Gastbeitrag

"Zuckerkranken werden wertvolle Arzneien vorenthalten"

Mehrere Negativ-Urteile von GBA und IQWiG zu innovativen Antidiabetika sind nicht nachzuvollziehen, betonen Diabetologen. Dazu gehört der jüngste GBA-Beschluss, dem SGLT2-Hemmer Dapagliflozin den Zusatznutzen abzusprechen.

Von Professor Hellmut Mehnert Veröffentlicht:
Blutzuckermessung: Was denken Patienten, wenn sie plötzlich ihr Medikament nicht mehr erhalten?

Blutzuckermessung: Was denken Patienten, wenn sie plötzlich ihr Medikament nicht mehr erhalten?

© iceteastock / fotolia.com

Was ist eigentlich los in der Diabetologie? Diese Frage muss man sich stellen, wenn man die Entscheidungen des Gemeinsamen Bundesausschusses (GBA) - basierend auf Gutachten des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) - kritisch beleuchtet.

Da gab es zunächst die Beschlussfassung gegen Linagliptin, eines DPP4-Hemmers mit zahlreichen Vorteilen, die weltweit - außer eben in Deutschland - zur raschen Verbreitung des Medikaments führten.

Und was kam doch vor einigen Jahren für eine Publikation des damaligen Leiters des IQWiG heraus, als ein Insulin-Analogon als angeblich Krebs-erregend ausgewiesen werden sollte?

Die keinen wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Arbeit wurde sehr bald widerlegt und mit der ORIGIN-Studie vollends entkräftet, nachdem übrigens Karl Lauterbach seinerzeit in einer Talk-Show die Publikation in höchsten Tönen gepriesen hatte und damit - sicherlich ungewollt - zur vorübergehenden Verunsicherung Hunderttausender von Insulin spritzenden Patienten beigetragen hatte.

Und nun der Gipfel der Fehlentscheidungen: Der GBA hat aufgrund eines IQWiG-Gutachtens am 6. Juni bekannt gegeben, dass das neue Antidiabetikum Dapagliflozin keinen Zusatznutzen im Vergleich zu anderen blutzuckersenkenden Substanzen habe...

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Kommentare
Dr. Michael Kann 13.06.201311:12 Uhr

Folgerichtige Entscheidung

sehr geehrter Herr Mehnert,

sie wundern sich rhetorisch gefragt, was los ist in der Diabetologie. Das hat mit Diabetologie nur am Rande was zu tun. Die Verunsicherung entstammt der Täuschung über das Selbstverständnis des IQWIG. Das IQWIG ist nämlich nicht das "Wissenschaftliche" Institut zur "Qualitätsverbesserung" wie der Name euphemistisch suggeriert, sondern hat laut Gründungsauftrag eindeutig die Funktion Geld einzusparen. Es dient einzig und allein der Kostendämpfung. Diesen Auftrag erfüllt es sehr gut und bedient sich dabei unter dem Deckmantel der Wissenschaftlichkeit stark angreifbarer unwissenschaftlicher Methoden. Leider wir dies nicht von unserer (des-)informierten Öffentlichkeit erkannt. Aber auch die Stimmen aus dem Bereich der anerkannten Wissenschaft sind unerklärlich still und desavouieren nicht das pseudowissenschaftliche Gebaren des Instituts. Das wäre m.E. aber unbedingt erforderlich, da auch die intellektuelle Elite im Bereich der Medien bislang das eigentliche Thema noch nicht von seiner Bedeutung für die Zukunft der gesundheitlichen Versorgung der Bevölkerung erkannt hat. Dieses Kostendämpfungsprinzip zieht sich seit Jahren durch alle Entscheidung durch. Siehe auch bereits vor Jahren die unrühmliche Entscheidung zu den schnellen Analoginsulinen oder auch das immer noch Hochhalten der Verordnung von Sulfonylharnstoffen als Primärmedikation bei den DMPs.
Seit Jahren werden der deutschen Bevölkerung mit diesem Vorgehen die modernen Innovationen systematisch vorenthalten (siehe auch Sortis/Atorvastatin oder Actos/Pioglitazon) und damit auch der Innovationsstandort Deutschland in der chemischen und pharmazeutischen Industrie sabotiert.
Mich wundert, daß sich die Bevölkerung das bereits so lange gefallen läßt. Aber auch da paßt wohl der abgewandelte Spruch: Jedes Volk hat das Gesundheitswesen das es verdient.

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