Pilotprojekt
Telemedizin soll Lungen- und Herzpatienten schützen
Um Komplikationen und Krankenhauseinweisungen gerade in Zeiten von COVID-19 zu vermeiden, sollen in einem telemedizinischen Pilotprojekt Hochrisikopatienten betreut werden.
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Die Gesundheitsdaten der Patienten werden an das telemedizinische Zentrum übermittelt und dort von den Ärzten ausgewertet.
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Gelsenkirchen. Ein Projekt, das in die Zeit passt: Das Institut Arbeit und Technik (IAT) und die Deutschen Gesundheitsdienste (DEGEDI) erproben die telemedizinische häusliche Betreuung von Patienten mit schweren Lungenerkrankungen wie COPD und mit Herzerkrankungen. Ziel ist es, Komplikationen und Krankenhauseinweisungen zu vermeiden, was in Zeiten der Corona-Pandemie besonders wichtig ist.
„Wenn man die Krankenhäuser entlasten will, dann ist das genau der richtige Ansatz“, sagt Stephan von Bandemer der „Ärzte Zeitung“. Er ist Projektleiter am IAT, das an der Westfälischen Hochschule Gelsenkirchen angesiedelt ist. Vor allem sei die Versorgungsform aber für die Patienten selbst positiv. „Wenn COPD-Patienten hospitalisiert werden, verschlechtert sich ihr Zustand dramatisch.“
Wenn die Erkrankten in der Häuslichkeit gut versorgt, eingestellt und beraten werden, sei das ein Vorteil für sie. „Unter den Bedingungen der Corona-Krise ist es für die Krankenhäuser und die niedergelassenen Ärzte sehr schwierig, diese Patienten angemessen zu versorgen“, betont von Bandemer.
„Patienten bleiben bei ihrem Arzt“
In dem Pilotprojekt, das über die Digitalisierungsinitiative des nordrhein-westfälischen Wirtschaftsministeriums gefördert wird, erhalten die Patienten mit Lungenerkrankungen ein Pulsoximeter und ein Spirometer sowie ein Modem. Es übermittelt die erfassten Daten an das telemedizinische Zentrum der DEGEDI in Bochum. Dort kümmern sich Internisten, Pneumologen und Kardiologen um die angemessene Versorgung der Patienten und prüfen, ob Interventionen notwendig sind.
Bei Patienten mit Herzerkrankungen werden der Blutdruck und das EKG gemessen, sie erhalten Trainingspläne zur Prävention. Für beiden Patientengruppen wurden spezielle Beratungs- und Betreuungskonzepte entwickelt.
Die Versorgung erfolgt in Abstimmung mit den behandelnden Ärzten, sagt der Projektleiter. „Die Patienten bleiben bei ihrem Arzt, die Telemedizin ist ein unterstützendes Instrument.“
Kurzfristiges Ausrollen möglich
Das auf drei Jahre angelegte Projekt startet zunächst im nördlichen Ruhrgebiet, die Initiatoren arbeiten nach Angaben von Bandemers eng mit einer pulmologischen Praxis in Herne und dem Augusta-Krankenhaus in Bochum zusammen. Die Vorbereitung läuft schon länger, jetzt beginnt die Einschreibung der Patienten, die ein halbes Jahr laufen soll. Zielgröße sind zunächst 200 Patienten. „Wir können das Projekt aber kurzfristig ausrollen.“
IAT und DEGEDI versuchen, die Rentenversicherungsträger und die Krankenkassen ins Boot zu holen. „Wir wollen zeigen, dass die telemedizinische Versorgung der Hochrisikopatienten medizinisch sinnvoll und ökonomisch vernünftig ist“, sagt von Bandemer. „Diese vulnerable Patientengruppe muss auch weiterhin gut versorgt werden“, fordert er.