Whistleblower-Hotline geplant

Misstände in bayerischen Pflegeheimen anonym melden

In Bayern können wohl bald Mitarbeiter und Angehörige Missstände in Pflegeeinrichtungen anonym melden. Damit will das Gesundheitsministerium auf jüngste Fälle von gravierenden Pflegemängeln in Heimen reagieren.

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Das bayerische Gesundheitsministerium will in Reaktion auf jüngste gravierende Pflegemängel in Heimen die Möglichkeit schaffen, anonyme Hinweise zu geben.

Das bayerische Gesundheitsministerium will in Reaktion auf jüngste gravierende Pflegemängel in Heimen die Möglichkeit schaffen, anonyme Hinweise zu geben.

© wsf-f / stock.adobe.com

München. Bayern plant, eine Whistleblower-Hotline für Pflegemängel einzurichten. Auslöser waren Missstände in Pflegeheimen eines italienischen Trägers in Augsburg und Schliersee.

„Man findet Mängel dann, wenn eine Beschwerde vorliegt, wenn man weiß, wo man hinsehen muss“, sagte Bernhard Opolony als Vertreter des Gesundheitsministeriums am Dienstag im Gesundheitsausschuss des Landtags.

Gleichzeitig kündigte er laut dpa an, dass der Freistaat eine Whistleblower-Hotline für Pflegemängel einrichten wolle. Es sei wichtig, dass eine entsprechende Stelle auch anonym zu erreichen sei. Angehörige verzichteten häufig auf eine Meldung, aus Angst, dass sonst später die Heimbewohner darunter leiden müssten.

Missstände in zwei Pflegeheimen

Bereits am Wochenende hatte Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) angekündigt, dass er die Qualitätssicherung in der Pflege mit einem Fünf-Punkte-Plan vorantreiben wolle inklusive einer „bayernweit gültigen Telefonnummer und Kontaktstelle unter dem Motto ‚Pflege SOS‘ beim Landesamt für Pflege“. Nähere Angaben, wie die Whistleblower-Hotline im Detail funktionieren wird, machte er nicht.

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Den Auslöser hatte ein Augsburger Pflegeheim geliefert, das durch einen Bericht des Bayerischen Rundfunks in die Schlagzeilen geraten war. Angehörige von Bewohnern, aber auch ehemalige Mitarbeiter hatten von immensen Missständen in der Pflege wie auch bei der Verpflegung der Senioren berichtet.

Hinzu kam ein Corona-Ausbruch, mehr als die Hälfte der zuletzt 86 Bewohner sowie auch zahlreiche Mitarbeiter wurden positiv getestet. Inzwischen sind die Senioren in umliegende Einrichtungen verlegt, das auf 120 Bewohner angelegte Heim wurde geschlossen.

Träger galt als besonders günstig

Opolony nahm im Gesundheitsausschuss auf den Fall Bezug und schilderte eine Kette von Problemen. Zunächst wurde demnach ein Heim in Schliersee des gleichen, als besonders günstig geltenden Trägers geräumt, ein Teil der Bewohner kam nach Augsburg, infolge stand das Augsburger Seniorenheim unter enger Beobachtung der Aufsichtsbehörden. Behördliche Anordnungen zur Einhaltung bestimmter Vorgaben wurden wohl teilweise befolgt, teilweise hätten sie wiederholt vorgebracht werden müssen.

Als es im Januar zum Corona-Ausbruch kam, bekam der Träger Probleme, ausreichend Personal zur Verfügung zu stellen und versuchte offenbar, Lücken mit Pflegekräften aus Italien zu füllen. Diesen aber fehlten Sprachkenntnisse, sie konnten mit den Heimbewohnern nicht kommunizieren. Teilweise hätten laut Opolony Kräfte der Fachaufsicht die Ausgabe von Medikamenten übernehmen müssen.

Neben der Einrichtung der Whistleblower-Hotline will Holetschek noch im Frühjahr ein Expertengespräch zur Verbesserung des Schutzes von Pflegeheimbewohnern ansetzen. Neben Vertretern der Pflegebedürftigen sollen auch die Prüfinstanzen und die Vereinigung der Pflegenden in Bayern eingeladen werden. (mic)

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