Sterberisiko sinkt

Zum längeren Leben joggen

Jogger leben länger als Lauffaule - wenn sie es mit dem Sport nicht übertreiben. Eine neue Studie zeigt: Man kann sich Lebenszeit erlaufen.

Von Dr. Christine Starostzik Veröffentlicht:
Mit regelmäßigem Joggen erläuft man sich einen Gewinn an Lebenszeit, wenn man nicht zu oft und zu schnell unterwegs ist.

Mit regelmäßigem Joggen erläuft man sich einen Gewinn an Lebenszeit, wenn man nicht zu oft und zu schnell unterwegs ist.

© Martin Novak/Shutterstock

KOPENHAGEN. Bis zu sechs Jahre erlaufen sich Jogger an Lebenszeit, hat eine dänische Langzeitstudie ergeben (Am J Epidemiol 2013; online 28. Februar).

Allerdings scheint sich eine U-förmige Beziehung zwischen Trainingsdauer und Sterblichkeit abzuzeichnen.

Zwar leben Jogger in der Regel länger als Nichtläufer, die besten Aussichten haben aber offenbar Läufer, die höchstens dreimal wöchentlich insgesamt 1 bis 2,4 Stunden in niedrigem bis mittlerem Tempo unterwegs sind.

Sterberisiko bei laufenden Frauen um 40 Prozent niedriger

Immer wieder erleiden Langstreckenläufer während eines Laufs tödliche Herzattacken. Es zeigt sich allerdings, dass viele der Opfer durch eine Herzerkrankung vorbelastet waren. Die starke körperliche Belastung steigert ihr Risiko um ein Vielfaches.

Untersuchungen haben gezeigt, dass die koronare Herzkrankheit bei trainierten Läufern über 40 Jahren die Hauptursache für einen plötzlichen Tod während eines Laufs ist. Leben ältere Läufer also besonders gefährlich?

Um das allgemeine Mortalitätsrisiko von Joggern zu erfassen, wurden 17.589 gesunde Männer und Frauen zwischen 20 und 98 Jahren in der Zeit von 1976 bis 2003 im Rahmen der Copenhagen City Heart Study untersucht und zu ihren körperlichen Aktivitäten befragt. 1878 Personen waren bekennende Jogger.

Während der maximal 35-jährigen Beobachtungszeit starben 122 Jogger und 10.158 Nichtjogger. Für männliche wie weibliche Läufer errechneten die Autoren altersadaptiert ein um 44 Prozent reduziertes Gesamtmortalitätsrisiko.

Nach Berücksichtigung weiterer Faktoren wie BMI, Rauchen, Alkoholkonsum ergab sich für joggende Frauen ein um 40 Prozent und für Männer ein um 31 Prozent niedrigeres Sterberisiko als bei Nichtläufern.

Der Gewinn an zusätzlicher Lebenszeit schwankte, je nachdem, welche Kofaktoren berücksichtigt wurden, zwischen 3,1 und 5,6 Jahren bei den Frauen und zwischen 2,6 und 6,2 Jahren bei den männlichen Joggern.

Langsam, nicht zu lang, nicht zu oft

Den Subanalysen zum Einfluss von Häufigkeit, Dauer und Intensität der Trainingseinheiten mangelte es zwar etwas an statistischer Aussagekraft, sie sind aber dennoch erwähnenswert.

So senkte schon eine Laufzeit von unter einer Stunde pro Woche das Sterberisiko gegenüber den Nichtläufern um 32 Prozent und eine Laufzeit von 1 bis 2,4 Stunden um 42 Prozent.

Doch dann drehte sich die Kurve: Bei Trainingszeiten zwischen 2,5 und 4 Stunden wurden nur noch 21 Prozent gewonnen und bei mehr als vier Stunden nur noch 14 Prozent.

Bei der Trainingshäufigkeit ergab sich ein ähnliches Bild: Bis zu dreimal Joggen pro Woche brachte 60 Prozent Risikoreduktion.

Wer öfter die Laufschuhe schnürte, hatte sogar ein erhöhtes Sterberisiko von 24 Prozent gegenüber Lauffaulen. Dem entsprach eine dritte Subanalyse: Langsame Jogger verringerten ihr Sterberisiko um 63 Prozent.

Jene, die in moderatem Tempo unterwegs waren, erreichten noch 47 Prozent, wer aber schneller lief, der schnitt letztlich sogar schlechter ab als die Nichtläufer.

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Herzgesundheit attestieren!

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Kommentare
Dr. Horst Grünwoldt 29.03.201318:48 Uhr

Gesundes Leben

Der von mir sehr verehrte online"Kritiker" Dr. med. Thomas G.Schätzler zeigt uns wieder einmal, was von vielen sog. Studien zu halten ist. Ich denke dabei natürlich besonders an solche aus dem US-amerikanischen Bereich.
Dies wurde mir gerade beim Anhören und Betrachten einer "big mouth"- Horrorsendung auf N 24 über die aberwitzigen "pandemischen" Seuchengefahren noch mal veranschaulicht.
Schlimm, daß sich sogar medizinische Fachleute zu solchen bullshit- Prognosen hingeben und schlichte Gemüter damit massenhaft verunsichern.
Mein trainiertes humorales und zelluläres Immunsystem wird gewiß auch ein paar zufällig mutierte "neue" Erreger als fremd erkennen und diese eliminieren, wenn ich mich davon nicht massenhaft im unhygienischen Milieu überschwemmen lasse.
Daß die Bewegungsfreude, insbesondere ein gemäßigtes "Joggen" am Tagesende, nicht nur das Immunsystem stärkt, sondern ganz allgemein das körperliche Wohlbefinden fördert, ist hinreichend bekannt.
Es tut auch der Seele (und Eitelkeit) gut, wenn beim 68-jährigen Einsteiger in das isometrische Kraft-Training beim Gesundheits-Check einem mitgeteilt wird, noch die organische Fitness eines Fünfzigjährigen zu haben.
Dabei hat sich mein Bewegungsdrang in den zurückliegenden Jahrzehnten auf gelegentliches Schwimmen und ein bißchen alltägliches Radeln an der frischen Luft beschränkt. Der aktuelle Kauf des Jahres-Abonnements in einem wunderbaren "Fitness-Gym" (dem "Aquadrom" in Graal-Müritz) ist natürlich Anreiz, dies jetzt wenigstens dreimal in der Woche zu besuchen, um auch "auf die Kosten" zu kommen.
Und das wird nach dem Muskeltonus-Training an den Maschinen mit dem Ausschwimmen in derselben Einrichtung hinterher gleich verbunden. Dann steht auch noch das Fahrrad bereit, um damit nach drei Stunden auf den Zug nach Rostock zu gelangen.
Als genußfreudiger (aber selektiver) Esser, Bier- und Weintrinker habe ich begriffen,
daß man die unschönen männlichen Hüftkilos nur loswerden kann, wenn ich nach einem begrenzten Fernsehabend noch beizeiten auf meine Piste (die 1000m- Lange Straße) auf und ab komme und beim Traben ("joggen") vor dem Zubettgehen noch mal richtig durchschnaufe.
Voraussetzung für den Abnehm-Effekt ist natürlich das reduzierte Abendessen mit Beschränkung auf das essentielle Eiweiß und Grünzeug für eine regenerative Nachtruhe.
Ich käme heute nie mehr auf die Idee, schon morgens meinen älteren Gelenkknorpel beim Ausdauerlaufen für den Rest des Tages zusammenzustauchen.
Dr. med. vet. Horst Grünwoldt(Tierarzt i.R.), Rostock

Dr. Thomas Georg Schätzler 28.03.201317:11 Uhr

Ein bischen Sterben gibt es nicht!

Wenn ich diese Studie über die differierenden Lebenserwartungen bei den unterschiedlichen Laufgewohnheiten kritisch betrachte, entdecke ich eher eine "Relativitätstheorie des Sterbens". Denn der harte Endpunkt ‚Mortalität‘ wird euphemistisch durch willkürliche Berechnungen völlig unglaubwürdiger Relativer Risiko-Reduktionen (RRR) relativiert. Frauen und Männer hätten als Läufer altersadaptiert ein um 44% reduziertes Gesamtmortalitätsrisiko, wird behauptet. Risikofaktorenbereinigt zeigten joggende Frauen 40% und Männer 31% niedrigere Sterberisiken als Nichtläufer. U n t e r einer Stunde pro Woche Laufen senkte sich angeblich das Sterberisiko um 32% und bei einer Laufzeit von 1 bis 2,4 Stunden um 42%. Pro Woche 2,5 bis 4 Stunden würden nur 21%, mehr als vier Stunden lediglich 14% RRR einbringen. Wer ö f t e r als drei Mal wöchentlich trainierte, würde bereits mit einem um 24% e r h ö h t e n Sterberisiko bestraft. Als absoluter Clou dieses RRR-Chaos würden langsame Jogger ihr Sterberisiko gar um 63% verringern. Moderates Tempo hätte 47% RRR zur Folge. Noch schnelleres Tempo wäre jedoch eine wahre Mortalitätsfalle: Selbst gegenüber Nichtläufern!

Jetzt fragen sich selbst geneigte Leser/-innen, wie kommt der ewig kritisierende Schätzler zu diesem vernichtenden Urteil? Ganz einfach! Hier wurden in dreister, völlig unwissenschaftlicher Weise Birnen mit Äpfeln verglichen: Von den 15.711 erklärten N i c h t-Joggern starben in der bis zu 35-jährigen Nachbeobachtungszeit 64,655 Prozent. Es wäre also nur noch eine Frage der Zeit gewesen, eine 100-prozentige Mortalität zu erreichen. Von den anderen 1.878 "bekennenden Joggern" starben 122 Personen. Und das waren nur 6,496 Prozent!

Die Nicht-Jogger hätten demnach ein fast e i n t a u s e n d Prozent höheres Sterberisiko gehabt, als die Jogger-Gruppe???
Ach ja, Sie wollen sicher auch wissen, wie die Berechnungen des Gewinns an Lebenszeit zu Stande kamen? "The expected lifetime was calculated by integrating the predicted survival curve estimated in the Cox model" - das heißt mit meinen einfachen und bescheidenen Worten, die zu erwartende Lebenszeit wurde nicht etwa beobachtet und gemessen, sondern schlicht und ergreifend aus dem Integral der vorausgesagten Überlebenskurve mit dem Cox-Modell abgeschätzt!

Mf+kG, Dr. med. Thomas G. Schätzler, FAfAM Dortmund (z.Zt. Mauterndorf/A)

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