„Weniger Rücksicht nehmen“

Bayern verschärft Corona-Maßnahmen massiv

Inzidenz-Spitzenreiter Bayern reagiert mit drastischen Einschränkungen auf die explodierenden Corona-Zahlen. Ministerpräsident Söder fordert zudem für das Jahr 2022 die Diskussion über eine Impfpflicht – und erhält Zustimmung aus der Ärzteschaft.

Michaela SchneiderVon Michaela Schneider Veröffentlicht:
Bayerns Ministerpräsident Söder glaubt, an einer allgemeinen Impfpflicht werde kein Weg vorbeiführen.

Bayerns Ministerpräsident Söder glaubt, an einer allgemeinen Impfpflicht werde kein Weg vorbeiführen.

© Sven Hoppe / dpa

München. Mit einer Sieben-Tage-Inzidenz von 625,3 ist Bayern deutschlandweit Spitzenreiter bei den Corona-Infektionen. Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hat deshalb am Freitag drastische Maßnahmen für den Freistaat angekündigt. Am kommenden Dienstag muss der bayerische Landtag über die neuen Regelungen entscheiden, in Kraft treten könnten sie dann ab Mittwoch.

Die vierte Welle ist heimtückisch“, sagte Söder. Geimpft zu sein schütze, das Problem sei die „Impflücke“. Der Ministerpräsident verkündete, alle Impfzentren würden wieder hochgefahren und auch Betriebsärzte werden ab sofort wieder ins Impfen einbezogen. „Ich glaube, dass wir am Ende um eine allgemeine Impfpflicht nicht herumkommen werden“, sagte Bayerns CSU-Chef zudem, sonst werde „das eine Endlosschleife mit diesem Mist-Corona“. Die Diskussion darum müsse im kommenden Frühjahr geführt werden.

Ärztevertreter schlagen Alarm

Innerhalb der Ärzteschaft allerdings würde sich manch einer hier wohl ein schnelleres Handeln wünschen. Noch vor der Pressekonferenz des Ministerpräsidenten hatten Bayerns Kliniken und Ärzteverbände in einer gemeinsamen Pressemitteilung eindringlich vor Versorgungsengpässen gewarnt und an die Vernunft aller appelliert.

„Die Kassenärztliche Vereinigung Bayerns, der Marburger Bund als Vertreter der Klinikärztinnen und -ärzte und die Bayerische Krankenhausgesellschaft können sich darüber hinaus auch die sofortige Einführung einer umfassenden Impflicht in Bezug auf die Corona-Schutzimpfungen für die erwachsene Bevölkerung vorstellen“, heißt es in dem Schreiben wörtlich.

Für Ungeimpfte kommen die neuen Maßnahmen einem Lockdown light gleich, für sie gelten dann auch Kontaktbeschränkungen: Maximal fünf Personen aus zwei Haushalten dürfen sich treffen, Kinder unter zwölf Jahren und Geimpfte werden nicht eingerechnet. „Wir müssen weniger Rücksicht nehmen auf jene, die selbst keine Rücksicht nehmen“, so Söder wörtlich.

Kultur- und Sportveranstaltungen dürfen nur noch mit einer deutlich reduzierten Auslastung von maximal 25 Prozent an Zuschauern stattfinden, außerdem gilt dort die 2G-plus-Regel. Zudem greift ab Mittwoch auch bei körpernahen Dienstleistungen, in Hochschulen, Volkshochschulen, Musik- und Fahrschulen 2G. Ministerpräsident Söder kündigte an, dass 2G wie auch 2G-Plus „massiv kontrolliert“ würden.

Die Schulen bleiben offen

In Inzidenz-Hotspots mit mehr als 1000 Neuinfektionen in den letzten sieben Tagen werden Gastronomie, Sport- und Kulturstätten geschlossen sowie sämtliche Veranstaltungen untersagt. Die Schulen bleiben offen. In Schulen und Kitas gilt weiter die Maskenpflicht, Pooltests werden noch einmal ausgeweitet. In sämtlichen Bildungseinrichtungen gilt 3G. Die Geschäfte bleiben offen, im Handel gilt aber eine Quadratmeter-Regel von einem Kunden pro zehn Quadratmeter. In der Gastronomie wird eine generelle Sperrstunde ab 22 Uhr greifen.

Alle Jahrmärkte und Weihnachtsmärkte in Bayern sind abgesagt, Bars, Clubs und Diskotheken müssen wohl bis einschließlich 19. Dezember schließen.

Lesen sie auch
Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Grippeschutzimpfung: Jüngere Risikogruppen nicht vergessen

© Springer Medizin Verlag

Intens. Video-Podcast

Grippeschutzimpfung: Jüngere Risikogruppen nicht vergessen

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Herz mit aufgemalter Spritze neben Arm

© Ratana21 / shutterstock

Studie im Fokus

Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Prävention durch Influenzaimpfung?

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Mann mit Pflaster auf Oberarm gibt Daumen-hoch-Zeichen

© U_Photo / Shutterstock

Impflücken bei Chronikern

Senkung von Morbidität und Mortalität durch bessere Vorsorge

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Pneumokokken-Impfschutz bei den Kleinsten oft unvollständig

© Olivier Le Moal - stock.adobe.com

Content Hub Impfen

Pneumokokken-Impfschutz bei den Kleinsten oft unvollständig

Anzeige | MSD Sharp & Dohme GmbH
Impfstoffe – Krankheiten vorbeugen, bevor sie entstehen

© MKC/ shutterstock

Impfungen

Impfstoffe – Krankheiten vorbeugen, bevor sie entstehen

Anzeige | MSD Sharp & Dohme GmbH
Kommentare
Abb. 1: Zeitaufwand pro Verabreichung von Natalizumab s.c. bzw. i.v.

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [9]

Familienplanung und Impfen bei Multipler Sklerose

Sondersituationen in der MS-Therapie

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Biogen GmbH, München
Impfungen – ob Influenza oder Reisezeit

© Springer Medizin Verlag GmbH

Impfungen – ob Influenza oder Reisezeit

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Sanofi-Aventis Deutschland GmbH, Frankfurt a. M.
Protest vor dem Bundestag: Die Aktionsgruppe „NichtGenesen“ positionierte im Juli auf dem Gelände vor dem Reichstagsgebäude Rollstühle und machte darauf aufmerksam, dass es in Deutschland über drei Millionen Menschen gebe, dievon einem Post-COVID-Syndrom oder Post-Vac betroffen sind.

© picture alliance / Panama Pictures | Christoph Hardt

Symposium in Berlin

Post-COVID: Das Rätsel für Ärzte und Forscher

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: vfa und Paul-Martini-Stiftung
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Forscher geben Entwarnung: Handys führen nicht zu einem erhöhten Risiko für verschiedene Krebsarten.

© DragonImages / stock.adobe.com

Zeitreihenanalyse

Studie: Handynutzung erhöht das Krebsrisiko nicht

Akute Atemwegssymptome – wieviel trägt die Luftverschmutzung bei? (Symbolbild mit Fotomodell)

© Sofiia / stock.adobe.com

Respiratorische Symptome

Mehr Luftverschmutzung, mehr Antibiotika