Branchenkonferenz in Rostock
Gesundheitswirtschaft im Nordosten wirkt stabilisierend
Jeder fünfte Beschäftigte in Mecklenburg-Vorpommern arbeitet in der Gesundheitswirtschaft. In der Pandemie hat dies der Gesamtwirtschaft geholfen – aber nicht in allen Bereichen.
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Gehtraining in einer Reha-Maßnahme: Die Pandemiezeit war für die Beschäftigten der Reha-Branche in Mecklenburg-Vorpommern schwierig. Viele Arbeitsplätze gingen zumindest vorübergehend verloren.
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Rostock. Die Gesundheitswirtschaft in Mecklenburg-Vorpommern hat sich trotz Einbußen in der Pandemie als Stabilisator der Gesamtwirtschaft im Nordosten erwiesen. Die Branche generierte im Pandemiejahr 2020 eine Wertschöpfung von 6,1 Milliarden Euro und beschäftigte 147 .000 Menschen.
Nach Zahlen, die auf der am dritten Juni eröffneten 16. Nationalen Branchenkonferenz Gesundheitswirtschaft in Rostock vorgestellt wurden, beträgt der Anteil der Bruttowertschöpfung an der Gesamtwirtschaft im Nordosten 14,6 Prozent, bei den Beschäftigten 19,7 Prozent.
Im Unterschied zu anderen Bundesländern wird die Gesundheitswirtschaft in Mecklenburg-Vorpommern von den Leistungen der Akteure in der medizinischen Versorgung getragen, sie generieren mit 3,8 Milliarden Euro fast Zweidrittel der gesamten Wertschöpfung der Gesundheitswirtschaft. Mit 100 .000 Beschäftigten erreichen sie sogar 68 Prozent des gesamten Wirtschaftszweiges.
Anzahl der Beschäftigten ging zurück
Schwach ausgeprägt ist dagegen die industrielle Gesundheitswirtschaft im Nordosten. Weil dieser Zweig als einziger der Branche im Pandemiejahr kein Wachstum in der Bruttowertschöpfung erzielen konnte, bewältigte die Branche die Pandemie dort besser als in anderen Bundesländern.
Allerdings galt dies nicht für die Beschäftigten: Ihre Zahl sank sogar stärker als in der Gesamtwirtschaft, was Experten unter anderem auf die hohe Zahl an geringfügig Beschäftigten im Reha-Sektor zurückführen. Viele geringfügig Beschäftigte wurden in der Zeit des eingeschränkten Vorsorge- und Rehabetriebs freigestellt. Die Übernachtungen in Vorsorge- und Rehaeinrichtungen gingen im vergangenen Jahr um mehr als 25 Prozent zurück.
Warnung vor nationalen Alleingängen
Kontrovers wurde auf dem Kongress diskutiert, ob sich Mecklenburg-Vorpommern stärker als Standort für existenziell notwendige Arzneimittel positionieren sollte. Gesundheitspolitiker Torsten Koplin von den Linken hält dies für erforderlich, damit das Land in Pandemiezeiten unabhängiger von den Lieferungen etwa aus asiatischen Ländern werden kann.
Geklärt werden muss aus Sicht von Jörg Heydorn (SPD) allerdings, wie mit den heimisch hergestellten Arzneimitteln umgegangen wird: Sollen sie in Pandemiezeiten nur für die Versorgung in Deutschland reserviert werden und für andere Länder nicht zur Verfügung stehen? Heydorn warnte in diesem Zusammenhang vor nationalen Alleingängen und fragte: „Was bedeutet das für eine Exportnation?“. (di)