Neue Studie

Ärzte sollten mit Corona-Ungeimpften über Haftungsfragen sprechen

Sieben Prozent der Rheinland-Pfälzer sind nicht gegen Corona geimpft. Autoren einer Studie haben Beweggründe analysiert – und zeigen drei Hebel auf, um die Impfquote zu erhöhen.

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61 Prozent der Corona-Ungeimpften glauben, dass die Impfung gefährlicher ist,
als die Infektion. Das sind Ergebnisse einer Studie aus Rheindland-Pfalz.

61 Prozent der Corona-Ungeimpften glauben, dass die Impfung gefährlicher ist, als die Infektion. Das sind Ergebnisse einer Studie aus Rheindland-Pfalz.

© Rupert Oberhäuser / picture alliance

Mainz. Wer sind eigentlich die Corona-Ungeimpften? Dieser Frage ist eine Studie im Auftrag des Ministeriums für Wissenschaft und Gesundheit des Landes Rheinland-Pfalz nachgegangen. Zwischen März und Mai 2022 wurden 8620 Rheinland-Pfälzer befragt, 573 waren nicht gegen das Coronavirus geimpft.

Die Ungeimpften wurden auf Basis ihrer Antworten in drei Kategorien gruppiert:

  • 52 Prozent haben eine starke Verschwörungsnähe und sind nach Ansicht der Studienautoren nicht mehr von der Impfung zu überzeugen.
  • 35 Prozent haben teilweise Verschwörungsnähe.
  • 13 Prozent haben keine Verschwörungsnähe. In diese Gruppe fielen insbesondere junge Frauen, Eltern und Menschen aus Städten. Sie seien möglicherweise noch erreichbar für eine Impfung.

Insgesamt seien sieben Prozent der über 18-Jährigen in Rheinland-Pfalz nicht gegen das Coronavirus geimpft, sechs Prozent von ihnen ohne medizinische Gründe, erläuterte Studienleiterin Jana Faus am Dienstag. „Die Ungeimpften werden nicht durch soziodemokratische Faktoren geeint. Sie haben vielmehr einen massiven Vertrauensverlust erfahren: gegenüber Politik, Medien, gesellschaftlichen Entwicklungen und staatlichen Institutionen.“

Außerdem versuche die Gruppe der Ungeimpften, unter sich zu bleiben. „Das ,ungeimpft sein‘ ist zu einem Identitätsmarker geworden“, erklärte Faus.

Sorge der Ungeimpften: Zu wenig Forschung

Ein Großteil der Ungeimpfen (91 Prozent) gab an, zu glauben, dass der Corona-Impfstoff nicht ausreichend erforscht sei. Gäbe es unabhängige Langzeitstudien, würden 35 Prozent der Befragten eine Impfung in Erwägung ziehen. Die Studienautoren schlossen daraus, dass eine unabhängige Datenbank mit allen Corona-Studien in verständlicher Sprache für Laien aufgebaut werden sollte.

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Praxen sollen individuelle Beratung anbieten

Ein zweiter Hebel, um Menschen für eine Corona-Impfung zu gewinnen, könnten individuelle Beratungsangebote sein. Die Studienautoren sehen hier vor allem Ärzte und anderes medizinisches Fachpersonal in der Pflicht, die bei ihren Patienten großes Vertrauen genießen. Beispielsweise sollten Gynäkologen im regulären Vorsorgegespräch thematisieren, ob die Impfung unfruchtbar macht. Das glaubten 41 Prozent der befragten Ungeimpften. Generell sei die Sorge vor Impfschäden deutliche größer gewesen, als die Sorge vor COVID-Langzeitfolgen, wie Long-COVID (76 Prozent versus 18 Prozent).

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59 Prozent der Befragten gab außerdem an, dass sie denken, dass sie mit der Unterschrift auf dem Impf-Merkblatt selbst für Impfschäden haften. „Dieses Ergebnis war überraschend“, gibt Faus zu. Daher sei es ratsam, wenn Hausärzte und Impfärzte gegenüber ihrer Patienten klar kommunizierten, wer bei Impfschäden die Verantwortung übernimmt.

Ungeimpfte wollen selbstbestimmt entscheiden

24 Prozent der befragten Ungeimpften gab an, dass sie eine Impfung in Erwägung ziehen würden, wenn sie nach einem Beratungsgespräch frei über die Impfung entscheiden könnten. Selbstbestimmt eine Entscheidung zu treffen, sei den Menschen wichtig, so Faus. Kampagnen wie „Lass sich impfen“, seien daher unzureichend. (schu)

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