Thüringen
Eltern: Schulen und Kitas haben aus Corona nichts gelernt
Was haben Schulen aus Corona gelernt? Nichts, sagen Elternvertreter von Schulen und Kindergärten in Thüringen mit Blick auf Hygienekonzepte. Die gebe es vielerorts nicht mehr.
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Anleitungen zum Händewaschen wurden anfangs der Pandemie überall - auch in Schulen - aufgehängt. Mehr als die Plakate ist in vielen Anstalten und Kindergärten von Hygienekonzepten nicht mehr übrig, heißt es in Thüringen.
© Christian Charisius/picture alliance
Erfurt. An Hygienekonzepten mangelt es aus Sicht von Elternvertretern inzwischen wieder an Thüringer Schulen und in Kindergärten. Aus der Corona-Pandemie würden keine Konsequenzen gezogen. „Wir sind zurück auf Anfang“, sagte Landeselternsprecherin Claudia Koch am Dienstag in Erfurt.
Die während der Pandemie vorhandenen Hygienekonzepte gebe es inzwischen in der Regel nicht mehr. Dabei schützten diese nicht nur vor Corona, sondern auch vor der Übertragung anderer Krankheiten.
In manchen Schulen hingen zwar noch einzelne Zettel, auf denen die Schüler zum Beispiel zum Händewaschen aufgefordert werden. Diese Hinweise gebe es aber nur noch, weil jemand vergessen habe, sie abzunehmen. Abgestimmte Hygienepläne gebe es im Bildungsbereich nicht mehr. „Da ist alles wieder wie vorher“, so Koch.
Weniger Scharlach während Pandemie
Auch die Landesgeschäftsführerin der Krankenkasse Barmer, Birgit Dziuk, forderte insbesondere für den Bereich der Kinder- und Jugendgesundheit umfangreiche Konsequenzen aus der Pandemie. Es brauche Strukturen, in denen diese Diskussionen geführt würden. Zuletzt sei zu unabgestimmt über das Thema gesprochen worden, ohne dass diese Diskussionen zu konkreten Entscheidungen geführt hätten.
Aus Daten der Barmer geht hervor, dass während der Corona-Pandemie viele typische Kinderkrankheiten deutlich seltener auftraten als in den Vorjahren. An Scharlach beispielsweise seien zwischen 2011 und 2019 jährlich zwischen etwa 1,4 und 2,4 Prozent aller Thüringer Kinder im Alter zwischen 0 und 14 Jahren erkrankt, hieß es. Während der Pandemie sei die Zahl der erkrankten Kinder dann auf 0,84 Prozent im Jahr 2020 und 0,19 Prozent im Jahr 2021 gesunken. Tendenziell ähnliche Entwicklungen gab es demnach etwa auch beim Pfeifferschen Drüsenfieber, bei Windpocken und bei Ringelröteln.
Die Daten der Barmer speisen sich aus deren Versichertendaten und sind auf die Thüringer Bevölkerung insgesamt hochgerechnet.
Neubauten gleich mit Lüftungsanlagen ausstatten
Landeselternsprecherin Koch sagte, es sei klar, dass viele Kinderkrankheiten deshalb in der Pandemie deutlich seltener aufgetreten seien, weil Schulen und Kindergärten entweder gänzlich geschlossen waren oder mit strengen Hygienekonzepten gearbeitet hätten. Darin waren auch sehr simple Aspekte wie Vorgaben zum Händewaschen oder Lüften geregelt gewesen.
Zwar seien die Schließungen der Einrichtungen ein Fehler gewesen. „Schulen dürfen nicht mehr geschlossen werden, Punkt“, sagte Koch. An vielen Details der Hygienekonzepte gelte es aber festzuhalten. Beispielsweise sei es aus Sicht der Landeselternvertretung sinnvoll, beim Neubau oder der Sanierung von Schulen Lüftungsanlagen für Klassenräume einzubauen. (dpa/eb)