Kommentar zur Rettung des Merziger Krankenhauses
Bitte weniger politisches Kalkül!
Das saarländische Klinikum Merzig könnte gestärkt aus der finanziellen Krise hervorgehen. Mit planvollem Vorgehen hat das aber nichts zu tun.
Veröffentlicht:Seit einem Jahr geht im Schnitt alle zehn Tage ein Krankenhaus in die Insolvenz. Für das Klinikum im nordsaarländischen Merzig könnte diese – im Gegensatz zu manch anderem, todgeweihten Krankenhaus – in einem Happy End münden, wenn auch mit der ein oder anderen Blessur. Was macht den Unterschied?
Entscheidend für die abzusehende Rettung ist vor allem die Bereitschaft des Landkreises, für das letzte, übrig gebliebene Haus sehr viel Geld in die Hand zu nehmen. Künftig unterstützt er mit Betriebsbeihilfen den Träger, dem er vor 30 Jahren wegen Sanierungsstau das damalige Kreiskrankenhaus verkauft hatte. Versüßt wird ihm dies durch die Zusage des Gesundheitsministeriums, in Merzig noch einmal kräftig zu investieren.
Das Land wiederum hält den Standort für bedarfsnotwendig. Bei anderen Kliniken, die in den letzten Jahren im Saarland den Bach runtergegangen sind, gab es lediglich Krokodilstränen. Doch was wie scheinbar planlose Entwicklungen aussieht, könnte einer verborgenen Strategie folgen. So hatten Berater schon 2017 gut versteckt in einem Gutachten einen Vorschlag für eine Krankenhausplanung gemacht: Nur fünf bis sieben der damals über 20 Krankenhäuser seien nötig, darunter eben auch Merzig.
Einen Vorwurf muss sich die Politik gefallen lassen: Anstelle ein schlüssiges Konzept zu präsentieren, überlässt sie den gegenwärtigen Krisen die Bereinigungsarbeit und greift nur ein, wenn es nicht in die gewünschte Richtung läuft. Zwar mag intransparentes Machtkalkül auch zum Ziel führen, das Vertrauen in die Politik stärkt es sicher nicht.Schreiben Sie dem Autor: GP@springer.com