Influenza-Vakzine
Engpass bei Grippe-Impfstoff: Hausärzte in Nordrhein geben Apotheken die Schuld
Nehmen die Apotheker den Ärzten die Grippe-Vakzine für eigene Impfungen weg? Der Hausärzteverband Nordrhein sieht das so, die Beschuldigten kontern.
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In Nordrhein läuft seit September 2020 ein Modellversuch zur Grippeschutzimpfung in den Apotheken.
© David Inderlied/picture alliance
Köln. Der Hausärzteverband Nordrhein macht die Apotheker für Lieferengpässe beim Grippeimpfstoff verantwortlich. Obwohl die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte den Impfstoff frühzeitig und in ausreichender Menge bestellt hätten, komme es jetzt zu Engpässen in der Belieferung, berichtet der Verbandsvorsitzende Dr. Oliver Funken.
Verursacher seien die Apotheken. „Sie sorgen durch eigene Impfangebote für eine künstliche Verknappung des Impfstoffs und behindern die Impfungen in den Arztpraxen“, sagt Funken.
Modellversuch ausgeweitet
In Nordrhein läuft seit September 2020 ein Modellversuch zur Grippeschutzimpfung in den Apotheken, den der Apothekerverband Nordrhein und die AOK Rheinland/Hamburg vereinbart haben. Er war zunächst auf einige Regionen beschränkt, ist zur diesjährigen Grippesaison aber ausgeweitet worden.
Bei der Grippeimpfung würden die Apotheken auf Impfstoffe zugreifen, die für die Arztpraxen vorgesehen seien, bemängelt Funken. Es sei Kernaufgabe der Offizinen, die Versorgung mit Impfstoffen und Medikamenten rund um die Uhr sicherzustellen. „Und das gilt auch für die Auslieferung der Grippeimpfstoffe an die Arztpraxen.“
Hersteller liefern aktuell nur etappenweise
Der Vorsitzende des Apothekerverbands Nordrhein, Thomas Preis, weist die Vorwürfe Funkens zurück. „Die Impfstoffe gehen entsprechend den Bestellungen sofort an die Praxen“, betont er. Wegen der großen bestellten Menge würden die Impfstoffe von den Herstellern in Etappen an die Apotheken ausgeliefert. Preis geht davon aus, dass die Belieferung Anfang November abgeschlossen sein wird. Aktuell seien bereits weit über 50 Prozent des Impfstoffs ausgeliefert. „Es gibt aktuell nur wenige kurzzeitige Engpässe“, sagt Preis.
Er bestreitet, dass die Grippeschutzimpfung in den Apotheken Auswirkungen auf den Prozess hat. Im vergangenen Jahr hätten die Ärztinnen und Ärzte nach Berechnungen des Verbands rund zwei Millionen Dosen verimpft. „Bei den Apothekern waren es rund 500 Impfdosen.“ Für die aktuelle Grippesaison stehen laut Preis rund 2,7 Millionen Dosen im Rheinland zur Verfügung. „Das ist deutlich mehr, als voraussichtlich verimpft wird.“ (iss)