Schleswig-Holstein
Ministerpräsident will heimischer Pharmaindustrie den Rücken stärken
Pharmaunternehmen haben im Norden eine große Bedeutung als Arbeitgeber. Aber auch mit Blick auf Lieferengpässe hält Daniel Günther die Arzneimittelproduktion in Deutschland für äußerst wichtig.
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Informationsbesuch in Wedel: Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) mit medac-Geschäftsführer Heiner Will (rechts).
© Dirk Schnack
Wedel. Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) setzt die Standortbedingungen der heimischen Arzneimittelfirmen auf die Agenda. Auch mit den Möglichkeiten einer Rückverlagerung der Produktion von Asien in die Europäische Union (EU) will sich Günther beschäftigen. Konkrete Zusagen vermied er bei einem Besuch zum 50-Jährigen Firmenjubiläum des Unternehmens medac in Wedel aber.
„Wir versuchen, gute Bedingungen zu schaffen und haben ein Riesen-Interesse, dass ein Standort dieser Größenordnung bestehen bleibt“, sicherte Günther nach einem Informationsgespräch mit der Firmenspitze in Wedel zu. Medac beschäftigt rund 1900 Mitarbeiter weltweit, von denen rund 1200 im Kreis Pinneberg nördlich von Hamburg beschäftigt sind. Neben Medac gibt es eine ganze Reihe weiterer mittelständischer Arzneimittelfirmen in Schleswig-Holstein, die als Arbeitgeber für das Bundesland hohe Bedeutung haben.
Zu starke Abhängigkeiten vermeiden
Neben der wirtschaftlichen Bedeutung nannte Günther auch Sicherheit und Unabhängigkeit als wichtige Argumente für eine heimische Arzneimittelproduktion – nach seinen Angaben nicht erst seit der Corona-Pandemie. „Es ist nicht klug, wenn man von bestimmten Regionen abhängig ist“, sagte Günther unter Verweis auf die Herstellung in Asien. Zugleich machte der CDU-Politiker deutlich, dass die Produktion vor Ort nicht zu gleichen Tarifen wie in Niedriglohnländern erfolgen könne. „Ich bin bereit, dafür auch höhere Preise in Kauf zu nehmen. Ich glaube, dass die Bereitschaft dafür in der Gesellschaft steigt“, so Günther. Er sei überzeugt, dass die Unternehmen selbst für „konkurrenzfähige Preise“ sorgten.
Vage blieb Günther bei der Frage, wie das Land die Arzneimittelhersteller konkret unterstützen könnte. „Ich nehme das mit nach Kiel“, lautete seine Antwort. Auch das Unternehmen machte keine Detailangaben über die an den Ministerpräsidenten gerichteten Wünsche. Klar ist aber, dass die Industrie die Fokussierung der politischen Diskussion auf die Kostenseite der Arzneimittel aufbrechen möchte und bestrebt ist, den Blick stärker auf die Argumente für eine heimische Industrie zu lenken.
Welche Arzneimittel sollen in Europa produziert werden?
Medac hält eine weitgefasste Liste vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) für in Europa herzustellende Produkte für sinnvoll – mit Preisen, die eine Herstellung vor Ort auch erlauben. Das Unternehmen strebt außerdem an, dass diese Liste nicht nur Produkte umfasst, die in der Pandemie benötigt werden.
Ein Sprecher machte deutlich, dass medac hohes Interesse an einem Verbleib in Wedel als Zentrale und „Standort für Kompetenz“ sowie an einem Ausbau der Produktion in Dessau und Brünn habe.
Betont wurde bei Günthers Besuch auch die durchgehende und in Pandemiezeiten nicht unterbrochene Lieferfähigkeit des Unternehmens. Günther machte bei seinem Dank an die Mitarbeiter für deren Engagement deutlich, dass die Politik verstanden hat, dass diese Lieferfähigkeit nicht selbstverständlich ist.