Nach Kritik
Corona-Impfungen: Saarland setzt auf Warteliste statt Windhund
Das Saarland musste viel Kritik für die Ausgestaltung seines Buchungssystems für COVID-19-Impfungen hinnehmen. Jetzt korrigiert es sein Anmeldesystem in Richtung eines „seniorengerechteren Verfahrens“.
Veröffentlicht:Saarbrücken. Das Saarland vollzieht eine Kehrtwende bei seiner bisherigen Impfstrategie: die Terminvergabe nach dem „Windhundprinzip“ wird durch eine Warteliste ersetzt oder zumindest entschärft. Das gab Ministerpräsident Tobias Hans (CDU) bekannt.
Damit die über 80-jährigen Menschen „bei knappem Impfstoff nicht mehrfach versuchen müssen, einen Impftermin zu ergattern“, habe man entschieden, das Anmeldesystem „gerechter zu gestalten“, sagte Hans. Offenbar reagiert er damit auf Klagen alter Menschen über nervzehrende und am Ende doch frustrierende Buchungsversuche sowie zunehmende Proteste auch aus den Reihen des Koalitionspartners SPD. Noch vor einer Woche hatte Staatssekretär Stephan Kolling betont, man werde vom so genannten „Windhundprinzip“ nicht abweichen, da es gleiche Chancen für alle garantiere.
Warteliste statt neuem Anlauf
Von kommender Woche an soll das Verfahren folgendermaßen ablaufen: Alle Menschen der ersten berechtigten Impfgruppe – das sind neben den Bewohnern und dem Personal stationärer Einrichtungen vor allem die über 80 Jahre alten, zu Hause lebenden Senioren – können sich anmelden. Sie bekommen dann einen Termin in einem der drei Impfzentren zugeteilt. Können sie diesen „aus besonderen berechtigten Gründen“ nicht annehmen, können sie über die Hotline Alternativtermine vereinbaren, soweit noch welche vorhanden sind. „Dieses seniorengerechte Verfahren“ gibt nach Einschätzung des Regierungschefs „allen die Chance, sich schnell und unkompliziert auf die Warteliste aufnehmen zu lassen“.
Das Problem der bisherigen Praxis bestand darin, dass viele Impfwillige lange in telefonischen Warteschlangen oder vor ihrem Computer saßen, um schließlich doch erfahren zu müssen, dass bereits alle Termine vergeben waren. Erst wenn je nach Verfügbarkeit vom Impfstoff wieder neue Terminfenster über die Medien bekannt gegeben werden, könnten sie es dann mit ungewissem Ausgang erneut versuchen. Nun landen sie wenigstens auf der Warteliste und müssen sich nicht mehr immer wieder neu anmelden.
Mehr Mitarbeiter für Hotline
Wie Gesundheitsministerin Monika Bachmann mitteilte, wird zusätzlich die Hotline personell auf über 100 Mitarbeiter aufgestockt und das Buchungsportal im Internet überarbeitet. Abgesehen von den Problemen mit der Terminvergabe konnten Hans und Bachmann Erfolge vermelden: Das Saarland habe nicht nur als erstes Bundesland die Impfzentren geöffnet, man sei auch bei den Impfzahlen in der vorderen Gruppe. Das Impfen selbst verlaufe reibungslos. Für das Klinikpersonal sei ein eigenes Angebot vorgesehen, erklärte Bachmann.
Allerdings werde es wegen der zu geringen Menge an Impfdosen noch länger dauern, bis wenigstens die rund 120.000 anspruchsberechtigten Saarländer mit erster Priorität geschützt seien. Möglicherweise könne man erst im April mit dem Impfen der nächstpriorisierten Gruppe beginnen.