80. Bayerischer Ärztetag

Bayern streicht Homöopathie aus Weiterbildungsordnung

Elf Ärztekammern haben die Zusatzbezeichnung Homöopathie bereits aus ihren Weiterbildungsordnungen verbannt. Nun folgt auch Bayern. Nicht jeder ist zufrieden damit.

Veröffentlicht:
Derzeit haben rund 400 Ärztinnen und Ärzte in Bayern die Zusatzbezeichnung Homöopathie erlangt. Künftig ist dies nicht mehr möglich.

Derzeit haben rund 400 Ärztinnen und Ärzte in Bayern die Zusatzbezeichnung Homöopathie erlangt. Künftig ist dies nicht mehr möglich.

© Mediteraneo / stock.adobe.com

Hof. Die Bayerische Landesärztekammer streicht in ihrer neuen Weiterbildungsordnung die Homöopathie als Zusatzbezeichnung. Das entschied eine große Mehrheit der Delegierten am Samstag beim Bayerischen Ärztetag in Hof. Damit können Mitglieder künftig nicht mehr über Fortbildungen eine von der Kammer anerkannte Bestätigung über Homöopathie-Kenntnisse erwerben.

Gleichzeitig stimmten die Delegierten – mit nur einer Gegenstimme – dafür, die novellierte Musterweiterbildungsordnung, die der Deutsche Ärztetag 2018 beschlossen hatte und die statt auf Zahlen auf Kompetenzen setzt, auf Landesebene umzusetzen.

Bayerischer Zentralverein homöopathischer Ärzte will rechtliche Schritte prüfen

Der Sprecher des homöopathiekritischen Netzwerks Homöopathie, der Weilheimer HNO-Arzt Christian Lübbers, begrüßte die Entscheidung. Sie sei ein „Erdrutschsieg für die Patientensicherheit“. Die Behandlung, die vor allem auf die Gabe von Wirkstoffen in sehr großer Verdünnung setzt, habe keine Wirkung, die über den Placebo-Effekt hinausgehe, so sein Argument. „Es geht nicht darum, den Patienten etwas wegzunehmen. Wir wollen ihnen etwas geben, das ist Ehrlichkeit.“

Der bayerische Landesvorsitzende des Deutschen Zentralvereins homöopathischer Ärzte, der Münchner Internist Ulf Riker, bedauerte das Ergebnis. Bürgerinnen und Bürger hätten bei der Entscheidungsfindung keine Möglichkeit gehabt, sich Gehör zu verschaffen. „Auch homöopathisch tätige Ärzte kamen nur ausnahmsweise zu Wort“, kritisierte Riker. Die Abstimmung sei zwar zu respektieren. „Wir werden allerdings rechtliche Schritte sehr ernsthaft prüfen.“

Wer die Zusatzbezeichnung schon hat, darf sie weiterführen

Von den zuletzt 28 .458 in Praxen tätigen Ärztinnen und Ärzten in Bayern haben rund 400 Homöopathie als Zusatzbezeichnung erworben. Sie können diese auch weiter führen. Künftig ist es allerdings nicht mehr möglich, die Zusatzbezeichnung neu zu bekommen.

Nach Angaben des Zentralvereins homöopathischer Ärzte können Mediziner aber weiter ein Diplom des Verbandes erhalten, wenn sie an einer Fortbildung teilnehmen. Damit können sie auch in Zukunft etwa an Sonderverträgen zur homöopathischen Behandlung teilnehmen, die der Verband mit rund 90 gesetzlichen Krankenkassen ausgehandelt hat.

Von den bundesweit 17 Landesärztekammern hatten bereits 11 die Homöopathie aus ihren Weiterbildungsordnungen gestrichen. Fünf hatten für eine Beibehaltung gestimmt. (dpa/eb)

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Kommentare
Claus F. Dieterle 18.10.202114:17 Uhr

Häufig kommt es vor, dass Christen die Homöopathie ablehnen, weil sie unqualifizierte sekundäre Literatur lesen, statt primäre Quellen zu studieren. Hilfreich ist dabei die Dissertation von Jörg Große-Onnebrink: Der Gottesbegriff bei Samuel Hahnemann. Hahnemann bezeichnet Gott als Weltschöpfer, Schöpfer der Menschen, Schöpfer des Guten, gütiger Vater im Himmel usw. Hahnemann war davon überzeugt, dass Gott ihm die Einsicht für seine Homöopathie verlieh, er bezeichnete die Homöopathie als die große Gabe Gottes. Übrigens: In der Rezension eines Buches über Kindererziehung hält Hahnemann es für enorm wichtig, die Jugend auf die wahre Bestimmung des Menschen...die Annäherung an die Gottheit kräftig und innig aufmerksam zu machen und hinzuleiten. Auch der Dissertation entnommen. 
Die Doktorarbeit ist auch als Buch erhältlich, zumindest antiquarisch oder über die Fernleihe einer Bücherei.

Thomas Fuchs 18.10.202110:37 Uhr

Ich finde ja, dass auch das Ergebnis der Abstimmung erwähnenswert ist.
https://twitter.com/drluebbers/status/1449384296591110148?s=20

Demnach gab es 80 Stimmen dagegen, 12 dafür, 9 Enthaltungen.

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