Telemedizin
Auszeichnung für Innovationsfonds-Projekt Telnet@NRW
Innerärztlich praktizierte Telemedizin funktioniert und kann dazu beitragen, die Versorgung zu verbessern. Das Projekt TELnet@NRW zeigt, wie es gehen kann – und hat jetzt einen Preis gewonnen.
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Wenn Ärzte in Kliniken und Praxen sich untereinander richtig vernetzen und schwere Fälle online miteinander diskutieren, dann verbessert das die Versorgung, ohne dass die Patienten verlegt werden müssen – zeigt das Projekt Telnet@NRW.
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Köln. Doppelte Anerkennung für TELnet@NRW: Das vom Innovationsfonds geförderte Projekt zur sektorübergreifenden telemedizinischen Vernetzung ist mit dem mit 10.000 Euro dotierten ersten Platz beim Deutschen Preis für Patientensicherheit des Aktionsbündnisses Patientensicherheit (APS) ausgezeichnet worden. Zuvor hatte der Gemeinsame Bundesausschuss (GBA) TELnet@NRW zur Übernahme in die Regelversorgung empfohlen.
Bei TELnet@NRW haben Infektiologen und Intensivmediziner der Unikliniken Aachen und Münster Kollegen in 17 Krankenhäusern und zwei Arztnetzen über Schulungen, Tele-Konsile und eine Rund-um-die-Uhr-Erreichbarkeit ihre Expertise zur Verfügung gestellt.
Von Januar 2017 bis März 2020 sind über 150.000 Patienten in das Projekt eingeschlossen worden. Nach den Ergebnissen der Evaluation konnte über das Netzwerk die Behandlungsqualität verbessert werden.
Nicht nur in Corona-Zeiten ein großer Gewinn
„Telemedizinische Anwendungen per Audio-Videokonferenz ermöglichen es, medizinisches Fachwissen zur Patientin und zum Patienten zu bringen, und zwar, ohne dass der Patient selbst den aufwändigen und belastenden Transport in ein spezialisiertes Zentrum auf sich nehmen muss“, lobte die APS-Vorsitzende Dr. Ruth Hecker das Projekt. Das sei nicht nur in Corona-Zeiten ein großer Gewinn für die Sicherheit und Qualität der Behandlung.
Für die Ärzte und besonders für die Patienten sei der Mehrwert der sektorübergreifenden Zusammenarbeit während der gesamten Projekt-Laufzeit deutlich spürbar gewesen, sagte TELnet@NRW-Konsortialführer Professor Gernot Marx, Direktor der Klinik für Operative Intensivmedizin und Intermediate Care an der Uniklinik RWTH Aachen.
Die Vision: flächendeckend eingesetzte Telemedizin
Marx sieht die Auszeichnung als wichtiges Signal für die Projektbeteiligten, aber auch für alle Akteure im Gesundheitswesen. „Zum Wohle der Patientinnen und Patienten sollten wir künftig verstärkt auf eine flächendeckende telemedizinische Versorgungslandschaft setzen“, findet er.
Bestätigung hat TELnet@NRW auch von anderer Seite bekommen. Der GBA hat vor Kurzem in einem Beschluss eine Empfehlung zur Überführung des Netzwerks in die Regelversorgung ausgesprochen. Nun sollen die Erkenntnisse aus dem Projekt zur Prüfung an die Gesundheitsministerien der Länder, den Unterausschuss Bedarfsplanung des GBA, den GKV-Spitzenverband, die Kassenärztliche Bundesvereinigung, die Deutsche Krankenhausgesellschaft und das Institut für das Entgeltsystem im Krankenhaus weitergeleitet werden.
„Beitrag zur zukunftsfähigen Versorgung leisten“
„Die wissenschaftliche Evaluation zeigte Hinweise auf eine Verbesserung der medizinischen Versorgung der Patienten bei relevanten Zielparametern seit Etablierung der telemedizinischen Anwendungen, insbesondere im stationären Bereich bei der Behandlung gemäß den Therapieempfehlungen zur Behandlung von Staphylococcus-aureus-Infektionen sowie bei der Behandlung schwerer Infektionen“, heißt es in der Begründung de Beschlusses.
Im ambulanten Bereich hätten sich aufgrund der Intervention Verbesserungen bei der Behandlung von unkomplizierten akuten oberen Atemwegsinfektionen und bei asymptomatischen Bakteriurien gezeigt. „Ärztinnen und Ärzte, Patientinnen und Patienten und Angehörige zeigten eine hohe Akzeptanz für die durchgeführten Televisiten und -konsilien“, so der GBA weiter.
Insgesamt deuteten die Projektergebnisse darauf hin, dass die intersektoralen telemedizinischen Anwendungen „einen Beitrag zu einer zukunftsfähigen sektorübergreifenden Versorgung leisten“, so der GBA.