Kommentar
Wie viel Staat soll es denn nun sein?
Sonst fordern Ärztefunktionäre weniger Staat, betonen die Freiberuflichkeit des Ärztestandes. Doch jetzt hallt der Ruf nach mehr Staat durch den Äther. Der Grund: Kinderimpfstoffe sind knapp. Die Ursache? Die glaubt der Vorsitzende des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) im Interview mit der "Welt" erkannt zu haben: "Die Impfstoffverteilung ist privatwirtschaftlich organisiert, deshalb ist die Versorgung nicht sichergestellt."
Auch wenn damit nicht gleich Planwirtschaft à la DDR gefordert wird, so mutet der Ruf nach dem Staat bei Impfstoffen merkwürdig an. Schließlich wurde eben jener Staat gerade noch heftig gerügt, wegen des Kaufs der Impfstoffe gegen die Schweinegrippe.
Natürlich ist es ein Manko, nur ganz wenige Anbieter für Impfstoffe zu haben. Beim Sechsfachimpfstoff gibt es sogar nur einen Hersteller. Geht da mal etwas schief, können die Auswirkungen groß sein. Ärzte müssen daher jetzt nach Alternativen suchen - und auch entscheiden, wer zuerst geimpft wird. Empfehlungen des Paul-Ehrlich-Instituts dazu gibt es.
Hergestellt wird, was verkauft werden kann. Und verkaufen will jeder seine Impfstoffe, keiner verursacht absichtlich einen Engpass. Wer fordert, der Staat solle die Hersteller verpflichten, auf Vorrat zu produzieren, dem sei gesagt: Das muss auch bezahlt werden! Und: Planwirtschaft bei Arzneien führt letztlich in ein komplett staatliches Gesundheitswesen.
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