„Weniger Rücksicht nehmen“
Bayern verschärft Corona-Maßnahmen massiv
Inzidenz-Spitzenreiter Bayern reagiert mit drastischen Einschränkungen auf die explodierenden Corona-Zahlen. Ministerpräsident Söder fordert zudem für das Jahr 2022 die Diskussion über eine Impfpflicht – und erhält Zustimmung aus der Ärzteschaft.
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Bayerns Ministerpräsident Söder glaubt, an einer allgemeinen Impfpflicht werde kein Weg vorbeiführen.
© Sven Hoppe / dpa
München. Mit einer Sieben-Tage-Inzidenz von 625,3 ist Bayern deutschlandweit Spitzenreiter bei den Corona-Infektionen. Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hat deshalb am Freitag drastische Maßnahmen für den Freistaat angekündigt. Am kommenden Dienstag muss der bayerische Landtag über die neuen Regelungen entscheiden, in Kraft treten könnten sie dann ab Mittwoch.
Die vierte Welle ist heimtückisch“, sagte Söder. Geimpft zu sein schütze, das Problem sei die „Impflücke“. Der Ministerpräsident verkündete, alle Impfzentren würden wieder hochgefahren und auch Betriebsärzte werden ab sofort wieder ins Impfen einbezogen. „Ich glaube, dass wir am Ende um eine allgemeine Impfpflicht nicht herumkommen werden“, sagte Bayerns CSU-Chef zudem, sonst werde „das eine Endlosschleife mit diesem Mist-Corona“. Die Diskussion darum müsse im kommenden Frühjahr geführt werden.
Ärztevertreter schlagen Alarm
Innerhalb der Ärzteschaft allerdings würde sich manch einer hier wohl ein schnelleres Handeln wünschen. Noch vor der Pressekonferenz des Ministerpräsidenten hatten Bayerns Kliniken und Ärzteverbände in einer gemeinsamen Pressemitteilung eindringlich vor Versorgungsengpässen gewarnt und an die Vernunft aller appelliert.
„Die Kassenärztliche Vereinigung Bayerns, der Marburger Bund als Vertreter der Klinikärztinnen und -ärzte und die Bayerische Krankenhausgesellschaft können sich darüber hinaus auch die sofortige Einführung einer umfassenden Impflicht in Bezug auf die Corona-Schutzimpfungen für die erwachsene Bevölkerung vorstellen“, heißt es in dem Schreiben wörtlich.
Für Ungeimpfte kommen die neuen Maßnahmen einem Lockdown light gleich, für sie gelten dann auch Kontaktbeschränkungen: Maximal fünf Personen aus zwei Haushalten dürfen sich treffen, Kinder unter zwölf Jahren und Geimpfte werden nicht eingerechnet. „Wir müssen weniger Rücksicht nehmen auf jene, die selbst keine Rücksicht nehmen“, so Söder wörtlich.
Kultur- und Sportveranstaltungen dürfen nur noch mit einer deutlich reduzierten Auslastung von maximal 25 Prozent an Zuschauern stattfinden, außerdem gilt dort die 2G-plus-Regel. Zudem greift ab Mittwoch auch bei körpernahen Dienstleistungen, in Hochschulen, Volkshochschulen, Musik- und Fahrschulen 2G. Ministerpräsident Söder kündigte an, dass 2G wie auch 2G-Plus „massiv kontrolliert“ würden.
Die Schulen bleiben offen
In Inzidenz-Hotspots mit mehr als 1000 Neuinfektionen in den letzten sieben Tagen werden Gastronomie, Sport- und Kulturstätten geschlossen sowie sämtliche Veranstaltungen untersagt. Die Schulen bleiben offen. In Schulen und Kitas gilt weiter die Maskenpflicht, Pooltests werden noch einmal ausgeweitet. In sämtlichen Bildungseinrichtungen gilt 3G. Die Geschäfte bleiben offen, im Handel gilt aber eine Quadratmeter-Regel von einem Kunden pro zehn Quadratmeter. In der Gastronomie wird eine generelle Sperrstunde ab 22 Uhr greifen.
Alle Jahrmärkte und Weihnachtsmärkte in Bayern sind abgesagt, Bars, Clubs und Diskotheken müssen wohl bis einschließlich 19. Dezember schließen.