chemotherapie).

Teilnehmer der Studie waren insgesamt 503 Patienten mit primär kurativ resezierbar erscheinendem Magenkarzinom oder Karzinom des gastroösophagealen Übergangs, die operiert wurden. Ein Teil von ihnen erhielt jeweils vor und nach der Operation drei Zyklen des ECF-Schemas aus Epirubicin, Cisplatin und kontinuierlich infundiertem 5-FU.

Die Ergebnisse sprächen deutlich für die perioperative Chemotherapie, sagte van Cutsem. Nach zwei Jahren lebten in der mit Chemotherapie behandelten Gruppe noch 50 Prozent der Patienten, in der Kontrollgruppe waren es 41 Prozent. Die Fünf-Jahres-Überlebensraten lagen bei 36 versus 23 Prozent. Die mediane Überlebenszeit betrug 24 versus 20 Monate (Proceedings 2005 ASCO Annual Meeting, Abstract 4001).

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