Immer mehr COVID-Patienten
Berliner Kliniken sagen planbare Operationen ab
Charité und Vivantes ziehen die Notbremse und sagen planbare Eingriffe ab: Auf den Coronastationen werden wieder mehr Mitarbeiter gebraucht – diese müssen von anderen Stationen abgezogen werden.
Veröffentlicht:Berlin. Die Berliner Klinikkonzerne Charité und Vivantes reagieren auf die sich verschärfende Corona-Lage und sagen alle planbaren Operationen in den Kliniken ab. Auf diese Weise sollen die Kapazitäten für Corona-Patienten erhöht werden. Dringende Operationen sollen aber weiterhin stattfinden.
„Die KV Berlin kann nur an alle Berlinerinnen und Berliner appellieren, sich impfen zu lassen und die gebotenen Abstands-, Masken- und Hygieneregeln einzuhalten, um die vierte Welle zu brechen“, heißt es seitens der Kassenärztlichen Vereinigung. Das Vorgehen der Charité und Vivantes, alle planbaren Operationen abzusagen, um sich auf die COVID-19-Patienten konzentrieren zu können, sei ebenso besorgniserregend wie der starke Anstieg der Infektionszahlen.
Situation auf Intensivstationen immer angespannter
„Die jetzige hohe Belastung wird vor allem durch noch nicht Geimpfte oder durch Impfverweigerer verursacht, die in stark steigender Zahl, gerade auf den Intensivstationen, behandelt werden“, so Marc Schreiner, Geschäftsführer der Berliner Krankenhausgesellschaft (BKG) zur „Ärzte Zeitung“. Eine weitere Verschärfung könne nur durch eine erhöhte Impfbereitschaft vermieden werden.
Die Situation der Intensivpflege in Berliner Kliniken sei zunehmend angespannt. Laut Berliner Krankenhausgesellschaft haben Pflegekräfte gekündigt, gewechselt oder sind in Teilzeit gegangen. Zusätzlich gebe es einen erhöhten Krankenstand. „Wir können zurzeit zahlreiche Intensivbetten nicht vollständig betreiben und müssen Betten sperren, weil das Personal fehlt“, so Schreiner.
Auch Auswirkungen auf Praxen
Wo es derzeit medizinisch vertretbar sei, werden planbare Operationen und Eingriffe deshalb gezwungenermaßen verschoben. Notfälle und dringliche Eingriffe sollen aber weiter behandelt werden. Wer akute Versorgung für eine schwere Erkrankung benötige, werde diese auch bekommen, verspricht Schreiner.
Die Kassenärztlichen Vereinigung Berlin erklärt, dass das Verschieben von Operationen auch einen Einfluss auf die Patientenversorgung in den Berliner Praxen habe. „Ursprüngliche Behandlungspläne zum Beispiel im Bereich der Nachsorge oder Schmerzmedizin müssen angepasst und betroffene Patienten gegebenenfalls auf die neue Situation eingestellt werden“, teilt eine Sprecherin der KV Berlin auf Nachfrage der „Ärzte Zeitung“ mit.
Beim Wiedereintritt der Krankenhäuser in den Krisenmodus würden diese sofort finanzielle Unterstützung für Erlösausfall und zur Deckung krisenbedingter Kosten benötigen. „Kliniken muss jetzt die notwendige und verlässliche Perspektive für die weitere Zeit durch die Pandemie gegeben werden.Neben finanzieller Unterstützung müssen auch die entlastenden Maßnahmen aus den vergangenen Wellen reaktiviert werden: Fünf-Tage-Zahlungsfrist für Krankenkassen, maximal Fünf-Prozent-Prüfquote, mehr Flexibilität beim Personaleinsatz, Dokumentationserleichterungen und Fristverlängerungen“, fordert BKG-Geschäftsführer Schreiner.