Modellprojekt

Brandenburger Landtag kämpft um Schulkrankenschwestern

Bislang ist nicht klar, ob das Modellprojekt fortgesetzt werden kann, denn die weitere Finanzierung ist noch unsicher.

Veröffentlicht:

Potsdam. Sie geben Pflaster aus, helfen bei der Diabetes-Spritze oder leisten Erste Hilfe. Seit 2017 gibt es im Land Brandenburg an 27 Schulen insgesamt 18 Schulgesundheitsfachkräfte. Die auch als „Schulkrankenschwestern“ bekannten Mitarbeiterinnen sind im Rahmen eines Modellprojekts bei der Arbeiterwohlfahrt angestellt. Doch wie es mit dem Modellprojekt nach dessen planmäßigem Auslaufen weitergeht ist unklar. Am Donnerstag scheiterte die Brandenburger Linke im Potsdamer Landtag mit einem Antrag, wonach das Projekt verstetigt werden solle. Für die Freien Wähler sagte die Abgeordnete Ilona Nicklisch, dass etwa die Problematik der Verfügbarkeit geklärt werden müsse. Mitunter stünden die Fachkräfte derzeit nur an einigen Tagen zur Verfügung. „Es ist längst überfällig, gerade diesen Erfolg versprechenden Ansatz zum Wohle der Schülerinnen und Schüler stärker zu fördern.“

Lesen sie auch

Die bildungspolitische Sprecherin der Linken, Katrin Dannenberg, verwies darauf, dass Schulgesundheitsfachkräfte einen hohen Nutzen für die Gesundheit der Schüler hätten. 87 Prozent aller an der Schule erkrankten Schüler konnten nach einem Besuch bei der Schulkrankenschwester wieder in den Unterricht zurückkehren und mussten nicht nach Hause geschickt werden. Ebenso sei die Zahl der Rettungsdiensteinsätze an den Schulen gesunken. „Auch die Eltern wurden entlastet, weil sie ihre Kinder nicht von der Schule abholen mussten.“

Am Sinn zweifelt niemand

Doch am Sinn des Projekts hatte auch die Brandenburger Kenia-Koalition keinen Zweifel. „Uns ist das Projekt wichtig“, sagte der Parlamentarische Geschäftsführer der SPD-Landtagsfraktion Daniel Keller. „Die Schulgesundheitsfachkraft ist von unschätzbarem Wert“, sagte die CDU-Bildungspolitikerin Kristy Augustin. Aber man würde den Haushaltsberatungen vorgreifen, wenn man nun dem Antrag der Linken zustimmen würde. Auch sie kündigte an, in den Ausschusssitzungen während der Haushaltsberatungen noch nach Finanzierungen suchen zu wollen.

Dabei gibt es in der Koalition aber offenbar noch einen Disput darum, im Haushalt welches Ministeriums die Schulgesundheitsfachkräfte angesiedelt werden sollen. Während Keller mehrfach betonte, dass es im Haushalt des von Ursula Nonnemacher (Grüne) geführten Gesundheitsministeriums keinen Platz für die Schulgesundheitsfachkräfte gegeben habe, machte die bildungspolitische Sprecherin und Fraktionsvorsitzende der Grünen, Petra Budke, deutlich, dass die Schulgesundheitsfachkräfte „in das System Schule gehören und dort auch dauerhaft angesiedelt werden sollen“. Mithin müssten sie also vom Ministerium für Bildung, Jugend und Sport, das von Britta Ernst (SPD) geführt wird, finanziert werden. „Sie gehören in die multiprofessionellen Teams der Schulen“, sagte Budke.

Gesundheitsministerin sieht auch Krankenkassen in der Pflicht

Für die Landesregierung würdigte Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) den Einsatz der Schulgesundheitsfachkräfte. „Auch ich sehe das sehr positiv“, sagte die Ministerin. Nötig sei aber eine fundierte und breitere Basis des Projekts. „Es kann nicht allein die Aufgabe des Gesundheitsministeriums sein“, sagte Nonnemacher.

Die Gesundheitsministerin sprach sich zudem dafür aus, dass sich auch die Gesetzlichen Krankenkassen an der Finanzierung der Schulgesundheitsfachkräfte beteiligen sollten. „Leider hat sich jedoch die AOK mit Ende des Modellprojekts aus dem Projekt zurückgezogen“, sagte Nonnemacher. „Es ist im Moment so, dass sich eine Weiterführung der Projektidee nach bisherigem Sachstand nicht realisieren lässt.“ (lass)

Schlagworte:
Mehr zum Thema

Zusammenarbeit im stationären Sektor

Kliniken in Guben und Cottbus kooperieren

Arbeitsgruppe geht an den Start

Brandenburg will Krankenhausreform nun doch umsetzen

Das könnte Sie auch interessieren
Glasglobus und Stethoskop, eingebettet in grünes Laub, als Symbol für Umweltgesundheit und ökologisch-medizinisches Bewusstsein

Klimawandel und Gesundheitswesen

Klimaschutz und Gesundheit: Herausforderungen und Lösungen

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein MRT verbraucht viel Energie, auch die Datenspeicherung ist energieintensiv.

© Marijan Murat / dpa / picture alliance

Klimawandel und Gesundheitswesen

Forderungen nach Verhaltensänderungen und Verhältnisprävention

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

© Frankfurter Forum für gesellschafts- und gesundheitspolitische Grundsatzfragen e. V.

Das Frankfurter Forum stellt sich vor

Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Dr. Antigone Fritz und Hubertus Müller sitzen trocken am PC. Dort zu sehen: ein Bild vom Hochwasser in Erftstadt vor drei Jahren.

© MLP

Gut abgesichert bei Naturkatastrophen

Hochwasser in der Praxis? Ein Fall für die Versicherung!

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: MLP
Protest vor dem Bundestag: Die Aktionsgruppe „NichtGenesen“ positionierte im Juli auf dem Gelände vor dem Reichstagsgebäude Rollstühle und machte darauf aufmerksam, dass es in Deutschland über drei Millionen Menschen gebe, dievon einem Post-COVID-Syndrom oder Post-Vac betroffen sind.

© picture alliance / Panama Pictures | Christoph Hardt

Symposium in Berlin

Post-COVID: Das Rätsel für Ärzte und Forscher

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: vfa und Paul-Martini-Stiftung
Krisenkommunikation war Schwachpunkt in der Pandemie

© HL

Herbstsymposium der Paul-Martini-Stiftung

Krisenkommunikation war Schwachpunkt in der Pandemie

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: vfa und Paul-Martini-Stiftung
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Praxisabgabe mit Hindernissen

Warum Kollege Gieseking nicht zum Ruhestand kommt

Lesetipps
Krankenkassen haben zum Jahreswechsel schlechte Botschaften für ihre Mitglieder: die Zusatzbeiträge steigen stark. Die Kritik an versäumten Reformen der Ampel-Koalition ist einhellig.

© Comugnero Silvana / stock.adobe.com

Update

62 Kassen im Beitragssatz-Check

Höhere Zusatzbeiträge: So teuer wird Ihre Krankenkasse 2025