Kontaktnachverfolgung unmöglich

In Berlin ist Corona-Selbstquarantäne angesagt

Die steigende Zahl der Corona-Neuinfektionen überfordert die Gesundheitsämter in Berlin. Eine lückenlose Kontaktnachverfolgung ist nicht mehr möglich. Jetzt setzt die Hauptstadt auf die Eigenverantwortung der Bürger.

Madlen SchäferVon Madlen Schäfer Veröffentlicht:
Maske auf: Die Berliner Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) berichtet, dass die Gesundheitsämter die Kontakte von infizierten Personen nicht mehr alle nachverfolgen können.

Maske auf: Die Berliner Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) berichtet, dass die Gesundheitsämter die Kontakte von infizierten Personen nicht mehr alle nachverfolgen können.

© Paul Zinken / dpa

Berlin. Die Berliner Gesundheitsämter können aus Kapazitätsgründen nicht mehr jede Corona-Neuinfektion nachverfolgen und wollen sich daher künftig vor allem auf Risikogruppen fokussieren.

Mit der neuen Strategie setzt Berlin vor allem auf die Eigenverantwortung der Bürger, bei einem positiven Corona-Ergebnis selbst Kontaktpersonen zu informieren und sich selbst in Quarantäne zu begeben. „Die Bezirke fahren eine Doppelstrategie, die mit uns abgestimmt ist.

Die neuen Allgemeinverfügungen bringen Vorteile: Ressourcen in den Gesundheitsämtern werden geschont und Prozesse werden optimiert. Fast alle Bezirke haben diese schon auf den Weg gebracht“, sagt Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD).

Auch Labore arbeiten an der Kapazitätsgrenze

Auch wenn eine lückenlose Kontaktnachverfolgung nicht mehr möglich sei, werden die Gesundheitsämter künftig weiterhin Betroffene informieren, eventuell aber mit Zeitverzug. „Die Amtsärzte werden entlastet, weil keine Einzelanordnung mehr notwendig ist und nun auch Dritte dies vornehmen dürfen“, so Kalayci.

Die Berliner Labore kämen auch nicht mehr hinterher. „Die Zahl der Einsendungen schrammt an der Oberkante ihrer Kapazität. Wenn die Labore 85 Prozent der Kapazität erreicht haben, sind sie eigentlich bereits ausgelastet. Erstens gibt es dort Personalausfälle, zweitens werden bei voller Auslastung die Reserven der Reagenzien aufgebraucht“, sagte der Berliner Amtsarzt Patrick Larscheid dem „Tagesspiegel“.

Außerdem ist nun in einer Allgemeinen Verfügung eine Pflicht zur Selbstquarantäne festgelegt worden. Menschen mit einem positiven Corona-Testergebnis sind ab sofort verpflichtet, sich selbstständig in die Quarantäne zu begeben.

„Allgemeinverfügungen regeln das, was selbstverständlich sein sollte: Ich begebe mich in Selbstisolierung, wenn ich Kenntnis habe, dass ich positiv getestet bin. Ebenso bin ich verpflichtet, meine Kontakte zu informieren, die sich in Quarantäne begeben müssen“, sagte Kalayci am Montag im Berliner Abgeordnetenhaus.

Kaum noch Ausbrüche, viele Einzelfälle

In Berlin ist ein Bild ähnlich wie in anderen Metropolen zu beobachten: So sind immer weniger Neuinfektionen auf Ausbrüche zurückzuführen – aktuell gilt das für nur noch sieben Prozent. Hingegen gebe es viele Einzelfälle und damit eine sehr dynamische Infektionslage.

Die Auslastung der Intensivbetten werde weiter zunehmen, wenn es nicht gelinge, das Infektionsgeschehen auszubremsen, so die Senatorin. Deshalb habe der Gesundheitssenat mit den Berliner Krankenhäusern Vorgaben zur Vorhaltung von Kapazitäten für Intensivbetten ausgearbeitet. „15 Prozent der Intensivbetten sollen für COVID-19-Patienten vorgehalten werden, fünf Prozent müssen generell vorgehalten sein“, so Kalayci.

Zuletzt belief sich die Auslastung der Intensivbetten laut Berliner Corona-Lagebericht auf 9,2 Prozent.

Jetzt abonnieren
Mehr zum Thema

Miriam Vosloo bleibt an der Spitze

Hartmannbund Berlin unter bewährter Führung

Das könnte Sie auch interessieren
Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

© Janssen-Cilag GmbH

Video

Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Höhen- oder Sturzflug?

© oatawa / stock.adobe.com

Zukunft Gesundheitswesen

Höhen- oder Sturzflug?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

© MQ-Illustrations / stock.adobe.com

Digitalisierung

Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Internationaler Vitamin-C-Kongress im Juni

© Spinger Medizin Verlag

Vitamin C als hochdosierte Infusionstherapie

Internationaler Vitamin-C-Kongress im Juni

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: Zeitaufwand pro Verabreichung von Natalizumab s.c. bzw. i.v.

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [9]

Familienplanung und Impfen bei Multipler Sklerose

Sondersituationen in der MS-Therapie

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Biogen GmbH, München
Protest vor dem Bundestag: Die Aktionsgruppe „NichtGenesen“ positionierte im Juli auf dem Gelände vor dem Reichstagsgebäude Rollstühle und machte darauf aufmerksam, dass es in Deutschland über drei Millionen Menschen gebe, dievon einem Post-COVID-Syndrom oder Post-Vac betroffen sind.

© picture alliance / Panama Pictures | Christoph Hardt

Symposium in Berlin

Post-COVID: Das Rätsel für Ärzte und Forscher

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: vfa und Paul-Martini-Stiftung

Symposium der Paul-Martini-Stiftung

COVID-19 akut: Früher Therapiestart effektiv

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: vfa und Paul-Martini-Stiftung
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Wechselspiel zwischen Hirn und Pankreas

Demenz & Diabetes: Welche Vorteile das CGM bietet

Leckere und gesunde Ernährung

Remission bei Morbus Crohn: Das glückt auch mit einer rein oralen Diät

Lesetipps
Dreidimensionale medizinische Illustration von Nierenkrebs, die das Vorhandensein eines Tumors in der Niere zeigt.

© Crystal light / stock.adobe.com

Hinweis aus Registerstudie

Welchen Einfluss NSAR auf das Nierenkrebs-Risiko haben

Eine Frau greift sich mit beiden Händen um den Nacken.

© fizkes / Getty Images / iStock (Symbolbild mit Fotomodell)

Leitlinien-Update

Polymyalgia rheumatica: Aktualisierte Empfehlungen sind online

Eine Ärztin tastet den Hals einer Frau zur Diagnose von Schilddrüsenerkrankungen und Hypothyreose ab.

© Peakstock / stock.adobe.com

US-Review

Wie mit latenter Hypothyreose bei älteren Patienten umgehen?