Investitionsprogramm

Rheinland-Pfalz gibt Kliniken mehr Geld – Krankenhausgesellschaft übt dennoch Kritik

Auch die Krankenhäuser ächzen unter den Folgen der Inflation und gestiegenen Baukosten. Das Land greift ihnen finanziell unter die Arme - aber nicht ausreichend, wie die Krankenhausgesellschaft und die Opposition finden.

Veröffentlicht:
Kein Antrag, der in den vergangenen Jahren bewilligungsreif gewesen sei, ist abgelehnt worden: Clemens Hoch (SPD), Gesundheitsminister in Rheinland-Pfalz.

Kein Antrag, der in den vergangenen Jahren bewilligungsreif gewesen sei, ist abgelehnt worden: Clemens Hoch (SPD), Gesundheitsminister in Rheinland-Pfalz.

© Arne Dedert/dpa

Mainz. Mit insgesamt 142 Millionen Euro gibt das Land Rheinland-Pfalz den Krankenhäusern zwischen Westerwald und Südpfalz 2023 rund sechs Millionen mehr für größere und kleinere Bauvorhaben sowie Modernisierungen als im vergangenen Jahr. Diesmal seien als Förderschwerpunkte Pflegebereiche mit Intensivstation, Psychiatrien, OP-Bereiche, Ausbildungsstätten und bestimmte Funktionsbereiche wie Radiologien, Endoskopien oder Geburtshilfen benannt worden, erläuterte Gesundheitsminister Clemens Hoch (SPD) am Dienstag in Mainz. Die Krankenhausgesellschaft Rheinland-Pfalz (KGRP) hält die Förderung für zu niedrig, auch wegen Plänen auf Bundesebene.

Die Förderung teilt sich auf in 77 Millionen für größere bauliche Investitionen und 65 Millionen an Pauschalförderung. Letztere sei diesmal bereits zum 1. März ausgezahlt worden und nicht wie üblich im zweiten Halbjahr. Sie wird nach Fallzahlen auf die Häuser verteilt. Mit rund fünf Millionen Euro sollen bei bereits laufenden Bau- oder Modernisierungsarbeiten gestiegene Baukosten berücksichtigt werden.

Intensivkapazitäten werden ausgebaut

Mit 13,54 Millionen Euro fließt der größte Posten des Krankenhausinvestitionsprogramms in die Erweiterung und Modernisierung der Pflegebereiche einschließlich der Intensivstationen. „Wir bauen notwendige zusätzliche Intensivkapazitäten für die Behandlung der Patientinnen und Patienten, schaffen zusätzliche Bettenkapazitäten, wo sie notwendig sind und modernisieren die Stationen, um die Arbeitsbedingungen und die Unterbringung zu verbessern“, betonte Hoch.

Dabei würden auch Erkenntnisse aus der Corona-Pandemie etwa mit Blick auf zusätzliche Schleusen und eine geringere Zahl an Betten pro Zimmer berücksichtigt. Ähnlich viel Geld geht mit 13,23 Millionen Euro in Psychiatrien mit stationärem und teilstationärem Angebot.

Für die Förderung von Ausbildungsstätten werden 8,9 Millionen Euro zur Verfügung gestellt, sie werden gemäß der Zahl der besetzten Ausbildungsplätze in der Pflege oder Physiotherapie pauschal ausgezahlt. Größere Neubauten entstehen am Klinikum Idar-Oberstein und an der Asklepios Südpfalzklinik in Kandel, hierfür stehen laut Ministerium jeweils fünf Millionen Euro bereit.

Krankenhausgesellschaft vermisst Zukunftsperspektive

Trotz der Millionen übte die Krankenhausgesellschaft Kritik. Es fehle dem Krankenhausinvestitionsprogramm an einer Zukunftsperspektive, befand KGRP-Geschäftsführer Andreas Wermter. Das Plus von sechs Millionen Euro decke aber nicht mal die Inflationsrate ab. Es fehle auch mit Blick auf Reformbestrebungen der Bundesregierung im Krankenhausbereich an einer erkennbaren flankierenden Unterstützung.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) plant eine Reform, nach der das Kliniknetz in drei Versorgungsstufen eingeordnet und entsprechend finanziert werden soll – von der wohnortnahen Grundversorgung über eine zweite Stufe mit weiteren Angeboten bis zu Maximalversorgern wie Universitätskliniken. Wermter sagte, diese Reform werde zwangsläufig strukturelle Änderungen im Krankenhausbereich zur Folge haben. Dadurch entstehe ein zusätzlicher Investitionsbedarf von mindestens 500 Millionen Euro ab 2024.

Opposition nennt die Steigerung mikroskopisch

Auch die oppositionelle CDU-Fraktion übte Kritik. „Von zukunftsfesten Strukturen für die Krankenhäuser in Rheinland-Pfalz keine Spur“, befand der CDU-Obmann im Gesundheitsausschuss des Landtages, Torsten Welling. Die Lage der Krankenhäuser in Rheinland-Pfalz sei bedrohlich. „Die angekündigte mikroskopische Steigerung reicht weder aus, um die Inflationskosten noch die jahrelangen Versäumnisse auszugleichen.“

Hoch betonte indes, in den vergangenen Jahren sei in Rheinland-Pfalz stets bedarfsgerecht gefördert worden. Dafür halte er die Landesmittel für ausreichend. Kein Antrag, der bewilligungsreif gewesen sei, sei abgelehnt worden. Es fehle nicht an Fördermitteln, das zeige auch der überschaubare Abruf bei anderen Förderprogrammen, sagte Hoch. „Der Abfluss der Mittel stockt.“ (dpa)

Jetzt abonnieren
Mehr zum Thema

Gesundheitliche Prognose ungewiss

Gerhard Trabert kann vorerst nicht in den Bundestag einziehen

Das könnte Sie auch interessieren
Salesforce hilft Kliniken, die Versorgungsqualität zu verbessern

© Salesforce Germany GmbH

Value Based Healthcare

Salesforce hilft Kliniken, die Versorgungsqualität zu verbessern

Kooperation | In Kooperation mit: Salesforce Germany GmbH
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2024

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Eine Sanduhr, durch die Geldstücke fall

© fotomek / stock.adobe.com

Tag der Privatmedizin 2024

Outsourcing: Mehr Zeit für Patienten!

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Buch mit sieben Siegeln oder edles Werk? KI-Idee einer in Leder eingebundenen neuen Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ)

© KI-generiert mit ChatGPT 4o

Exklusiv Entwurf unter der Lupe

Das brächte Ihnen die neue GOÄ

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
In der Klinik Königshof in Krefeld werden Menschen mit psychischen Erkrankungen behandelt. Die digitale Terminvergabe über Doctolib senkt eine Hemmschwelle: Es fällt leichter, mit wenigen Klicks einen Termin zu buchen, als im direkten Gespräch am Telefon.

© St. Augustinus Gruppe

Unternehmensstrategie für Krankenhäuser

Patientenportal stärkt die Reichweite der Klinik

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
Patientenportale: Greifbarer Mehrwert für Klinik und Patienten

© MQ-Illustrations / stock.adobe.com

Digitalisierung von Krankenhäusern

Patientenportale: Greifbarer Mehrwert für Klinik und Patienten

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
Susanne Dubuisson, Product Leader in Health Tech beim E-Health-Unternehmen Doctolib.

© Calado - stock.adobe.com

Tools zur Mitarbeiterentlastung

Online-Termine gegen den Fachkräftemangel

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Tipps für die Praxis

So entwickeln Sie Ihre Arztpraxis strategisch weiter

Lesetipps
Bald nicht nur im Test oder in Showpraxen: Auf einem Bildschirm in der E-Health-Showpraxis der KV Berlin ist eine ePA dargestellt (Archivbild). Nun soll sie bald überall zu sehen sein auf den Bildschirmen in Praxen in ganz Deutschland.

© Jens Kalaene / picture alliance / dpa

Leitartikel

Bundesweiter ePA-Roll-out: Reif für die E-Patientenakte für alle

Husten und symbolische Amplitude, die die Lautstärke darstellt.

© Michaela Illian

S2k-Leitlinie

Husten – was tun, wenn er bleibt?

Die Ärzte Zeitung hat jetzt auch einen WhatsApp-Kanal.

© prima91 / stock.adobe.com

News per Messenger

Neu: WhatsApp-Kanal der Ärzte Zeitung