Prävention

Drug-Checking in Thüringen läuft weiter

Aufklären direkt auf Partys und Drogenkonsum sicherer machen, das sind die Ziele von Drug-Checking. 120.000 Euro lässt sich Thüringen diese Form der Prävention 2023 kosten.

Veröffentlicht:
„Nicht schludern beim Pudern!“ steht auf Informationsmaterial des Thüringer Drug Checking-Projekts. Thüringen will Partygänger, die sich fürs Dauertanzen im Club oder beim Open Air mit illegalen Drogen aufputschen, auch künftig mit einem Testprogramm vor gesundheitlichen Schäden schützen.

„Nicht schludern beim Pudern!“ steht auf Informationsmaterial des Thüringer Drug Checking-Projekts. Thüringen will Partygänger, die sich fürs Dauertanzen im Club oder beim Open Air mit illegalen Drogen aufputschen, auch künftig mit einem Testprogramm vor gesundheitlichen Schäden schützen.

© Martin Schutt / dpa / dpa-Zentralbild / picture alliance

Erfurt/Jena. Für Drug Checking hat Thüringen im laufenden Jahr 120.000 Euro zur Verfügung gestellt. Ein Team der Suchthilfe Thüringen und eines Jenaer Unternehmens bietet dabei auf Partys und bei Festivals die Analyse von illegalen Substanzen an. So soll der Konsum nach Angaben des Gesundheitsministeriums sicherer werden, da vor hohen Dosierungen und gefährlichen Streckmitteln gewarnt werden und direkt mit den Konsumenten Beratungsgespräche geführt werden können.

Das Land unterstützt das Projekt seit 2021. Seitdem gab es demnach mehr als 25 Drug-Checking-Einsätze im Thüringer Nachtleben mit mehr als 250 analysierten Substanzen.

„Leider hat sich die Zahl der Rauschgiftdelikte und der Menschen, die an den Folgen ihres Drogenkonsums gestorben sind, in den vergangenen Jahren wieder erhöht“, sagte Gesundheitsministerin Heike Werner (Linke). Die kürzlichen Todesfälle und sehr jungen Opfer seien erschreckende Beispiele dafür. „Wir wissen aber, dass wir mit Analyse, Aufklärung und gezielter Beratung von Konsumentinnen und Konsumenten viel erreichen können.“ Wenn die Konsumentinnen und Konsumenten wissen, was sie einnehmen, könnten sie ihr Verhalten daran neu orientieren, so Werner weiter.

Team der Berliner Charité evaluiert das Projekt

Das Projekt solle auch in Zukunft weitergeführt werden, hieß es aus dem Gesundheitsministerium. Eine Arbeitsgemeinschaft der Berliner Charité evaluiere zudem das Drug Checking-Projekt.

Deren Ergebnisse werden nach Einschätzung von Felix Blei gegen Ende des Jahres veröffentlicht. Blei ist Geschäftsführer der LeadiX GmbH aus Jena, das Unternehmen bietet die Test-Kits für das Drug Checking an. Die Methode für die Selbsttests entwickelte Blei als er an der Uni Jena an seiner Doktorarbeit über psilocybinhaltige Pilze („Magic Mushrooms“) schrieb. Mitarbeiter des Unternehmens sind auch bei den Einsätzen des Drug Checking-Projekts mit vor Ort.

Testen müssen die Konsumenten selbst

Vor Ort werden die Konsumenten angeleitet, wie sie mit einem kleinen Abrieb der Pille die Test-Kits nutzen können, erklärte Blei den Ablauf eines Drug Checking-Einsatzes. Dadurch, dass die Konsumenten den Test selbst durchführten, komme das Drug Checking-Team auch nicht in rechtliche Bredouille.

„Es handelt sich um Substanzen, die ohnehin konsumiert werden würden – das Projekt macht den Konsum aber sicherer“, so Bleis Auffassung. Er sei selbst häufig bei den Einsätzen dabei. Je nach Ergebnis der Analyse würden die Betroffenen etwa nur eine halbe Pille nehmen, oder sogar komplett auf den Konsum verzichten, wenn etwa gefährliche Streckmittel nachgewiesen werden konnten.

Im vergangenen Jahr wurden in Thüringen 33 Todesfälle im Zusammenhang mit Drogen erfasst, in den Jahren davor waren es jeweils 40 Fälle. Im Vergleich zu den Jahren davor wiederum ist die Zahl deutlich angestiegen: So listet die polizeiliche Kriminalstatistik des Innenministeriums für 2018 17 Fälle auf und für 2019 26.

Nachdem jüngst ein 15 und ein 13 Jahre altes Mädchen in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern nach dem Konsum von Ecstasy-Varianten gestorben sind, wird aktuell viel über illegale Drogen diskutiert. Auch über die Einführung von Drug-Checking-Projekten wie in Thüringen oder inzwischen auch in Berlin wird debattiert. (dpa)

Jetzt abonnieren
Schlagworte:
Mehr zum Thema

Schutz vor Zervixkarzinom

HPV-Immunisierung: Mediziner schlägt Impfbus vor

Das könnte Sie auch interessieren
Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

© Janssen-Cilag GmbH

Video

Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Höhen- oder Sturzflug?

© oatawa / stock.adobe.com

Zukunft Gesundheitswesen

Höhen- oder Sturzflug?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

© MQ-Illustrations / stock.adobe.com

Digitalisierung

Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Protest vor dem Bundestag: Die Aktionsgruppe „NichtGenesen“ positionierte im Juli auf dem Gelände vor dem Reichstagsgebäude Rollstühle und machte darauf aufmerksam, dass es in Deutschland über drei Millionen Menschen gebe, dievon einem Post-COVID-Syndrom oder Post-Vac betroffen sind.

© picture alliance / Panama Pictures | Christoph Hardt

Symposium in Berlin

Post-COVID: Das Rätsel für Ärzte und Forscher

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: vfa und Paul-Martini-Stiftung
Ein Kerngedanke von Vision Zero ist, die Zahl der vermeidbaren krebsbedingten Todesfälle immer weiter zu senken und idealerweise gegen Null zu bringen.

© Kateryna_Kon / stock.adobe.com

Gastbeitrag

Vision Zero in der Onkologie – fangen wir an

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Vision Zero e.V.
Der Kampf gegen HP-Viren ist ein Schwerpunkt der Initiative Vision Zero.

© Pornpak Khunatorn / Getty Images / iStock

Welt-HPV-Tag

Krebs verhindern: Jugend gegen HPV impfen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Vision Zero e.V.
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

REDUCE-AMI und ABYSS

Betablocker nach Herzinfarkt – so steht es um die Evidenz

Schlecht für die Augen?

„Gutes" HDL-Cholesterin offenbar mit erhöhtem Glaukomrisiko assoziiert

Parallelen zum Leistungssport

Höhere Anspannung vor der Operation führt offenbar zu besserem Ergebnis

Lesetipps
Personen greifen nach einer Angel mit Geldscheinen.

© mitay20 / stock.adobe.com

FAQ zum Zuschuss für angehende Ärzte

Weiterbildung: So kommen Sie an die Facharzt-Förderung

Die Ärzte Zeitung hat jetzt auch einen WhatsApp-Kanal.

© prima91 / stock.adobe.com

News per Messenger

Neu: WhatsApp-Kanal der Ärzte Zeitung