Zeichnen, Backen, Musik: das regt Demenzkranke an
Demenzkranke so intensiv und so lange wie möglich geistig beschäftigen - auf diese Weise lässt sich der kognitive Abbau ähnlich gut bremsen wie mit Medikamenten.
Veröffentlicht:BANGOR (mut). Ob und wie viel geistige Stimuli Demenzkranken nützen, ist umstritten. Geriater um Dr. Bob Woods aus Bangor in Großbritannien haben mit einer Analyse von 15 randomisiert-kontrollierten Studien Daten von insgesamt 718 Patienten mit leichter bis moderater Demenz ausgewertet.
Etwas mehr als die Hälfte hatte eine kognitive Stimulationstherapie erhalten: Sie zeichneten, backten, hörten Musik, sprachen über ihre Vergangenheit oder ihre Hobbys, pflegten Pflanzen, benannten Gegenstände und Personen und trainierten ihre räumliche Orientierung. Je nach Studie dauerte die Therapie ein bis sechs Monate, im Schnitt trainierten Pflegekräfte oder instruierte Angehörige die Demenzkranken dreimal pro Woche 45 Minuten lang.
Vergleichsgruppen waren meist Patienten ohne solches Training. Die Prüfärzte wussten nicht, welche Patienten eine kognitive Stimulation erhalten hatten (Cochrane Database of Systematic Reviews 2012, Issue 2)
Deutlicher Vorteil für beschäftigte Demenzkranke in allen analysierten Studien
Über alle Studien hinweg ergab sich ein deutlicher Vorteil bei der kognitiven Leistung. So war der ADAS-cog-Wert am Ende der Therapie im Schnitt um 2,3 Punkte besser als in der Kontrollgruppe - damit war der Effekt ähnlich groß wie mit Antidementiva.
Möglich ist sogar ein zusätzlicher Nutzen, da ein Teil der Patienten bereits Antidementiva erhielt. So hatten in fünf Studien alle Teilnehmer, auch in den Kontrollgruppen, Cholinesterase-Hemmer erhalten. Hier ergab sich sogar ein Unterschied von 3,2 ADAS-cog-Punkten zwischen stimulierten und nicht stimulierten Patienten.
Beim Mini-Mental-Status-Test schnitten die Teilnehmer ebenfalls besser ab, die Differenz zur Kontrollgruppe lag über alle Studien gemittelt bei 1,8 Punkten. Ein Vorteil gegenüber den Kontrollgruppen war noch ein bis drei Monaten nach Therapieende feststellbar.
Bessere Kommunikation und bessere Lebensqualität
Die spezielle Betreuung brachte den Demenzkranken aber nicht nur in Hinblick auf die kognitive Leistungsfähigkeit Nutzen: In vier Studien konnten die Patienten mit Training besser kommunizieren und waren sozial aktiver, und ebenfalls vier Studien deuteten auf eine verbesserte Lebensqualität.
Dagegen unterschieden sich die Gruppen nicht signifikant bei Alltagsfähigkeiten, Stimmung und Verhalten. Auch verringerte das Training die Belastung der Pflegekräfte oder Angehörigen nicht, allerdings führte es nach Angaben der Pflegenden auch nicht zu einer zusätzlichen Belastung.
Die Analyse, schreiben die Autoren, bekräftige die Forderung von Leitlinien: Demenzpatienten sollten zusätzlich zur antidementiven Medikation auch eine kognitive Stimulationstherapie erhalten.