Kommentar zum Modell-Studiengang Medizin

Für Zukunft ist kein Geld da

Harte Zeiten für den Oldenburger Medizinstudiengang. Die Landesregierung friert zugesagte Gelder ein. Erweist sich der Staat als unsicherer Kantonist?

Christian BenekerVon Christian Beneker Veröffentlicht:

142 Millionen Euro – ist das zu viel? „Kleinigkeit!“, rufen die Vertreter des zehn Jahre jungen Oldenburger Modellstudienganges Medizin im ländlichen Nordwesten Niedersachsens. Das Geld war vom Land zugesagt und eingeplant, um in Oldenburg ein neues Gebäude für Forschung und Lehre zu finanzieren.

Doch nach zwei Corona-bedingten Nachtragshaushalten zieht das rot-schwarze Landeskabinett die Notbremse und stellt in den fast 36 Milliarden Euro schweren Haushalt 2021 keinen Cent für den Neubau ein. Und die Oldenburger stehen im Regen. Die Leistungsfähigkeit des Staates sei nicht unendlich, hieß es.

Das ist natürlich wahr, aber ein Argument ist dieser Einwurf deshalb noch nicht. Das Kabinett hätte die Krise auch als Chance für eine Schwerpunktsetzung nutzen können. Tatsächlich drohen dem Nordwesten wegen der schlechten Versorgung vor allem mit Hausärzten schwere Zeiten, und zwar schon bald.

Die Oldenburger Absolventen könnten hier Abhilfe schaffen. Auch der Wissenschaftsrat hat in seinem jüngsten Gutachten die Vorzüge des Oldenburger Projekts gepriesen, seine Bedeutung betont und mehr Engagement des Landes angemahnt. Dem Vernehmen nach hat Wissenschaftsminister Björn Thümler im Kabinett denn auch für das Oldenburger Projekt und die Finanzierung des Forschungsgebäudes gekämpft.

Man müsse zunächst die Krisenkosten stemmen, entschied indessen das Kabinett. Die Regierung hat allerdings übersehen, dass noch viel größere Kosten provoziert werden können, wenn in einer kommenden Krise die Hausärzte fehlen. Die Oldenburger Universitätsmedizin auch und gerade in der Krise zu fördern, hätte jedem eingeleuchtet.

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