Saarland
Über 700 Kassenärzte im Südwesten wollen sich an Corona-Impfungen beteiligen
Die niedergelassenen Saar-Ärzte sind bereit, in den Praxen gegen Corona zu impfen und haben bereits einen genauen Plan.
Veröffentlicht:Saarbrücken. Die saarländischen Kassenärzte wollen ab April die Bevölkerung in großem Umfang gegen das Coronavirus impfen. „Das Gerüst dafür steht“, versicherte der stellvertretende Chef der KV Saarland, Dr. Joachim Meiser, am Mittwoch in einer Videokonferenz der KV-Vertreterversammlung. Mehr als 700 Kassenärzte hätten sich bereit erklärt, bei den Impfungen mitzumachen.
Im Saarland waren zuletzt öffentlich Forderungen laut geworden, die Kassenärzte unverzüglich an den Impfaktionen zu beteiligen. So hatte das Ambulante Ethik-Komitee der saarländischen Ärztekammer „den sofortigen Beginn“ der Coronaimpfungen durch die niedergelassene Ärzteschaft verlangt. „Es ist unerträglich, dass Menschen am Rollator oder im Rollstuhl in Regen und Kälte vor den Impfzentren anstehen müssen“, hieß es in einer Erklärung.
Bisher nur Modellprojekt
Die Landesregierung hatte die Kassenärzte Anfang März zunächst nur im Rahmen eines Modellprojekts mit sieben Praxen an den Impfungen beteiligt. Anschließend war der Verdacht laut geworden, die Politik wolle erst mal sehen, ob die niedergelassenen Ärzte eine solche Impfaktion auch stemmen können.
KV-Vize Meiser berichtete nun, dass im Saarland allein im April 200.000 Impfdosen erwartet werden. 80.000 davon könnten die niedergelassenen Ärzte verimpfen. Das sei zu schaffen“, so Meiser, „ohne sich zu verrenken“. Und für den Mai rechne man dann mit dreimal so viel Impfstoff.
Die Lieferketten würden dafür inzwischen aufgebaut. Die KV hat auch schon einen „Bestellplan“ vor Augen. Die Praxen sollten ihren Wochenbedarf an Impfstoff jeweils bis dienstags ihrer Apotheke melden, die die Impfdosen dann im Pharma-Großhandel bestellt. Anschließend kämen die Lieferungen dann in die Praxen.
Priorisierung plus Flexibilität
Auch wenn in den Praxen geimpft wird, soll nach den Vorstellungen der KV-Spitze an der Priorisierung festgehalten werden. Man brauche aber auch „Flexibilität“. Als Beispiel nannte Meiser die Situation, dass ein Hausarzt abends noch mRNA-Impfdosen übrig habe während im Wartezimmer mehrere Diabetes-Patienten sitzen. Dann sollte der Arzt über die Verteilung des Rest-Impfstoffs auch selbst entscheiden dürfen.
Aus der Vertreterversammlung kam allerdings die deutliche Aufforderung: Nach außen müsse klargemacht werden, dass es bei der Priorisierung bleibe. Die Kirkeler Allgemeinmedizinerin Dr. Gudula Zimper meinte, die Patienten hätten schon jetzt den Eindruck, dass die Priorisierung nicht mehr gelte. „Heute hat mich in der Praxis jeder Zweite darauf angesprochen“.
Auch der Vorsitzende des Saarländischen Hausärzteverbandes, Dr. Michael Kulas, warnte vor einer „Flexibilisierung“ der Kriterien. Das sei „ganz gefährlich“. „Die Patienten“, so Kulas, „denken dann, dass da was gebogen werden kann“.
Impfstoff nicht frei wählbar
Die Patienten wollten auch wissen, ob sie sich den Impfstoff aussuchen können, berichtete der St. Wendeler Hausarzt Dr. Axel Thiel. KV-Vize Meiser stellte aber klar: „Es wird keine Auswahlmöglichkeit geben.“
In der Diskussion seien derzeit zwei Bestell-Varianten: Entweder orderten die Ärzte nur ganz allgemein die Zahl der pro Woche benötigten Impfdosen. Bei Variante zwei könnten die Mediziner immerhin angeben, wie viele Dosen mRNA-Impfstoff und wieviel Vektorimpfstoff sie brauchen.