COVID-19

Corona-Impfungen: Brandenburg plant Kommission für Härtefälle

In Brandenburg soll eine Corona-Clearingstelle entstehen, die in medizinisch begründbaren Einzelfällen die Impfpriorität prüft – und diese dadurch nach oben rücken können.

Benjamin LassiweVon Benjamin Lassiwe Veröffentlicht:
Ein junger Mann wird im Impfzentrum über die COVID-19-Impfung aufgeklärt.In Brandenburg sollen in begründeten Fällen Bürger in der Impfpriorität nach oben rücken.

Ein junger Mann wird im Impfzentrum über die COVID-19-Impfung aufgeklärt. In Brandenburg sollen in begründeten Fällen Bürger in der Impfpriorität nach oben rücken.

© Jochen Eckel / picture alliance

Potsdam. Im Land Brandenburg sollen Menschen mit schweren Krankheiten bei der Corona-Impfung im Einzelfall vorgezogen werden können. Ähnlich wie Bremen plane man auch in Potsdam eine „Stelle zur Klärung von Impfprioritäten bei Einzelfällen.“ Das sagte Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) am Mittwoch im Gesundheitsausschuss des Potsdamer Landtags. In Zusammenarbeit mit der Landesärztekammer sei eine „sehr schlanke Kommission“ eingerichtet worden.

Das Gremium soll zusammenkommen, um mit medizinischen Befunden untersetzte, begründete Anträge zu Einzelfallentscheidungen zu beraten. Allerdings solle es ein Vorziehen von Impfungen nur in seltenen Ausnahmefällen geben. „Wir reden von einer Art Härtefallkommission für Impfungen“, sagte Nonnemacher.

Wie die Ministerin im Ausschuss mitteilte, seien die Mutationen des Corona-Virus auch in Brandenburg auf dem Vormarsch. In Brandenburg seien bislang 49 Fälle der britischen Mutante gefunden worden, dazu vereinzelt auch Fälle der südafrikanischen Mutation oder einer in der Schweiz entstandenen Mutante. Das Ministerium schätze die Verbreitung der britischen Mutation in Brandenburg auf derzeit bis zu 20 Prozent der Infektionen.

„Wir müssen davon ausgehen, dass die Mutationen schon in sehr viel höherem Maße Verbreitung gefunden haben“, sagte Nonnemacher. „Und dass auch in Deutschland die britische Variante bald die vorherrschende Variante sein wird.“ Angesichts der sinkenden Erkrankungszahlen überlegt das Land Nonnemacher zufolge dennoch, die Anweisung an die Kliniken, eine bestimmte Zahl von Krankenhausbetten für Corona-Patienten vorzuhalten, auszusetzen oder zu reduzieren, damit auch wieder Patienten mit anderen Diagnosen behandelt werden können.

Lage in Kliniken entspannt sich

„In den Krankenhäusern erleben wir an einzelnen Stellen insgesamt immer noch sehr starke Belastungen, gerade auch auf den Intensivstationen“, sagte Nonnemacher. Insgesamt sei aber eine Entspannung zu verzeichnen. Dies sei auch an der sinkenden Notwendigkeit von Verlegungen erkennbar.

Die SPD-Abgeordnetem Elske Hildebrandt und Günter Baaske sowie der Linken-Abgeordnete Ronny Kretschmer forderten in der Ausschusssitzung zudem Schnelltests für Lehrerinnen und Lehrer. Die bisherigen Testangebote seien nur von 18 Prozent der Lehrer genutzt worden. Nonnemacher verwies im Ausschuss dagegen darauf, dass das Bildungsministerium die Verträge mit der KV für die regelmäßige Durchführung bis April verlängert habe. „Ich halte den Einsatz von Schnelltests auch im Bereich Schule für sinnvoll, weil Schnelltests durchaus geeignet sind, Infektionsaktivität zu detektieren“, sagte Nonnemacher.

Kritik an Corona-Selbsttests

Die Referentin für Hygiene und Infektionsschutz im Gesundheitsministerium, Margret Seewald, zeigte sich im Ausschuss indes skeptisch gegenüber Speicheltests, wie sie in Potsdamer Kindertagesstätten angewandt werden. „Viele der nicht für medizinische Kreise zugelassenen Selbstteste sind von der Sensivität her so schlecht, dass sie die Tester in falscher Sicherheit wiegen“, sagte Seewald. „Mit dem Speichel, mit der hohen Flüssigkeitsmenge, habe ich eine größere Verdünnung der Virusmenge, die man nachweist.“

Die Tests würden nur in einem sensiblen Zeitfenster eine Erkrankung anzeigen können. Deswegen müsse bei Speicheltests auch immer eine Stunde Nahrungs- und Getränkeabstinenz eingehalten werden.

Mehr zum Thema

Bilanz

Mehr Schwangerschaftsabbrüche in Brandenburg

Das könnte Sie auch interessieren
Ein Roboter, der Akten wälzt? Künstliche Intelligenz kann bereits mit Leitlinien umgehen – jedenfalls wenn sie so gut strukturiert sind wie die der DEGAM.

© Iaroslav / stock.adobe.com

Digitalisierung in der Medizin

Kollegin Dr. ChatGPT? Wie Künstliche Intelligenz Ärzten helfen könnte

Digital und innovativ: Klinikum Siegen überzeugt von Fluency Direct

© Solventum Germany GmbH

Solventum Spracherkennung

Digital und innovativ: Klinikum Siegen überzeugt von Fluency Direct

Anzeige | 3M Healthcare Germany GmbH
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2024

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Eine Sanduhr, durch die Geldstücke fall

© fotomek / stock.adobe.com

Tag der Privatmedizin 2024

Outsourcing: Mehr Zeit für Patienten!

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Buch mit sieben Siegeln oder edles Werk? KI-Idee einer in Leder eingebundenen neuen Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ)

© KI-generiert mit ChatGPT 4o

Exklusiv Entwurf unter der Lupe

Das brächte Ihnen die neue GOÄ

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
In der Klinik Königshof in Krefeld werden Menschen mit psychischen Erkrankungen behandelt. Die digitale Terminvergabe über Doctolib senkt eine Hemmschwelle: Es fällt leichter, mit wenigen Klicks einen Termin zu buchen, als im direkten Gespräch am Telefon.

© St. Augustinus Gruppe

Unternehmensstrategie für Krankenhäuser

Patientenportal stärkt die Reichweite der Klinik

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
Patientenportale: Greifbarer Mehrwert für Klinik und Patienten

© MQ-Illustrations / stock.adobe.com

Digitalisierung von Krankenhäusern

Patientenportale: Greifbarer Mehrwert für Klinik und Patienten

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
Abb. 1: Zeitaufwand pro Verabreichung von Natalizumab s.c. bzw. i.v.

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [9]

Familienplanung und Impfen bei Multipler Sklerose

Sondersituationen in der MS-Therapie

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Biogen GmbH, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Smiley und Jahreszahl 2024

© Aliaksandr / stock.adobe.com

Der positive Jahresrückblick

Diese guten Nachrichten gab es 2024 im Gesundheitswesen

Krankenkassen haben zum Jahreswechsel schlechte Botschaften für ihre Mitglieder: die Zusatzbeiträge steigen stark. Die Kritik an versäumten Reformen der Ampel-Koalition ist einhellig.

© Comugnero Silvana / stock.adobe.com

Update

72 Kassen im Beitragssatz-Check

Höhere Zusatzbeiträge: So teuer wird Ihre Krankenkasse 2025