COVID-Pandemie
Bayerns Hausärzte beginnen mit Corona-Impfung ohne Priorisierung
Auch wenn sie nicht zu einer bevorzugten Gruppe gehören, können sich Menschen in Bayern jetzt gegen SARS-CoV-2 impfen lassen. Es gibt aber nicht genug Impfstoff.
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Bayerns Hausärzte dürfen seit Donnerstag ohne Priorität gegen Corona impfen. Allerdings hat Gesundheitsminister Holetschek nicht genug Impfstoff zu bieten.
© Peter Kneffel/dpa
München. In Bayern dürfen Haus- und Fachärzte ab diesem Donnerstag unabhängig von der Impfreihenfolge gegen das Coronavirus impfen. Dennoch wird es dauern, bis jeder Interessent an die Reihe kommt, denn der Impfstoff-Bedarf liegt noch immer deutlich über den Liefermengen. Die bayerischen Impfzentren setzen deshalb sogar Erstimpfungen bis zum 7. Juni fast vollständig aus. Denn die vorhandenen Dosen werden weitgehend für die anstehenden Zweitimpfungen gebraucht.
„Ich gehe davon aus, dass wir ab der Kalenderwoche 23 in den Impfzentren wieder mit Erstimpfungen weitermachen können, die übrigens auch bei den Hausärztinnen und Hausärzten und Fachärzten weiter abgegeben werden“, hatte Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) am Mittwoch in München gesagt. Mit der Freigabe der Priorisierung bei den Ärzten geht der Freistaat schneller voran als manch andere Bundesländer. Bundesweit sind lediglich die Impfstoffe von AstraZeneca und Johnson & Johnson bislang freigegeben.
Fokus auf Zweitimpfungen
Mit Blick auf die Impfzentren betonte Holetschek: „Dass wir uns jetzt eine Zeit lang auf die Zweitimpfungen konzentrieren, ist jetzt eigentlich nichts Überraschendes.“ Schließlich habe es im April sehr viele Erstimpfungen gegeben, sodass dort nun die Zweitimpfung anstehe. Hinzu kam noch der Wechsel von AstraZeneca auf die mRNA-Impfstoffe bei den Zweitimpfungen für unter 60-Jährige – also Moderna oder BioNTech.
In den kommenden drei Wochen werden daher hauptsächlich die Haus- und Fachärzte Erstimpfungen vornehmen. Die Impfzentren verabreichen derweil in den kommenden vier Wochen mehr als 1,1 Millionen Zweitimpfungen, wie Holetschek erläuterte.
Stottert Holetscheks „Impfturbo“?
Eugen Brysch von der Deutschen Stiftung Patientenschutz kritisierte dieses Vorgehen: „Das ist der Holetschek’sche Impfturbo. Im Stand laut aufheulen, doch wenn es dann auf die Strecke gehen soll, reicht der Treibstoff gerade mal für das Ausrollen auf dem Standstreifen.“
Der bayerische Hausärzteverband riet Impfwillige zur Zurückhaltung. „Ich habe Verständnis dafür, dass viele nun schnell geimpft werden wollen, gerade im Vorfeld der Urlaubszeit. Aber ich appelliere an die Menschen, jetzt die Füße stillzuhalten und nicht die Praxen abzutelefonieren und mit Impfanfragen zu überhäufen“, sagte der Verbandsvorsitzende Markus Beier der „Welt“. Es gebe nicht genug Termine und nicht genug Impfstoff, das werde sich voraussichtlich erst Mitte Juni ändern. Beier warnte zugleich davor, dass Kapazitäten für Menschen blockiert werden, die nicht wegen Corona in die Praxen kommen. „Da sehen wir erste Engpässe.“
Reinhardt warnt vor Überforderung und Frust
BÄK-Präsident Klaus Reinhardt kritisierte das Vorpreschen einiger Bundesländer. „Und so werden viele niedergelassene Kolleginnen und Kollegen förmlich überrannt. Wenn dann nicht alle Impfwilligen unmittelbar zum Zuge kommen, führt das natürlich zu Frust, der leider auch beim Praxispersonal abgeladen wird“, kritisierte Reinhardt in der „Rheinischen Post“. „Das geht so nicht. Das ist belastend und behindert den Praxisbetrieb enorm“, so Reinhardt. (dpa)