Unfallkrankenhaus Berlin
Corona-Risiko bei Ärzten und Pflegern deutlich erhöht
1500 Beschäftigte des Unfallkrankenhauses Berlin haben an einer RKI-Erhebung zu SARS-CoV-2-Antikörpern teilgenommen. Jetzt liegen erste Ergebnisse vor.
Veröffentlicht:Berlin. Über mehrere Monate hinweg hat das Robert Koch-Institut (RKI) die Ausbreitung und Auswirkungen von SARS-CoV-2 per Antikörper-Nachweis bei Klinikpersonal erforscht, unter anderem am Unfallkrankenhaus Berlin (ukb).
Dort wurden bis zum Ende der Untersuchung 300 COVID-19-Fälle stationär, davon 125 Patienten sogar intensivmedizinisch behandelt. Die insgesamt 2500 Mitarbeiter des ukb, von denen 1500 an der Erhebung teilgenommen haben, hatten demnach über einen längeren Zeitraum Kontakt mit SARS-CoV-2-Infizierten. Die meisten Teilnehmer kamen aus dem Pflegedienst.
2,4 mal mehr SARS-CoV-2-Infektionen
Die Studie endete am 16. Dezember, also vor dem Start der der bundesweiten COVID-19-Impfungen. Der Nachweis von Antikörpern ist demzufolge lediglich auf eine durchgemachte Infektion zurückzuführen und nicht auf eine Impfung. Die ersten Untersuchungen fanden bereits im Mai statt.
Im Vergleich zur Berliner Bevölkerung wurden unter den Studienteilnehmern 2,4 mal mehr SARS-CoV-2-Infektionen bekannt. Bei Studienende im Dezember hatten 5,3 Prozent der Teilnehmer eine SARS-CoV-2-Infektion durchgemacht, in der Berliner Bevölkerung dagegen nur 2,2 Prozent.
Bei insgesamt 72 Prozent der Infizierten waren Antikörper nachweisbar, 84 Prozent der Teilnehmer wußten von ihrer COVID-19-Erkrankung. Bei neun ukb-Mitarbeitern wurden mittels Blutuntersuchungen Antikörper gefunden, obwohl nie eine Infektion festgestellt wurde.
Die Antikörper waren zudem noch nach mehr als sechs Monaten nachweisbar. Um falsch-positive Befunde auszuschließen, hat das RKI jeden positiven Nachweis bei den Studienteilnehmern mit einer weiteren Untersuchung überprüft.
Keine „stille Durchseuchung“
Im Frühjahr lag zudem der Anteil positiver Antikörpertests beim ärztlichen Personal höher als beim Pflegepersonal, dies änderte sich allerdings bis zur Dezember-Auswertung. Zu diesem Zeitpunkt wurden die meisten Antikörper-Nachweise beim Pflegepersonal festgestellt (6,7 Prozent), unter Ärzten betrug die Quote 5,5 Prozent.
Die vergangenen Monate hätten gezeigt, dass die Schutzmaßnahmen beim direkten Kontakt mit COVID-19-Patienten eine starke Ausbreitung verhindern können. „Die vielerorts erhoffte ‚stille Durchseuchung‘ mit Ausbildung wirksamer Antikörper gegen das Virus ist allerdings ausgeblieben“, so Studienleiter Hajo Schmidt-Traub. (mas)