Gesundheitsausschuss
Brandenburg: Fachkräftemangel in der Pflege ist bereits da
Seit über einem Jahr können Stellen für Pflegekräfte nicht besetzt werden. Die Lage ist bereits dramatisch.
Veröffentlicht:Potsdam. „Wir haben dauerhaft offene Fachkraftstellen“, sagt die Fachbereichsleiterin für Pflege im Regionalverband Südbrandenburg der Arbeiterwohlfahrt, Elfrun Makowski. „In den Kreisen Elbe-Elster und Oberspreewald-Lausitz sind mache Stellen seit über einem Jahr nicht besetzbar.“
Makowski trug dies im Gesundheitsausschuss des Brandenburger Landtags vor. Das Parlamentsgremium beschäftigte sich im Rahmen einer öffentlichen Anhörung mit der Personalsituation in der Pflege im Land. Und alle dabei zu Tage getretenen Befunde waren im Grunde dramatisch.
55.000 Nachwuchskräfte nötig
So verwies der Geschäftsführer der Akademie für Gesundheit Berlin-Brandenburg, Jens Reinwardt, darauf, dass in allen Gesundheitsberufen in Brandenburg bis zum Jahr 2030 rund 55.000 Nachwuchskräfte benötigt würden. „Allein um die Pflege aufrecht erhalten zu können, bräuchten wir in jedem Jahr zwischen fünf oder sechs Prozent aller Schulabgänger Brandenburgs“, sagte die Geschäftsführerin der Schule für Gesundheits- und Pflegeberufe in Eisenhüttenstadt, Jacqueline Böttcher. Zu den Ausbildungsgängen dieser Schule gehöre auch eine Ausbildung zur Pharmazeutisch-Technischen Assistentin, die die Eisenhüttenstädter Schule als einzige Einrichtung in Brandenburg anbiete. Dort wurden im April nach Angaben Böttchers 15 Personen ins Berufsleben entlassen. Gleichzeitig habe es in Brandenburg aber 75 offene Stellen für PTAs gegeben.
Ein großes Problem ist aus Sicht von Reinwardt auch die hohe Abbrecherquote bei Pflegeschülerinnen und -schülern. Bundesweit liege sie bei knapp 30 Prozent. „Bei 190.000 Pflegeschülern in Deutschland bedeutet das, dass uns 40.000 junge Leute vorzeitig verlassen.“ Oft käme der Abbruch als sogenannter „Praxisschock“: Die Auszubildenden würden sich zu einem vorzeitigen Ende der Ausbildung entscheiden, wenn sie nach zehn Wochen theoretischer Ausbildung das erste Mal auf einer Station im Einsatz seien. „Es sollte in den Krankenhäusern und Pflegeheimen spezielle Ausbildungsstationen geben“, schlug Reinwardt vor. „Wir wären auch bereit, Praxislehrer zu stellen, die die Pflegeschüler in den ersten Praxiswochen weiter betreuen.“
Schwierigkeiten bei Anerkennung ausländischer Pflegekräfte
Schwierigkeiten gibt es im Land auch bei der Anerkennung ausländischer Pflegekräfte. Was in Nordrhein-Westfalen in einem Monat geschafft wird, brauche beim Landesamt für Arbeitsschutz, Verbraucherschutz und Gesundheit in Wünsdorf bis zu sieben Monate. „Wenn unsere Prozesse schneller wären, hätten wir eine Möglichkeit, die Leute schneller zu integrieren“, sagte Sören Heinz. Der Prokurist einer Personalvermittlung, die besonders Pflegekräfte von den Philippinen nach Brandenburg vermittelt, meinte, es immer schwerer, ausländische Fachkräfte ins Land zu bekommen. „Die interkulturelle Kompetenz ist gerade in der Fläche von Brandenburg nicht besonders ausgeprägt“, sagte Heinz. (lass)