Sachsen

Personalvermittler soll Notärzte auf's Land zaubern

Viel Arbeit, wenig Geld. Immer weniger Klinikärzte in den ländlichen Regionen Sachsens sind bereit, Notarztdienste zu leisten. Ein Personalvermittler soll helfen.

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Einsatz eines Notarztwagens: In manchen sächsischen Regionen könnte bald die Besetzung fehlen.

Einsatz eines Notarztwagens: In manchen sächsischen Regionen könnte bald die Besetzung fehlen.

© Peter Atkins / fotolia.com

DRESDEN. Im sächsischen Vogtland gibt es nicht mehr genügend Klinikärzte, die am Notarztdienst teilnehmen, es soll deshalb ab August im Bereich Adorf auf die Hilfe eines Personalvermittlers zurückgegriffen werden. Das bestätigte Dr. Bernd Krämer, Ärztlicher Leiter des Rettungsdienstes Vogtland, auf Anfrage.

"Es ist ein Versuch, wir wissen noch nicht, ob er funktionieren wird." Die Teilnahme an 24-Stunden-Notarztdiensten ist in Sachsen freiwillig, der Sicherstellungsauftrag liegt bei den Kassen.

Doch den könnten sie vielerorts, vor allem in Plauen, nicht mehr erfüllen, sagt Krämer. Auf welche Vermittlungsagentur der Rettungszweckverband Südwestsachsen zurückgreift, wollte Krämer nicht sagen.

"Wir befinden uns noch in der Anfangsphase des Projekts und wollen uns etwas bedeckt halten."

Der Mangel an Notärzten ist in Sachsen schon länger ein Problem, fieberhaft wird in der Arbeitsgemeinschaft Notärztliche Versorgung (Arge NÄV), ein Zusammenschluss der Kassen, nach Lösungen gesucht.

Gefordert wird dabei die Unterstützung der Politiker. Die Arge NÄV hat bereits im vergangenen Jahr die Einbeziehung von freiberuflichen Notfallmedizinern angekündigt.

Ursache: wenig Klinikpersonal

Die aktuellen Maßnahmen in Adorf sind ein weiterer Schritt in diese Richtung, der Zweckverband agiert hier allerdings autonom. "Eine absolute Notlösung, die nur vorübergehend sein darf", sagt Bernd Krämer.

Ursache für den Notarzt-Mangel im Vogtland, aber das gilt wohl auch für die meisten anderen ländlichen Regionen des Freistaats, ist die ohnehin schon dünne Personaldecke in den Kliniken.

"Viele Häuser wollen oder können dann keine Ärzte für Notarztschichten freistellen." Doch auch die Motivation bei den Kollegen selbst sei nicht sehr groß. "Die Freizeit spielt eine größere Rolle", sagt Krämer, außerdem seien die finanziellen Anreize gering.

Ärzte werden pro Einsatz bezahlt, "und es ist nicht selten, dass es innerhalb von 24 Stunden nur zwei davon gibt". In den Großstädten stelle sich dies anders dar, weswegen dort bei einer größeren Personaldecke zusätzlich mehr Bereitschaft zu Notarztdiensten bestehe, so Krämer.

Kassen: Ist nur Notlösung

Noch sei die Situation für seinen Zweckverband zu bewältigen, sagt Krämer. Es gebe zwar Ausfälle von Diensten, die aber in aller Regel durch Notärzte umliegender Kreise kompensiert werden könnten. "Nur die Entwicklung bereitet mir Sorgen."

Bei der AOK Plus, Sachsens größter Krankenkasse, nennt Sprecherin Hannelore Strobel den Rückgriff auf einen Personalvermittler ebenfalls eine "Notlösung".

Es sei bis jetzt offen, "ob dieses Modell in anderen Regionen durch weitere Träger des Rettungsdienstes angewendet werden kann".

Sie verwies allerdings auch auf erfolgreiche Bemühungen der Arge NÄV, die den Notarztmangel bereits entschärft hätten. "Hält dieser positive Trend bis Ende des Jahres an, wird eine Besetzungsquote von über 99 Prozent erreicht." (tt)

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