Universität Jena

Thüringen stockt Medizin-Studienplätze auf

Der thüringische Landtag hat grünes Licht für mehr Medizin-Studienplätze gegeben. Kosten laut SPD: rund 4 Millionen Euro. Im Gespräch ist auch eine Ausweitung der Landarztquote auf 20 Prozent der Studienplätze.

Von Katrin Zeiß Veröffentlicht:
Zehn Prozent mehr Medizin-Studienplätze sollen im Winter 21/22 an der Uni Jena bereitstehen.

Zehn Prozent mehr Medizin-Studienplätze sollen im Winter 21/22 an der Uni Jena bereitstehen.

© Universität Jena / picture alliance

Erfurt. Thüringen weitet die Kapazitäten bei den Studienplätzen der Humanmedizin aus. Zum Wintersemester 2021/22 soll deren Zahl an der Universität Jena, der einzigen Hochschule mit einem Medizin-Studiengang in Thüringen, nach einem Landtagsbeschluss um zehn Prozent aufgestockt werden. Das entspricht 26 Studienplätzen. Den Antrag dazu hatte die rot-rot-grüne Regierungskoalition gemeinsam mit den Fraktionen von CDU und FDP eingebracht.

In dem Antrag wird die Landesregierung aufgefordert, die erforderlichen finanziellen Mittel im Landeshaushalt bereitzustellen und eine „bedarfsorientierte weitergehende Erhöhung“ zu prüfen. Die Erhöhung der Kapazität dürfte nach Berechnungen der SPD-Landtagsfraktion etwa 3,9Millionen Euro kosten.

Lundershausen: Nur ein erster Schritt

Die Debatte über mehr Medizin-Studienplätze im Kampf gegen den Ärztemangel läuft in Thüringen seit Jahren, gefordert wird dies von Landesärztekammer, Kassenärztlicher Vereinigung und Landeskrankenhausgesellschaft. Kammerpräsidentin Ellen Lundershausen begrüßte den fraktionsübergreifenden Beschluss als ersten wichtigen Schritt, dem allerdings noch weitere folgen müssten, um Medizin-Absolventen auch in Thüringen zu halten. Dazu gehörten Rahmenbedingungen wie Arbeitszeitmodelle, Kinderbetreuung und eine verbesserte Infrastruktur.

Steuerungsinstrumente, die verhindern sollen, dass junge Mediziner aus Thüringen abwandern, hatten zuvor die Diskussionen in den Landtagsausschüssen und Fraktionen bestimmt. Hauptsächlich ging es um eine „Landeskinderquote“, also eine Quote für aus Thüringen stammende Bewerber. Die SPD, von der der Vorschlag zur Aufstockung der Medizin-Studienplätze um zehn Prozent gekommen war, hatte dies ursprünglich vorgeschlagen. Wegen verfassungsrechtlicher Bedenken sei dies zurückgezogen worden, sagte die SPD-Abgeordnete Cornelia Klisch, selbst niedergelassene Ärztin.

Im Beschluss ist nun von einer „Haus- und Facharztquote in Höhe von sechs Prozent“ die Rede. In diesem Umfang sollen Studienplätze für Bewerber reserviert werden, die sich vorab verpflichten, nach dem Studium in von Unterversorgung betroffenen und bedrohten Gebieten zu arbeiten. Bereits jetzt mangele es manchen Thüringer Regionen weniger an Haus-, sondern an Fachärzten, sagte Klisch der „Ärzte Zeitung“. Die Landesregierung wurde zudem aufgefordert, eine künftig erweiterte Landarztquote von 20 Prozent zu prüfen.

Das ist auch innerhalb der rot-rot-grünen Fraktion nach wie vor umstritten. Eine Vorabquote, die Studierende direkt nach dem Abitur in eine mehr als zwölfjährige Abhängigkeit zwängt, „ist keine adäquate Lösung des Problems“, äußerte der Grünen-Abgeordnete Olaf Müller. „Studierende suchen sich nach ihrem Abschluss Arbeitsstellen, bei denen sie sich beruflich wie privat verwirklichen können. Dafür braucht es eben familienfreundliche Arbeitsmodelle und Orte, wo diese gelebt werden können.“

Kooperation mit Lehrkliniken

In dem Beschluss wird auch auf bestehende Steuerungsinstrumente, etwa die Stiftung für ambulante Versorgung mit Stipendien für bleibewillige junge Ärzte und der Anstellungen in Eigeneinrichtungen, verwiesen. Laut Beschluss soll die Wirkung dieser und anderer Maßnahmen untersucht werden. Zudem soll die Zusammenarbeit bei der praktischen Ausbildung von Uniklinikum Jena und akademischen Lehrkrankenhäusern intensiviert werden. Bis Jahresende soll die Landesregierung zudem prüfen, ob auch die Zahl der Zahnmedizin-Studienplätze an der Uni Jena um zehn Prozent aufgestockt werden kann, was einem Zuwachs im niedrigen einstelligen Bereich entsprechen würde. Auch eine Erweiterung der Studienkapazitäten in Pharmazie in Abhängigkeit von den vorhandenen räumlichen Voraussetzungen soll geprüft werden.

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