Kleine Anfrage

Brandenburgs Freie Wähler wollen Schulgeldbefreiung für Pflegeberufe

Durch die Abschaffung der Ausbildungsgebühren sollen Pflegeberufe in Brandenburg wieder attraktiver werden. Sorgen macht der Politik besonders die hohe Abbrecherquote, nur ein Drittel kam 2023 zu einem Abschluss.

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Drei Pflegerinnen behandeln eine Patientenpuppe

Sind die Prüfungsinhalte zu schwierig? In Brandenburg sorgen die hohen Abbrecherquoten in der Pflegeausbildung für Kopfzerbrechen.

© Waltraud Grubitzsch / dpa-Zentralbild / ZB / picture alliance

Potsdam. Brandenburgs Freie Wähler wollen in medizinischen und sozialen Ausbildungen das Schulgeld abschaffen. Einen entsprechenden Antrag kündigten der Fraktionsvorsitzende Peter Vida und der wirtschaftspolitische Sprecher Philipp Zeschmann am Dienstag in Potsdam an. Damit wolle man entsprechende Ausbildungen attraktiver machen, sagte Zeschmann.

Zudem solle es auch für angehende Logopäden oder Pharmazeutisch-Technische Assistenten (PTAs) eine Ausbildungsvergütung geben. Bedingung dafür sollte allerdings sein, dass sich die Auszubildenden – ähnlich wie Ärzte, die ein Landärztestipendium erhalten – verpflichten, anschließend fünf Jahre lang im Land Brandenburg tätig zu sein.

Finanzierung über Europäischen Sozialfonds plus

Finanziert werden könnte diese Neuerung über den „Europäischen Sozialfonds (ESF) plus“. Zeschmann zufolge habe Wirtschaftsstaatssekretär Hendrik Fischer (SPD) signalisiert, dass dies theoretisch möglich sei. „Dort, wo alle betonen, dass wir einen Mangel haben, wären wir mit dem Klammerbeutel gepudert, wenn wir nicht die nötigen Attraktivitätssteigerungen vornehmen“, sagte Vida. „Wir müssen die Bereiche besonders attraktiv machen, wo der Schmerz besonders groß ist.“ Zeschmann betonte, dass man nicht versuche, alle Probleme auf einmal zu lösen. „Wir wollen dort einen konkreten Lösungsvorschlag machen, wo es Engpässe gibt.“

Dramatische Abbrecherquoten

Unterdessen veröffentlichten Brandenburgs Linke am Dienstag eine Antwort der Potsdamer Landesregierung auf eine „Kleine Anfrage“ des Landtagsabgeordneten Ronny Kretschmer (Linke), aus der teils dramatische Abbrecherquoten in den Ausbildungen zu den Pflegeberufen hervorgehen. Demnach haben von den 1.447 Auszubildenden, die im Jahr 2020 in Brandenburg die generalistische Pflegeausbildung begonnen haben, in der Zwischenzeit knapp 400 die Ausbildung abgebrochen.

Von den 79 Schülern, die als erste Gruppe im April 2020 ihre Pflegausbildung begonnen haben, haben 39 im März 2023 eine Abschlussprüfung abgelegt. 13 von ihnen haben diese jedoch nicht bestanden. „Das heißt: Nur ein Drittel hat die Ausbildung erfolgreich abgeschlossen“, sagte Kretschmer.

Prüfungsinhalte überdenken

Aus Sicht des Abgeordneten der Linken müsse die hohe Abbrecherquote und die Durchfallquote bei den Prüfungen zu denken geben. „Möglicherweise müssen die Prüfungsinhalte überprüft werden“, sagte Kretschmer. Zudem sieht der Linken-Abgeordnete große Potentiale bei Auszubildenden mit Migrationshintergrund: Von 5.611 Azubis in allen medizinischen Ausbildungsberufen, hatten mit Stand 30. November 2022 nur 658 einen Migrationshintergrund. „Angesichts des steigenden Bedarfs in der Pflege muss uns gelingen, noch mehr Migranten in die Pflegeausbildung zu bringen.“ (lass)

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